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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive
Autoren: Fabio Genovesi
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dritte und die vierte Beziehung, und schließlich gewöhnst du dich dran. Es ist nicht so, dass du nicht mehr leidest, aber du gewöhnst dich ans Leiden.
    Vielleicht hatte ja Mazinga recht mit seiner Bemerkung, als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Ich habe ihn besucht, nachdem sie ihn aus dem Krankenhaus entlassen hatten, damit er zu Hause sterben konnte. Er war im Pyjama, sah mich an und lächelte, und ich fand, dass er zum ersten Mal angezogen war wie Leute in seinem Alter. Vielleicht kam er mir deshalb so alt vor. Er schwieg, weil er schwer Luft bekam, und nur um irgendetwas zu sagen, fragte ich ihn, ob es sehr nervig sei, sich zum Sprechen immer dieses Mikrofon an den Kehlkopf zu halten. IM-LEBEN-GEWÖHNT-MAN-SICH-AN-ALLES-FIORENZO-AN-DIE-SCHÖNEN-UND-AN-DIE-SCHLECHTEN-DINGE-ABER-DAS-LEBEN-IST-EIN-REINFALL-SO-ODER-SO.
    Hab ich das jetzt richtig verstanden? Weiß nicht. Aber dass man sich an alles gewöhnt, das stimmt.
    Ich habe mich auch an den Gedanken gewöhnt, dass Metal Devastation niemals die Welt in Trümmer legen wird, nicht Italien und nicht mal dieses elende Nest. Aber verfluchte Kacke, wir spielen trotzdem weiter, und wir werden immer härter. Einmal pro Woche hauen wir alles kurz und klein. Sogar einen neuen Gitarristen haben wir gefunden, Federico, Stefaninos Freund. Anfangs mussten sie ihre Beziehung geheim halten, weil Stefano mittlerweile PR-Manager des Papstes ist und sich oft im Vatikan aufhält. Eines Tages aber ist er damit herausgerückt und hat gesagt Wenn ich hier runterfahre, möchte ich meinen Freund mitnehmen, und wenn das nicht geht, dann kündigt mir, ich finde sofort einen Diktator in Asien, der mir das Doppelte zahlt . So kam es raus, auch hier im Dorf, aber es hat weiter niemanden gekümmert, weil ohnehin längst alle wussten, dass Stefanino auf Männer steht. Nur Giuliano und ich nicht.
    Giuliano hat anfangs ein paar Witze gerissen und das Gesicht verzogen, aber dann hat er gehört, wie Federico spielt, und nichts mehr gesagt. Jedenfalls bis zu dem Tag, als Federico vorgeschlagen hat, Keyboards dazuzunehmen, um mehr Atmosphäre zu schaffen. Da hat Giuliano ihn mit einer Kanonade von Beleidigungen überschüttet, und von Keyboards war nie mehr die Rede.
    Und heute Abend bei der Feier von Mirkos Weltmeistertitel spielt Metal Devastation. Der Bürgermeister war vehement dagegen, ebenso der Kultur- und Tourismusdezernent. Doch dann hat Mirko angerufen und gesagt, wenn wir nicht mit von der Partie sind, kommt er nicht.
    Mirko hat auch gesagt, dass er ein paar Tage hier verbringen will. Zwar nicht sofort, denn erst mal muss er diesen ganzen Zirkus mit Interviews und Fernsehauftritten hinter sich bringen, aber er will bald mal für eine ganze Woche nach Muglione kommen. Er lebt jetzt in Sevilla, hat sich aber hier ein Haus gekauft. Ich habe ihn gefragt, ob er spinnt und was um Himmels willen er mit einem Haus in Muglione will. Und er meinte, die Grundstückspreise hier seien so niedrig, dass ein Haus in Muglione billiger ist als ein Wohnwagen. Und dann könne er mich wenigstens besuchen kommen.
    Obwohl mein Vater sich einbildet, dass er seinetwegen kommt. Mein Vater, der ihn trainiert und in der Altersklasse der U 23 zum Erfolg geführt hat, ist jetzt der Guru des Jugendradsports. Die Profimannschaften suchen seinen Rat, wenn es um junge Talente geht, und er hat sogar eine Kolumne in der Zeitschrift »Radsport« mit dem Titel Was versteht ihr schon von Radrennen? , in der er sich jeden Monat mit jemand anderem anlegt.
    Er hat aufgehört zu trinken, zumindest versteckt er die Flaschen gut, wenn ich ihn besuchen komme. Denn ich bin nicht mehr nach Hause zurückgekehrt, sondern in der Kammer geblieben und hatte mich inzwischen ganz gut an sie gewöhnt. Dann wurde dieses fabelhafte Gesetz zur Legalisierung von Schwarzbauten verabschiedet, und ich hab mir über dem Laden eine Wohnung bauen lassen. Wenn ich morgens aufwache, bin ich in zwei Minuten bei der Arbeit. Oft stehen schon Leute vor dem Laden und warten auf mich.
    Mit Heavy Metal habe ich zwar nicht den Durchbruch geschafft, mit dem Angeln aber schon. Die neue DVD meiner mehrteiligen Reihe über die unspektakulärsten Angelplätze der Welt kommt demnächst heraus. Ich habe auch schon eine DVD über die Kanäle von Muglione gemacht, über die Sümpfe der südlichen Toskana und die Abflusskanäle des Arno, und sie verkauft sich prächtig.
    Ich wollte die Serie Entdecke deine heimatlichen Gewässer nennen, aber man hat sich für
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