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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
Autoren: Robin Hobb
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würgte. »Ihr seht, er ist noch am Leben. Ich würde empfehlen, es für heute genug sein zu lassen, Majestät. Vorläufig dürfte er ohnehin nicht mehr imstande sein, Fragen zu beantworten. Er wird einfach das Bewusstsein verlieren.« Der nüchterne Befund eines Fachmanns. Wer immer es war, er legte mich wieder auf den Boden und ging.
    Ein Krampf schüttelte meinen ganzen Körper, was ein Anzeichen für die Wiederkehr meines alten Leidens war. Gut, dass ich Will außer Gefecht gesetzt hatte. In diesem Zustand wäre es mir unmöglich gewesen, meine Abschirmung weiter aufrecht zu erhalten.
    »Bringt ihn weg«, Befahl Edel angewidert und enttäuscht. »Das war heute reine Zeitverschwendung.« Die Stuhlbeine scharrten über den Boden, als er aufstand. Ich hörte und fühlte durch den Steinboden seine dumpfen Schritte, als er den Raum verließ.
    Irgendjemand packte mich an der Hemdbrust und zerrte mich auf die Beine. Der Schmerz er stickte mir den Schrei in der Kehle. »Du kleines Stück Mist«, giftete er mich an. »Hüte dich ja davor, einfach zu krepieren. Ich lasse mir wegen dir keine Peitschenhiebe verpassen, nur weil du vergisst zu atmen.«
    »Starke Drohung, Verde«, höhnte ein Kamerad. »Wie willst du’s ihm denn heimzahlen, wenn er tot ist?«
    »Schnauze. Auch dir werden sie dann genau wie mir die Knute zu schmecken geben. Schaffen wir ihn weg und machen hier sauber.«
     
    Ich war wieder in der Zelle und sah die kahle Wand. Sie hatten mich auf dem Boden abgeladen, mit dem Rücken zur Tür. Eine kleine Bösartigkeit von ihnen, so schien es mir. Etwas mehr Nächstenliebe und mir wäre die leidige Mühe er spart geblieben, mich herumzuwälzen, um nachzusehen, ob man mir frisches Wasser hingestellt hatte.
    Nein. Es war zu anstrengend.
    Kommst du endlich?
    Ich möchte gerne, Nachtauge, aber ich weiß nicht wie.
    Wandler, Wandler! Mein Bruder! Wandler!
    Was ist?
    Du hast so lange geschwiegen. Kommst du jetzt?
    Ich habe … geschwiegen?
    Ja. Ich glaubte, du wärst gestorben. Ich konnte dich nicht erreichen.
    Wahrscheinlich ein Anfall. Ich habe nichts davon bemerkt. Aber jetzt bin ich hier, Nachtauge.
    Dann komm zu mir. Schnell, bevor du stirbst.
    Ein Moment. Ich will sichergehen.
    Ich versuchte die Gründe abzuwägen, es nicht zu tun. Es musste welche gegeben haben, aber ich konnte mich an keinen einzigen mehr erinnern. Wandler. Mein eigener Wolf nannte mich so, wie auch der Narr oder Chade mich Catalyst - den Wandler - genannt hatten. Nun gut. Zeit, es war Zeit, für Edel einen Wandel herbeizuführen. Der letzte Trumpf, den ich noch ausspielen konnte, war zu sterben, bevor es Edel gelang, mich zu brechen. Wenn ich untergehen musste, dann allein; ich würde niemanden durch falsche Aussagen mit ins Verderben reißen. Ich hoffte, die Herzöge würden darauf bestehen, dass man ihnen meinen Leichnam zeigte.
    Ich brauchte viel Zeit, um den Arm vom Boden hochzuheben und auf meine Brust zu legen. Meine Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen, die Zähne locker. Ich führte die Ärmelmanschette an den Mund, spürte die kleine Wölbung des Blätterpäckchens zwischen den Stofflagen, biss so fest zu, wie ich konnte, und begann zu saugen. Der Geschmack des Carryme erfüllte meinen Mund. Es war nicht unangenehm, nur etwas scharf. Je mehr das Kraut die Schmerzen betäubte, desto kräftiger konnte ich an dem Stoff saugen. Lachhaft, aber ich war vor der Stachelschweinborste auf der Hut. Hätte mir gerade noch gefehlt, mich daran zu stechen.
    Es tut wirklich furchtbar weh.
    Ich weiß, Nachtauge.
    Komm zu mir.
    Ich versuche es. Hab noch einen Moment Geduld.
    Wie stellt man es an, seinen Körper zu verlassen? Ich versuchte meine körperliche Hülle zu ignorieren und mich nur noch als Nachtauge wahrzunehmen. Seine feine Nase. Wie er auf der Seite lag und hingebungsvoll an einem Schneeklumpen kaute, der zwischen den Ballen der Pfote festsaß. Zwischen den Ballen meiner Pfote , denn ich schmeckte den Schnee und wie ich da ran knabberte und leckte. Ich hob den Kopf. Es wurde Abend. Bald kam die Stunde der Jagd. Ich stand auf und schüttelte mich.
    So ist es richtig, ermunterte mich Nachtauge.
    Aber da war immer noch dieses dünne Band, das störende Wissen um meinen steifen, schmerzverzerrten Körper auf einem kalten Steinboden. Schon der Gedanke verlieh ihm Substanz. Ein heftiger Krampf schüttelte diesen Körper durch, dass Knochen und Zähne klapperten. Ein Anfall. Ein ziemlich heftiger dieses Mal.
    Plötzlich war alles so einfach,
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