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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi
Autoren: emons Verlag
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gern, ob du
dieses Grübchen immer schon hattest. Aber im Moment … möchte ich gerade was
anderes tun als reden.«
    Pauls Mundwinkel zuckten. »Du bist wirklich unvergleichlich.« Er
zögerte nur noch eine Sekunde, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und sie
küsste, dass es Kassandra den Atem nahm und sich der Boden unter ihr auftat.
    Das Räuspern hinter ihr nahm sie erst wahr, als Paul sich langsam
von ihr löste. Ihr war schwindelig, sie hielt sich an ihm fest und hörte
gleichzeitig, wie jemand sagte: »Verzeihung, das ist vielleicht ein etwas
ungünstiger Moment, aber ich dachte, da ihr gerade hier seid und euch ja nun
mit so was auskennt …«
    »Ungünstiger Moment ist die Untertreibung des Jahrhunderts«, sagte
Paul, sichtlich hin- und hergerissen zwischen Ärger und Belustigung. »Was
willst du?«
    Bruno stand vor ihnen, in der einen Hand seine Angel, in der anderen
einen Turnschuh mit schwarzen Streifen und überlangen Schnürsenkeln. Den Schuh
hielt er ihnen entgegen. »Den hab ich gerade aus der Ostsee gefischt.«
    »Na, großartig. Ich seh schon die Schlagzeile: ›Sensation auf dem
Fischland: Schuh aus der See geangelt!‹ Bruno, bist du noch zu retten?«
    Kassandra ließ Paul nicht ganz los, machte aber einen Schritt auf
Bruno zu, beäugte den Schuh neugierig, schrak zurück – und trat wieder näher.
»Die Schlagzeile würde wohl eher lauten: ›Schuh mit Fuß aus der See geangelt‹«,
stellte sie mit belegter Stimme fest.
    »Wie bitte?« Paul warf nun ebenfalls einen genaueren Blick auf
Brunos Fund.
    Bruno grinste. »Eben. Aber vergesst nicht, die Polizei zu rufen,
bevor ihr versucht rauszufinden, wo der Rest von dem Mann abgeblieben ist.«
    Paul zückte sein Handy und reichte es Bruno. »Du rufst die Polizei
schön selbst. Wir halten uns komplett raus, du hast uns hier nicht gesehen,
klar? Komm, Kassandra, wir gehen.« Er wollte sie mit sich ziehen, aber sie
blieb stehen. »Was?«, fragte er.
    Kassandra biss sich auf die Lippen, sah zwischen Bruno, dem Schuh
und Paul hin und her. »Meinst du nicht …«, fing sie an.
    »Was?«, wiederholte Paul misstrauisch.
    »… dass das ganz interessant werden könnte?«
    Ungläubig starrte Paul Kassandra an. Und dann lachte er, lachte
dieses unglaubliche Lachen, das selbst den grausigen Schuh auf seltsame Weise
weniger grausig erscheinen ließ. »Kassandra, Liebes, mit dir hab ich mir was
eingebrockt!«
    Er nahm Bruno das Handy ab und wählte die 110.

Nachwort
    Die Geschichte der Wustrower Seefahrtschule ist eine
traditionsreiche. Sie beginnt 1846 mit der Gründung der Großherzoglichen
Navigationsschule – damals wird noch in einem Gebäude in der Großen Straße (der
heutigen Ernst-Thälmann-Straße) unterrichtet. 1849 wird das »graue Schloss am
Meer« am jetzigen Standort bezogen, ein für die damalige Zeit imposanter Bau,
der jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg bald nicht mehr den Anforderungen und
wachsenden Studentenzahlen gerecht wird. In den 1950er und 1960er Jahren entsteht
ein vollkommen neuer, großer Komplex mit mehreren Nebengebäuden, 1969 wird
durch einen Zusammenschluss mit einer anderen Hochschule die
Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow gegründet, ab 1970/71
findet die Grundlagenausbildung der Studenten auf dem Fischland statt. Nach der
Wende wird die IHS zunächst in die Universität
Rostock eingegliedert. 1992 dann endet die Geschichte der Seefahrtschule,
wie sie im Volksmund immer noch heißt, mit der Schließung des
Standorts Wustrow (ausführlich dazu siehe den Beitrag von Günther Weihmann in
der Festschrift zu 775 Jahre Ostseebad Wustrow 1235-2010 ).
    Seit der Schließung gab es viele Ausschreibungen, viele Vorhaben und
interessierte Investoren für die mögliche Nachnutzung des noch bestehenden
Teils des Komplexes. Auch zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Romans gab es
Pläne und sind Verhandlungen geführt worden. Normalerweise lege ich Wert auf
die Authentizität meiner Schauplätze – in diesem Fall jedoch möchte ich
wünschen, dass einmal die Realität die Fiktion einholt und bei Drucklegung
dieses Buches schon begonnen wurde, aus der Ruine der Seefahrtschule
etwas zu machen, was ihrem Andenken gerecht wird. Wustrow und den
Wustrowern ist es zu wünschen.
    Noch ein Wort zu den Beschreibungen der Ruine im Roman: Bis auf
wenige Ausnahmen habe ich die Seefahrtschule genau so geschildert,
wie ich sie bei der Begehung mit Herrn Kurdirektor Dirk Pasche
gesehen habe. Der Keller ist tatsächlich ein Labyrinth
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