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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi
Autoren: emons Verlag
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all das Beweismaterial gegeben
hätte, das sie forderte, hätte sie diese Zeit zum Nachdenken nicht gehabt, und
ich hätte sie vielleicht für immer verloren. Das wollte ich vermeiden. Als ich
endlich freikam, wurde mir allerdings auch bewusst, dass Tina mich genauso in
der Hand hatte. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie mich verraten können. Es wäre
ein Risiko für sie gewesen, aber verzweifelte Menschen reagieren nicht immer
rational. Wer wusste das besser als ich? Deshalb hab ich mir das Alibi von
Susanne Boes verschafft.«
    »Du hättest mich nie so lieben dürfen«, sagte Tina, endlich doch ein
klein wenig Mitleid in ihrer Stimme. »Ich war zu der Erkenntnis gelangt, dass
ich nur an das Material komme, indem ich dir vorspiele, im Grunde dasselbe zu
fühlen wie du. Aber als ich wieder zur Seefahrtschule kam, war es zu spät. Da
standen Kassandra und Jonas Zepplin.«
    »Deren Einmischung brachte mir ziemlich viel Ärger«, sagte Menning.
»Immerhin erfuhr ich von den Kollegen, was Kesting erzählt hatte, und konnte
den Keller entsprechend herrichten. Aber genützt hat das wenig, weil Kay
argwöhnisch wurde und irgendwann nicht mehr nur die Seefahrtschule, sondern
mich persönlich im Visier hatte.« Er wandte sich an Kassandra. »Ich wäre
niemals auf die Idee gekommen, dass er sich ausgerechnet mit Ihnen zusammentut.
Was hat er Sie verabscheut! Ich hab ihn nie so fuchtig gesehen wie in dem
Moment, in dem wir erfuhren, wer Sie sind. Er muss sich sehr überwunden haben.«
    »Das lag an Ihrem Verhalten. Er war schon ein kleines bisschen
misstrauisch, bevor wir richtig ins Spiel kamen.«
    Menning nickte verstehend. »Als ich mitbekam, was er machte, wusste
ich nicht, wie viel er hatte und ob er mit jemandem seine Erkenntnisse teilte.
Aber ich musste was tun, bevor es ganz zu spät war.«
    »Danach blieb es ruhig, bis ich Susanne Boes aufs Auge gedrückt
bekam«, sagte Tina. »Und gestern rief mich Freese an und erzählte mir von
diesem irren Plan. Man muss sich das vorstellen: Ihr bittet ausgerechnet mich
um Hilfe. Aber wenn ich mich geweigert hätte, hätte das sehr merkwürdig
ausgesehen. Ich konnte mir zwar denken, dass Arnold bisher geschwiegen hatte,
weil er immerhin einen Mord begangen hat – und vielleicht, weil er mich immer
noch liebte. Aber ich wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn es ihm selbst
an den Kragen ging.«
    »Ich hätte alles für dich getan«, bekräftigte Arnold, was er an
diesem Abend schon einmal gesagt hatte. Er sah niemanden dabei an. »Ich habe alles für dich getan.«
    Kassandra schaute sich um. Fast alle Blicke ruhten auf Arnold, nur
die von Tina und Menning waren ineinander versunken, und Degenhard starrte vor
sich hin. Die Stille wurde jäh unterbrochen durch das Eintreffen mehrerer
Beamter, die Unruhe und Hektik verbreiteten. Menning und Tina wurden abgeführt.
Degenhards Abgang bekam Kassandra kaum mit, weil Arnold in Begleitung von zwei
uniformierten Polizisten vor ihr stehen blieb und zwischen ihr und Paul hin und
her sah. »Du und der Genosse Oberst«, sagte er rau. »So was.« Einer der Beamten
schob ihn vorwärts, und er ließ es widerspruchslos geschehen.
    Kassandra sah ihm noch nach, als Johannsen zu ihnen trat. »Wir
müssen ausführlich miteinander reden, aber nicht mehr heute Abend. Bitte rufen
Sie mich an.« Er verschwand gemeinsam mit Westphal, Meinard und Verena Steiner
– und auf einmal schien alles nur ein Alptraum gewesen zu sein. Der Garten lag
ruhig da, auf der Terrasse waren noch immer der Grill und die Salatschüsseln
aufgebaut, als würde die Party gleich weitergehen.

27
    Die Party war vorbei. Alles war vorbei. Kassandra ließ sich auf
einen Gartenstuhl fallen und starrte in den Nachthimmel.
    Dreieinhalb Stunden zuvor hatten Jonas, Paul und Heinz Jung das
Rinderblut vom Boden des Anbaus gewischt und dort alles in den ursprünglichen
Zustand zurückversetzt. Kassandra und Violetta hatten die Terrasse aufgeräumt
und die Salate in den Kühlschrank gestellt, obwohl Kassandra sicher war, nichts
davon noch mal anrühren zu können.
    Heinz Jung hatte sich verabschiedet und Kassandra einen Blick
zugeworfen, der sicher etwas Ähnliches bedeutete wie das, was Johannsen gesagt
hatte: Wir müssen reden, aber nicht mehr heute. Sie hatte gelächelt und
genickt. Danach war Violetta gegangen. Kassandra konnte sich nicht erinnern,
sie jemals so in sich gekehrt erlebt zu haben.
    Paul war nach Ribnitz aufgebrochen. Er hätte Susanne Boes genauso
gut anrufen und sie am
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