Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
gegen mich prallen, aber wenigstens darin hielt ich stand. Will holte mit kurzen Atemzügen Luft und schnaubte sie dann verächtlich aus. Er kehrte zu Edel zurück.
    »Euer Majestät, was seinen Körper anbetrifft, kann man kaum mehr tun. Die Spuren wären auch noch nach einem Monat deutlich zu erkennen. Doch innerlich ist er ungebrochen. Schmerz kann ihn zwar ein wenig davon ablenken, sein Bewusstsein zu schützen, doch er ändert nichts am Potential seiner Gabe. Ich glaube nicht, dass es uns auf diese Weise gelingt, ihn gefügig zu machen.«
    »Danach habe ich dich nicht gefragt!«, erwiderte Edel barsch. Ich hörte, wie er sich bequemer zurechtsetzte. »Ah, das dauert mir alles viel zu lange. Meine Herzöge werden ungeduldig, ich brauche sein Geständnis noch heute.« Nach kurzem Schweigen fragte er beinahe niederträchtig: »Bei seinem Körper sind wir also fast zu weit gegangen, sagst du? Und was würdest du in Anbetracht dessen als nächsten Schritt vorschlagen?«
    »Lasst mich mit ihm allein. Ich kann aus ihm herausbekommen, was Ihr von ihm haben wollt.«
    »Nein.« Edels Ablehnung erfolgte kategorisch. »Ich weiß, was du von ihm haben willst, Will. Du siehst ihn als einen prallen Weinschlauch, bis obenhin angefüllt mit der Gabe, die du dir gerne einverleiben möchtest. Zum guten Schluss vielleicht wird sich noch eine Möglichkeit finden, dass du für dich nehmen kannst, was er nicht mehr braucht. Doch vorläufig nicht. Ich will, dass er vor den Herzögen steht und sich selbst des Verrats bezichtigt. Mehr noch, ich will, dass er vor dem Thron kriecht und um Gnade fleht. Ich will, dass er alle nennt, die gegen mich gewesen sind, und sie öffentlich beschuldigt. Vor Zeugen soll er sie denunzieren. Niemand wird bezweifeln, dass sie Hochverräter sind, wenn er es sagt. Soll Herzog Brawndy hören, wie seine eigene Tochter angeklagt wird, soll der ganze Hofstaat hören, dass Prinzessin Philia, die so laut nach Gerechtigkeit schreit, sich gegen die Krone verschworen hat. Und damit er selbst nicht leer ausgeht, soll unter seinen Anschuldigungen auch diese Kerzenmacherin - Molly - ihm zum Opfer fallen.«
    Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen.
    »Ich habe sie noch nicht gefunden, Majestät«, entfuhr es Will.
    »Schweig«, donnerte Edel. Fast hörte er sich an wie König Listenreich. »Willst du ihm Mut machen? Sie muss nicht hier sein, damit er sein Liebchen als Mitwisserin brandmarkt. Wir können in aller Ruhe weiter nach ihr suchen, während er mit dem Wissen in den Tod geht, dass sie ihm folgen wird, von ihm selbst ans Messer geliefert. Ich werde Bocksburg vom Misthaufen bis zur Turmspitze von allen säubern, die es gewagt haben, mir zu trotzen!« Er hob den Becher und prostete sich selber zu.
    Wie die Mutter, so der Sohn, er hörte sich ganz ähnlich an wie Königin Desideria, wenn sie zu tief ins Glas geschaut hatte. Ein Teil Großmaul, ein Teil erbärmlicher Feigling. Er fürchtete jeden, den er nicht kontrollieren konnte, und demnächst würde er sicher auch irgendwann unter seinen Stiefelleckern Heimtücke und Verrat wittern.
    Edel stellte den Becher mit einem Ruck hin und lehnte sich zurück.
    »Nun, dann machen wir weiter, nicht wahr? Kelfry, stell unseren Freund auf die Beine.«
    Kelfry war ein nüchterner Mann, der an seiner Arbeit keine Freude hatte. Er war nicht gerade sanft, aber auch nicht brutaler als nötig. Man merkte, dass er ein Binnenländischer war und nicht von Hod ausgebildet. Er stand hinter mir und hielt meine Oberarme umfasst. Wenn ich den Kopf mit einem Ruck nach hinten warf, konnte ich ihm die Nase brechen und vielleicht noch ein paar Vorderzähne ausschlagen, aber diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, erschien mir ungefähr so leicht machbar, wie mir selbst den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Ich fuhr mir mit der Zunge innen zwischen meinen Lippen und Zähnen entlang, hob den Kopf und schaute Edel an.
    »Ihr habt Euren eigenen Vater ermordet.«
    Edel erstarrte. Ein Ruck ging durch den Mann hinter mir. Ich machte mich in seinem Griff schwer und zwang ihn, mein ganzes Gewicht zu tragen.
    »Serene und Justin haben die Tat ausgeführt, aber Ihr habt sie angeordnet.« Edel erhob sich langsam.
    »Aber nicht, bevor Listenreich und ich zu Veritas gedacht hatten.« Ich bemühte mich, lauter zu sprechen; und die Anstrengung war so groß, dass mir der kalte Schweiß ausbrach. »Veritas lebt und weiß alles.« Edel kam auf mich zu und Will gleich hinter ihm her. Auf Letzteren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher