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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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war«, sagte ich.
    »Oh«, sagte sie, und ich konnte sehen, wie sie sich fragte, wo um alles in der Welt ihre Schwester einem Prol wie mir hatte begegnen können. Es war nicht meine Angelegenheit, ihr zu sagen, daß ich im Vergleich zu manchen der »Firmenchefs«, die in Katy Kincaids Filofax aufgelistet waren, ein Heiliger war.
    Wir lächelten uns eine Weile sprachlos an; das einzige, was wir miteinander gemein hatten, waren der fette Barry und Schwester Katy, und beide Themen waren Minenfelder. Dann brach sie das Schweigen und sagte: »Kathleen ist bis morgen in Brisbane. Soll ich ihr etwas ausrichten?«
    »Sagen Sie ihr nur, daß ich in der Stadt bin und sie an-rufe, bevor ich abfahre.«
    Als ich zur Tür ging, sagte sie. »Mr. Fish, in Barrys Büro hat noch nie jemand gekündigt. Er hat keinem die Chance dazu gegeben.«
    Ich lachte. Die Lady war auf Draht. Das war sie wahrscheinlich schon immer gewesen, aber Leibwächter behandeln Politikerfrauen gewöhnlicherweise wie schwachsinnige Kinder, und ich hatte da keine Ausnahme gemacht.

    Normalerweise würde mich nichts auf der Welt dazu bringen, an die Gold Coast zu fahren. Ein Freund, der dort aufwuchs, besteht darauf, daß sie wirklich mal ein Paradies war, mit kilometerlangen, unberührten Stränden, Eternit-Ferienhäusern und mañana -Mentalität. Er behauptete, der Verfall habe eingesetzt, als ein progressiver Bürgermeister Politessen einführte und anfing, sich bei den Bauunternehmern einzuschmeicheln.
    Jetzt werden die Strände von Hochhäusern überschattet, gewaltige Flutwellen haben den Küstenbereich weggefressen, der Stadtrat muß Sand herankarren lassen, und auf einen Surfer kommen zehn Betrüger. Die Hochhaus-Appartements und die teuren Siedlungen entlang der Kanäle sind voller gelangweilter, verwirrter Oldies, die durch die fehlende Erbschaftssteuer, die Sonne und den falschen Schein angelockt wurden. Herumtreiber, Drogensüchtige, ausgerissene Kinder, profitgeile Mädchen und diverse andere Opfer und Raubtiere kämpfen am Rande mehr recht als schlecht um ihre Existenz.
    Manchmal glaubt man, es wären alle hierhergezogen, die man in seinem Leben gehaßt hat.
    Doch auch wenn die Küste vielleicht schon im Meer verschwindet, gibt es hier immer noch eine Menge Gold. An der Gold Coast gibt es ein Pionierfeeling, dort ist die Art von Gesellschaft, in der man neu geboren werden, die alte Haut abstreifen und sich an der Grenze eine neue aussuchen kann. Niemand stellt Fragen, und dein Wert wird eher daran gemessen, welches Auto du fährst und welches Etikett du an deinem T-Shirt hast, als an deinem Charakter.
    Was kann man schon über einen Ort wie die Coast sagen, außer daß ihre Schöpfer sie nach ihrem Ebenbild schufen, und sie wurde nun mal von Bauunternehmern geschaffen.
    Es war die Frau eines Bauunternehmers aus Sydney, die meine Reise zur Gold Coast bezahlte. Marika Martens hatte ihren Mann im Verdacht, seine immer häufiger werdenden Ausflüge in den Norden mit einer Geliebten zu unternehmen. Mrs. Martens wollte wissen, ob sie abserviert werden sollte, damit sie die Scheidung einreichen, sein Vermögen einfrieren und abkassieren konnte. Es war absolute Verschwiegenheit geboten, damit er nichts spitzkriegte und anfing, sein Geld außer Reichweite zu bringen, indem er es zum Beispiel in den Lücken des Gesellschaftsrechts versteckte oder an irgendein Flittchen abzweigte.
    Ich bearbeite gewöhnlicherweise keine Scheidungsfälle, aber ich machte eine Ausnahme, weil es ein Dienst an der Allgemeinheit war, Karl Martens um einige seiner unrechtmäßig erworbenen Einkünfte zu erleichtern — selbst für eine solche Hyäne wie seine Frau —, und außerdem brachte mich dieser Job endlich an die Gold Coast, wo Katy Kincaid mit den ironischen eisblauen Augen und dem verruchten Lachen einen teuren Modeladen besaß.

    »Syd!« kreischte Katy Kincaid, als ich sie am nächsten Morgen anrief. »Wann sehen wir uns?«
    »Wir können uns zum Mittagessen oder nach Geschäftsschluß treffen, wenn du willst«, sagte ich.
    Sie zögerte: »Warte eine Minute, ja?« Sie legte eine Hand auf die Sprechmuschel, und ich hörte, wie sie mit jemandem redete.
    »Könnten wir uns gegen halb eins im >The Palms< treffen? Margaret möchte mit dir sprechen.«
    Ich stöhnte. »Gott, ist sie immer noch sauer, weil ich ihr an den Arsch gepackt habe?« »Das hat nichts damit zu tun. Sie hat Sorgen. Sie hat ein kleines Problem.«
    »Cromer?«
    »Das wissen wir nicht. Wir hoffen, daß du
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