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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
Autoren: Robin Hobb
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Rudelherz? Er ist kein Bruder. Er schubst uns umher. Da ist Fleisch, ganz in der Nähe. Es ist entschieden. Wir gehen zum Teichufer. Hier. Irgendwo hier. Ah. Den Kadaver aus dem Schnee graben. Die Krähen sammeln sich, um darauf zu warten, dass wir uns satt gefressen haben.
    Nachtauge, Wandler. Kommt. Kommt jetzt. Bald wird es zu spät sein.
    Das rote Fleisch ist gefroren und knirscht bei jedem Bissen. Wir drehen den Kopf, um es mit den Backenzähnen von den Knochen zu schneiden. Eine Krähe wagt sich näher heran und landet auf dem Schnee. Sie legt den Kopf schräg. Zum Spaß machen wir einen Satz in ihre Richtung, sie flattert davon. Unser Fleisch, alles. Tage und Nächte voller Fleisch.
    Komm. Bitte komm. Bitte. Komm bald, komm jetzt. Komm zurück zu uns. Du wirst gebraucht. Komm, komm.
    Er geht nicht weg. Wir legen unsere Ohren zurück, aber wir hören ihn immer noch, komm, komm, komm. Mit seinem Winseln stiehlt er uns den Genuss an dem guten Fleisch. Genug.
    Wir haben vorläufig genug gefressen. Wir werden gehen, damit er Ruhe gibt.
    Gut, das ist gut. Komm zu mir, komm zu mir.
    Wir traben durch die hereinbrechende Dunkelheit. Ein Kaninchen richtet sich plötzlich auf, hoppelt über den Schnee davon. Sollen wir? Nein. Der Bauch ist voll. Weitertraben. Queren einen Menschenweg, eine kahle Schneise unter dem Nachthimmel. Wir tauchen schnell wieder in die Wälder, die ihn säumen.
    Komm zu mir. Komm. Nachtauge, Wandler, ich rufe euch. Kommt zu mir.
    Der Wald ist zu Ende. Unter uns ein baumloser Hang, dahinter eine Ebene, die keine Deckung bietet, zu offen ist. Der verharschte Schnee ist unberührt, doch am Fuß des Hügels sind Menschen. Es sind zwei. Rudelherz gräbt, während ein anderer zuschaut. Rudelherz gräbt angestrengt und schnell. Sein Atem dampft in der Kälte. Der andere hält ein Licht, ein zu grelles Licht, das die Augen erstarren lässt. Rudelherz hört auf zu graben. Er blickt zu mir hinauf.
    Komm, sagt er. Komm.
    Er springt in das Loch hinein, das er gegraben hat. Schwarze Erde, gefrorene Schollen liegen auf dem sauberen Schnee. Er landet darin mit einem dumpfen Aufprall, der wie jener von einem Hirschgeweih gegen einen Baumstamm klingt. Er kauert sich hin. Ein scharrendes Geräusch. Er benutzt ein Werkzeug, das hackt und gräbt. Wir setzen uns hin, um ihn zu beobachten, die Rute wärmend um die Vorderpfoten gelegt. Was hat das mit uns zu tun?
    Wir sind satt, wir können schlafen. Er hebt plötzlich den Kopf und sieht uns an.
    Warte. Nur noch einen Moment. Warte.
    Er knurrt den anderen an, der das Licht über das Loch hält. Rudelherz beugt sich nieder, und der andere greift zu, um ihm zu helfen. Sie heben etwas aus dem Loch. Bei dem Geruch von diesem Ding sträubt sich uns das Nackenfell. Wir springen auf, wir drehen uns im Kreis, wir können nicht fort. Plötzlich wird eine Angst gegenwärtig, eine Gefahr, eine Drohung von Schmerz, von Einsamkeit, von einem Ende.
    Komm. Komm zu uns herunter, komm. Wir brauchen dich jetzt. Es ist Zeit.
    Dies ist nicht Zeit. Zeit ist immer, ist überall. Du brauchst uns, aber vielleicht wollen wir nicht gebraucht werden. Wir haben Fleisch und einen warmen Platz zum Schlafen, was brauchen wir sonst? Wir werden dem Ruf folgen.
    Wir werden es beriechen, wir werden sehen, was es ist, das uns lockt und ruft. Den Bauch im Schnee, die Rute gesenkt, kriechen wir den Hügel hinunter.
    Rudelherz sitzt im Schnee und hält es in den Armen. Er winkt den anderen zur Seite, und jener weicht zurück, zurück, zurück und nimmt sein schmerzendes Licht mit sich. Wir rücken näher. Der Hang liegt jetzt hinter uns, alles ist kahl hier und ohne Deckung. Es ist ein weiter Weg zu einem Versteck, sollte sich plötzlich eine Gefahr zeigen. Aber nichts regt sich. Da ist nur Rudelherz und das Ding in seinen Armen. Es riecht nach Blut. Er schüttelt es wie wir ein Stück Fleisch. Dann reibt er es, knetet es mit den Händen, wie die Zähne einer Wölfin einen Welpen beknabbern, um ihn vor Flöhen zu befreien. Wir kennen den Geruch. Wir schieben uns näher heran. Näher.
    Was willst du?, fragen wir ihn.
    Komm zurück.
    Wir sind gekommen.
    Komm hierher zurück, Wandler. Er ist beharrlich. Sieh. Er hebt einen Arm, eine schlaffe Hand. Er zeigt uns einen Kopf, der leblos an seiner Schulter liegt. Er dreht den Kopf, zeigt uns das Gesicht. Wir kennen es nicht.
    Was ist das?
    Du bist es, Wandler. Es gehört dir.
    Es riecht schlecht. Es ist verdorbenes Fleisch. Wir wollen es nicht. Am Teich wartet
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