Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
sind verzogene Blagen berüchtigt dafür, daß sie schlecht mit ihresgleichen klarkommen.
    Das ließ nur noch ein paar Agenturen mit mysteriösen Namen offen, die alles bedeuten konnten — vom Mädchenhandel bis zum Begleitservice für reiche, alte Damen. Ich überließ meinen Fingern die Lauferei. Eine Stunde später, nach einigen entschieden merkwürdigen Unterhaltungen und einer Menge überflüssiger Aggressionen auf beiden Seiten, stieß ich auf Country Life. Eine eingehende Befragung entlockte ihnen die Information, daß sie Gouvernanten an weit abgelegene Häuser vermittelten.
    Bevor ich mich der Tortur unterzog, den Drachen anzugreifen, der die Tore von Country Life bewachte, rief ich Granger an und fragte, ob es Claire zuzutrauen sei, daß sie in den Busch ging.
    Er dachte einen Augenblick nach. »Sie ist niemals westlich von Parramatta gewesen, aber Louises Familie stammt vom Land. Sie hatten einen riesigen Besitz in Queensland. Aber wie kommen Sie darauf, daß sie in den Westen gegangen ist?«
    »Elaine Shumway hat ihr erzählt, daß Louise Selbstmord beging«, sagte ich. »Sie hatte in den letzten Monaten offensichtlich nur ihre Mutter im Kopf. Sie verhält sich nicht normal. Vielleicht ist sie da draußen, um nach Louises Vergangenheit zu suchen.«
    »Was hat Elaine Ihnen über den Selbstmord gesagt?« fragte er in gewollt beiläufigem Ton.
    Ich traute Granger nicht, also sagte ich: »Nicht viel, nur daß sie in ihrer Ehe nicht glücklich war und daß irgend etwas eine Krise auslöste...«
    »Ich nehme an, Sie werden sich fragen, warum ich Claire das nicht selbst gesagt habe«, sagte Granger. Ich wartete.
    Als er merkte, daß ich ihm nicht weiterhalf, sagte er: »Claire hat so schlimm auf den Tod ihrer Mutter reagiert, daß ich befürchtete, es noch schlimmer zu machen. Ich machte mir Sorgen um ihre seelische Gesundheit. Sie ist ihrer Mutter sehr ähnlich, und ich befürchtete, sie auch noch zu verlieren.«
    Das erste Gebot des Betrügers, dachte ich: Wenn man dir nicht glaubt, dann erzähle einen Teil der Wahrheit.
    »Da ist noch was anderes«, sagte ich. »Ich denke, ein besonderer Vorfall, irgendein schlimmer Schock hat Claire dazu gebracht wegzulaufen. Wissen Sie, was das gewesen sein könnte?«
    »Nein«, sagte er. »Sie war verletzt und wütend, als sie das über Louises Tod herausfand, aber ich dachte, sie würde darüber hinwegkommen.«
    Vielleicht war Granger ein altmodischer Gentleman, der noch daran glaubte, den Namen einer Dame aus allem heraushalten zu müssen. Was auch immer seine Motive sein mochten, er hatte offensichtlich keinerlei Absicht, mit mir über Miranda zu reden. Zum Teufel auch, es war sein Geld.
    Country Life betrieb seine Geschäfte aus einem Loch in der Wand eines alten Gebäudes am unteren Ende der Pitt Street heraus. Ein paar nicht ganz echt aussehende Zertifikate und das schmeichelhafte Annigoni-Porträt der englischen Königin kämpften um das bißchen Platz an der Wand, und ein paar fahle Topfpflanzen hauchten in der Finsternis ihr Leben aus. Alte Ausgaben von >Reader’s Digest< und >Illustrated London News< machten das Ambiente komplett.
    Ich fragte die mittelalte Empfangsdame mit dem bohrenden Blick, ob ich den Geschäftsführer sprechen könne. Ich sagte ihr, ich sei auf der Suche nach einer Gouvernante. Ich sah nicht aus wie ein Viehzüchter aus dem Busch, aber ich schien auch nichts verkaufen zu wollen, also entschied sie im Zweifel für den Angeklagten, zwängte ihre Hühneraugen in ihre Schuhe und verschwand im Allerheiligsten. Das Gouvernanten-Geschäft wirkte nicht besonders flott — vielleicht hatte Jane Eyre der Branche den Ruf versaut.
    Als ich schließlich genug davon hatte, die toten Fliegen in der Deckenbeleuchtung zu zählen, nahm ich mir eine Broschüre und entdeckte, daß Country Life nur Frauen mit Unterrichtserfahrung einstellte. Claire hatte keine, aber Miranda.
    Miss Trigg war um die Fünfzig, mit zu schwarzem Haar, zu weißem Gesichtspuder und der Art Allzweckaugen, die blitzartig von Sympathie auf Zynismus umschalten können. Sie sah so aus, als hätte sie ihre Ausbildung in einer Besserungsanstalt absolviert und dabei Joan Crawfords Widerstandsgeist gebrochen.
    Sie knipste gerade genug Charme an, um mich bei der Stange zu halten, falls ich es ernst meinte, aber nicht genug, um mich auf irgendwelche falschen Gedanken zu bringen.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr....« Sie konsultierte ihren Schreibtischkalender... »Mr. Fish?«
    »Ich suche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher