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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage
Autoren: Andrew Harman
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hielt inne. Laute Stimmen, die eine hitzige Diskussion führten, schallten durch die Tür.
    »Versteht doch, ich mache die Regeln nicht! Er macht nämlich gar keine Hausbesuche!« schrie die Sprechstundenhilfe, die ebenso wütend wie gelangweilt klang.
    Mancini schauderte. Die Baroneß war wieder da. Sie mußte es einfach sein. Schließlich war sie seine einzige Kundin und der einzige Mensch in ganz Venasht, der reich genug war, sich Haustiere zu halten. Und sie war als einzige blöd genug, um ein Katzentörchen zu haben, das so groß war wie ein Scheunentor.
    »Ich habe eine lange Reise gemacht, um Herrn Mancini zu sprechen«, sagte eine tiefe, volltönende Stimme. Männlich. Sie hatte einen eigenartig klimpernden Beiklang. Mancinis Interesse stieg um ein Grad an, sein Ohr zuckte in Richtung Tür.
    »Ich habe viel über Herrn Mancinis Fähigkeiten gehört«, fuhr die Stimme fort. »Ich möchte wirklich gern kurz mit ihm sprechen.«
    Es klang nicht gut. Er vernahm Redewendungen, wie sie im allgemeinen nur Steuerprüfer verwendeten. Mancini warf einen Blick auf das Gürteltier auf der Werkbank und sah in seinem Inneren ein Häuflein glitzernder Münzen.
    »Tut mir leid, er ist gerade im Operationssaal«, sagte die Sprechstundenhilfe. Sie unterstrich ihre Worte mit dem kurzen Kratzen einer Nagelfeile.
    »Ich möchte über die Zukunft sprechen«, sagte der Mann.
    Damit hat sich die Sache erledigt, dachte Mancini. Reden zahlt sich nicht aus. Schon gar nicht über die Zukunft und den unsinnigen alchimistischen Kram. Wenn er so viel von mir gehört hat, müßte er doch wissen, daß ich mich zu sowas nicht mehr hergebe. Jedenfalls nicht mehr seit dem ›Schwarzen Dienstag‹.
    Mancini brüllte aus dem ›Operationssaal‹: »Sag ihm, er soll abhauen. Ich bin fürs Handlesen zu sehr beschäftigt. Er soll im nächsten Jahrhundert wiederkommen.«
    »Herr Mancini, seid Ihr es?« fragte die Stimme mit einem leisen Klimpern.
    »Ja, und ich bin sehr beschäftigt. Meine Kristallkugel ist beim Pfandleiher! Hinterlaßt alle Angaben zum Patienten, ich befasse mich damit, sobald ich Gelegenheit dazu habe.«
    »Es gibt keinen Patienten. Mir geht es nicht ums Handlesen, Séancen oder so etwas«, antwortete der Fremde und äußerte schon wieder einen klimpernden Laut. Irgendwie metallisch. Weiches Gelbmetall … Mancini stellte plötzlich fest, daß sein Interesse an dem toten Gürteltier auf unerklärliche Weise geschwunden war … Viele kleine, runde Scheiben aus weichem Gelbmetall … »Ich möchte lediglich mit dem besten Kunst-Umwelt-Techniker im Schatten der Talpa-Berge sprechen!« fuhr der Fremde im Tonfall eines Menschen fort, dessen Liste akzeptabler Antworten auf gestellte Forderungen keine Negativformen enthielt. Ein Mann, dem es ums Geschäft ging. Und ein Mann, der wußte, wovon er sprach.
    Noch bevor Cheiro Mancini richtig wußte, was geschah, war er auf den Beinen und strebte zur Tür. Der Wohlklang klimpernder Karat zog ihn gierig vorwärts. Seine Sicht bewölkte sich gelb, als sei hinter seinen Augen plötzlich die Sonne aufgegangen.
    Sekunden später wurde die Tür des ›Operationssaals‹ aufgestoßen, Hände schossen heraus, griffen eifrig zu und schlossen fast ebenso schnell das Portal. Eine alte Farbflocke flatterte ins Wartezimmer hinab, das nun plötzlich des Goldes, des Muffenstocks und des großen Mannes entleert war.
    »Cheiro Mancini, Alchimist und KUT?« fragte der Fremde und schwenkte einen Beutel, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Mancinis Blicke fuhren, so wie sich der Beutel bewegte, auf und nieder, und seine Aufmerksamkeit war gebannter als die eines hungrigen Hühnerhundes, der nach einem gut abgehangenen Fasanenpaar geifert. »Der bin ich. Aber weniger Alchimist, wenn Ihr gestattet«, sagte er geistesabwesend, während er hemmungslos versuchte, den Inhalt des Beutels abzuschätzen, das Ergebnis durch die Dichte von Gold teilte, die Zahl mit der Unterhaltung zu Karat multiplizierte, dies wiederum in Kröten wechselte und auf eine Ziffer kam, hinter der eine wohltuend große Anzahl von Nullen standen.
    Er hüstelte verlegen und wetzte zur Tür hinaus.
    »Schon gut, meine Liebe«, sagte er und schaute die Sprechstundenhilfe mit giererfüllten Augen an.
    »Aber er hat doch keinen Termin …«
    »Es ist gut.«
    » … und auch keinen Patienten …«
    »Geh nach Hause.«
    »Aber es ist noch zu früh.«
    »Nach Hause!« brüllte Mancini skalpellschwenkend und deutete zur Tür.
    Als die kurzberockte
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