Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
einen halben Meter langen durchsichtigen Behälter hervor, der mit einer orangefarbenen und einer purpurroten Flüssigkeit gefüllt war, die sich nicht miteinander verbanden. In Windeseile steckte er den Behälter auf einen länglichen Sockel und entriegelte eine kleine Sperre. Der im Sockel befindliche Uhrwerksmechanismus begann zu schwirren, woraufhin der durchsichtige Behälter sanft hin und her geschaukelt wurde. Die dichte purpurrote Granitlavamasse wälzte sich unter der orangefarbenen Schicht im Zeitlupentempo in winzigen Flutwellen. »Ich habe sogar mal probiert, da einen kleinen Surfer reinzustecken, aber andauernd kippen die Dinger um und schmelzen. Na ja, außerdem ist es auf diese Weise auch entspannender, finde ich, oder was meinst du? Oh …!« Als Flagit nach oben schaute, bekam er eine volle Ladung brodelnd heißen Atems ins Gesicht. »Nun ja, also dann hätte ich da noch so einen Einfall, dem zufolge man mit einer Stahlkugel, die am Ende einer Schnur hängt, kleine Steinkegel umwerfen kann … Nein? Nicht so gut? Ähm … du hast völlig recht, wirklich blöde Idee von mir. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe …«
    »Was du dir dabei gedacht hast, möchte ich allerdings auch gern mal wissen!« brüllte Nabob. »Mit logischem Denken kann es jedenfalls nichts zu tun gehabt haben. Als ich dir vorschlug, d’Abaloh mit etwas zu erfreuen, das ihm nach einem schweren Tag der Teufelei beim Entspannen helfen könnte, hatte ich an etwas drastischere Dinge gedacht. An eine neue Folter zum Beispiel, die er dem Höllenkreis hinzufügen könnte, oder an …«
    »Was wäre mit einem Satz funkelnagelneuer Forkenschleifer?« unterbrach ihn Flagit. »Oder wie wär’s hiermit?« Grinsend zog er das Bild eines bärtigen Mannes aus dem Sack, der über das ganze Gesicht strahlte. »Dieses Bild könnte doch hervorragend als göttliche Dartscheibe dienen, findest du nicht?«
    »Nein, nein!« kreischte Nabob mit unheilverkündender Stimme. »Verdammt und zugenäht! Ich bin ruiniert! Meine ganze Karriere ist im Arsch! Seirizzim wird ohne Gegenkandidat Oberleichenbestatter, und ich zähle bis ans Ende seiner Amtszeit Gotteslästerer im Büro. Ich bin ruiniert. Völlig ruiniert! Und das ist allein deine Schuld!« Plötzlich schlug Nabobs von Selbstmitleid geprägte Stimmung in Zorn und Rachegelüste um. Sein anfangs von Furcht gezeichneter Gesichtsausdruck verzog sich zu einer spöttischen Fratze niederträchtiger Entschlossenheit. »Jjjjjaaaaaa!« fauchte er, schnürte Flagit die Kehle zu und drückte ihn gegen die Wand. »Das ist allein deine Schuld! Deine Dämlichkeit ist schon fast mitleiderregend!« Nabobs bedrohliches Grinsen rutschte in die Nähe eines Ultimatums. »Ich will dir eine einfache Frage stellen, Flagit. Was, glaubst du, wird dir passieren, wenn ich aufgrund völlig unvorhersehbarer Umstände den Posten des Oberleichenbestatters von Mortropolis zufälligerweise nicht bekomme, hmmm?«
    Trotz Nabobs atemberaubender Drohungen und des Würgegriffs verschlug es Flagit nicht die Sprache, und er antwortete entschlossen: »Ähm …!« Weiter kam er allerdings nicht.
    »Denk darüber nach!« brüllte Nabob. »Aber nicht zu lange. Ich will Ergebnisse sehen. Und um welche zu finden, hast du noch genau eine Woche Zeit!« fauchte er tyrannisch und schleuderte Flagit durch den Lagerraum. Dann stürmte er wutschnaubend hinaus, die dreißig Meter lange Treppe hinunter und krachte mit voller Wucht in eine Traube vorbeitrottender Fußgänger hinein. Gleich darauf machte er auf dem Absatz kehrt, raste die Treppe wieder hinauf, steckte erneut den Kopf durch die Tür und brüllte: »Und unternimm endlich etwas gegen diese … diese Kreaturen da unten! Überall wimmelt es von denen!«
     
    Alea zog ihr rotes Nachthemd hoch, steckte es geübt hinter das Gummiband ihres Schlüpfers, klemmte sich ein Holzmesser zwischen die neunjährigen Zähne, überprüfte das Seil und holte Schwung. Der Wind wehte durch ihr zotteliges Haar, als sie im hohen Bogen zwischen den Dachbalken schwang. Diesmal würde sie an den Schatz herankommen. Niemand konnte sie mehr daran hindern.
    Mit einem kaum hörbaren dumpfen Schlag landete sie auf dem staubigen Dachsparren der Druckerei und verharrte dort in der Hocke, während sie die Entfernung zum ›Himmelsland‹ berechnete.
    Würden wir das ›Himmelsland‹ vom kritischen Standpunkt der Erwachsenenlogik heraus betrachten, sähen wir ein von staubbedecktes Holzbrett, das mittels einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher