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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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sehr gesunden Überlebensinstinkt unterstellen, du nicht?«
    Ich mußte ihr beipflichten.
    »Wenn sie sich umgebracht hätte, dann müßte die Leiche inzwischen aufgetaucht sein, also versteckt sie sich wahrscheinlich irgendwo, fühlt sich verletzt und wartet darauf, daß jemand sie errettet.«
    Lizzie ist jederzeit den Preis eines Essens wert, sie ist absolut diskret und gerät niemals in Panik.
    »Was hältst du von Elaine Shumway«, fragte sie.
    »Wieso?«
    »Oh, sie ist gut verheiratet, ein Haufen Geld, alter Ehemann. Ich hab gehört, daß sie in Canberra ganz schönes Aufsehen erregt.«
    »Sie hat mir gefallen«, sagte ich. »Sie hat ne Menge Klasse, sieht aus wie eine Million Dollar und gab mir genau zu verstehen, mit wem ich es zu tun hatte.«
    »Ich glaube, du hast dich verliebt«, lachte Lizzie.
    »Schon wieder«, stöhnte ich.
    Eine »sehr, sehr dringende« telefonische Nachricht von Rosie Blake erwartete mich im Büro.
    »Es ist was ganz Unheimliches passiert«, sagte sie, als ich sie zu Hause anrief. »Es könnte was mit Claire zu tun haben.«
    »Was?«
    »Dieser echt komische Typ ist heute in meinem Tutorat für Englische Literatur durchgedreht. Fing an zu schreien, warf mit Gegenständen um sich und wollte sich mit allen anlegen...«
    »Yeah, aber was hat das mit Claire zu tun?«
    »Lassen Sie mich mal ausreden, ja! Der Tutor rief den Sanitätsdienst an, und als sie versuchten, ihn rauszuschleppen, sagte er ständig so ein Zeug wie >Ich wollte das nicht tun. Ich konnte nichts dagegen machen. Es tut mir leid.< Dann fiel mir ein, daß er die ganze Zeit immer um Claire herumschlich. Ich wollte, daß sie ihm sagte, er soll sich verpissen, weil er so ein Scheißtyp ist, aber sie war zu nett.«
    »Was ist denn das fürn Typ?«
    »Ein Versager. Immer ungewaschen, schmutzige Klamotten, grüne Zähne, keine Freunde. Er redete die ganze Zeit davon, daß er sich umbringen wollte.«
    »Hat sich denn keiner um ihn gekümmert?«
    »Nein, natürlich nicht. Die Hälfte der Kids in Englisch-Lit haben voll einen an der Klatsche.«
    Ich hatte nicht genügend Englischtutorate an der Uni besucht, um jemanden zu kennen, also mußte ich es ihr glauben: »Aber ist dieser Junge wirklich gefährlich?«
    »Ich weiß nicht, aber was, wenn Claire nicht abgehauen ist? Was, wenn dieser Irre ihr was getan hat? Sie könnte in seinem Garten vergraben sein. Mädchen werden nämlich manchmal ermordet, wissen Sie.«
    Ich wußte es. »Hat dieser Mensch einen Namen?«
    »Gary Jones.«
    »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Nein, das letzte, was ich hörte, war, daß sie ihn mit Largactil vollgepumpt und in irgendeine Psychoklinik gebracht haben. Ich weiß aber, wo er wohnt.«
    »Wo denn?«
    »Ich sage es Ihnen, wenn ich mitkommen darf.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Einbruch würde sich in Ihrem Lebenslauf nicht so gut ausmachen.«
    »Seien Sie nicht so bourgeois!«
    Ich änderte die Taktik: »Sie wollen mir dabei helfen, eine Leiche aus dem Garten auszugraben? Bei der Hitze?«
    Damit hatte ich gewonnen, aber ich mußte ihr versprechen, sie sofort zu benachrichtigen, wenn ich auf etwas Verdächtiges stieß.
    Es stellte sich heraus, daß Gary Jones sich in einem Reihenhaus in einer der eintönigen Seitenstraßen von Glebe eingemietet hatte. Auf der Straße rührte sich nichts, nicht einmal ein Blatt. Es gab auch gar keine Blätter, Bäume oder Blumen. Nur Beton und gelegentlich ein an den Vorgartenzaun gekettetes, demontiertes Motorrad.
    Ich ging um das Haus herum und stieg hinten durch das Waschküchenfenster ein. Die Küche sah aus wie ein Trümmerhaufen, übersät mit dem Abfall von hundert Mahlzeiten, Baked-Beans-Dosen quollen aus einem grünen Müllsack, Milch gerann in Papptüten, Haferflocken hatten sich in Schüsseln zu Beton verwandelt, und schmutziges Geschirr überschwemmte die Spüle und schmückte jede freie Fläche. Der Gestank drehte einem den Magen um. Meine Ankunft jagte eine Herde napalmresistenter Kakerlaken in die Flucht.
    Ich schob mich durch das muffige Wohnzimmer, in dem Verdunklungsdecken fast sämtliches Licht aussperrten, und kriegte fast einen Schlaganfall. Bei näherer Überprüfung erwies sich die nackte Frau, die in der Finsternis bewegungslos auf einem Stuhl saß, als Schneiderpuppe. Es wurde immer unheimlicher.
    Als mein Blutdruck wieder normal war, stieg ich die Treppe hoch. Das erste Zimmer war das normale Sumpfloch eines männlichen Studenten, graue Bettlaken, Haufen verschimmelter Socken und Unterwäsche,
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