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Fiona

Fiona

Titel: Fiona
Autoren: Jude Deveraux
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werden, daß ich aussehe wie eine nubische Sklavin, und mein Haar wird nur so wimmeln vor Ungeziefer, mit dem ich Eure hübschen Kleider verseuche. «
    Miles sah sie wieder einen Moment stumm an, ehe er sprach: »Das Zelt ist von Männern umstellt, und ich werde nach draußen gehen. Wenn Ihr versucht, zu fließen, wird man Euch zu mir zurückbringen. « Damit ließ er sie allein.
    Wie Miles sich gedacht hatte, erwartete Sir Guy ihn bereits vor dem Zelt. Miles nickte einmal, und der Hüne folgte ihm unter die Bäume.
    »Ich schickte zwei Männer nach Kleidern«, sagte Sir Guy. Als Miles’ Vater starb, war er neun Jahre alt, und auf dem Totenbett bat sein Vater die Familie, den jungen Knaben in die Obhut von Sir Guy zu geben, da er zuweilen in seiner eigenen Familie wie ein Fremder war. Miles besprach alles mit Sir Guy, wenn er sich einem anderen Menschen anvertrauen wollte.
    »Wer ist sie? « erkundigte sich Sir Guy, eine Hand auf der Rinde einer gewaltigen alten Eiche.
    »Fiona Chatworth. «
    Sir Guy nickte einmal. Das Mondlicht zeichnete unheimliche Schatten auf die Narbe, die quer über sein Gesicht lief.
    »Dachte ich es mir doch. Das entspricht Lord Pagnells Sinn für Humor, eine Chatworth einem Montgomery auszuliefern. « Er hielt inne und sah Miles lange an. »Geben wir sie morgen ihrem Bruder zurück? «
    Miles ging ein paar Schritte von dem Hünen fort. »Was weißt du von ihrem Bruder, Edmund Chatworth? «
    Sir Guy spuckte heftig aus, ehe er antwortete. »Verglichen mit Chatworth ist Pagnell ein Heiliger. Chatworth liebte es, Frauen zu quälen. Er pflegte sie zu fesseln und dann zu vergewaltigen. In der Nacht, als er ermordet wurde — und Gott segne den Mann, der die Tat vollbrachte —, schnitt sich eine junge Frau in seiner Kammer die Pulsadern durch. «
    Sir Guy sah zu, wie Miles die Fäuste ballte, und bereute seine Worte. Miles liebte Frauen über alles in der Welt. Schon hunderte Male hatte Guy Miles von einem Mann trennen müssen, der es gewagt hatte, einer Frau wehzutun. Schon als Junge hatte er erwachsene Männer angegriffen, und wenn sein Zorn entflammt war, hatte Guy alle Mühe, Miles festzuhalten. Erst im letzten Jahr hatte Guy nicht mehr verhindern können, daß Miles einen Mann tötete, der seine Frau ohrfeigte. Der König hätte Miles für diese Tat fast gerichtet.
    »Ihr Bruder Roger ist nicht wie Edmund«, sagte Sir Guy.
    Miles wirbelte mit schwarzen Augen zu ihm herum.
    »Roger Chatworth vergewaltigte meine Schwester und ist schuld an ihrem Selbstmord. Hast du das vergessen? «
    Guy wußte, daß man am besten schwieg zu dem Thema, das Miles erzürnte, wenn man ihn besänftigen wollte. »Was gedenkst du mit dem Mädchen zu tun? «
    Miles wandte sich ab und fuhr mit der Hand über die Borke eines Baumes. »Weißt du, daß sie den Namen Montgomery haßt? Wir sind unschuldig an all den bösen Gefühlen zwischen den Montgomerys und Chatworth’; und doch haßt sie uns. « Er wandte sich wieder Sir Guy zu. »Mich scheint sie ganz besonders zu hassen. Wenn ich sie berühre, empfindet sie Ekel. Wischt sich die Haut mit dem Tuch ab, wo ich sie anfaßte, als hätte ich sie beschmutzt. «
    Als es Sir Guy endlich gelang, seinen Mund wieder zu schließen, wäre er vor Lachen fast herausgeplatzt. Soweit es überhaupt möglich war, liebten Frauen Miles noch mehr als er sie. Als Kind war er ständig von Mädchen umlagert gewesen, und das war einer der Gründe, warum Miles in die Obhut von Sir Guy gegeben wurde - damit aus ihm auch wirklich ein Mann wurde. Doch Guy hatte von Anfang an erkannt, daß es an der Männlichkeit des jungen Miles nichts zu zweifeln gab. Er mochte nur Frauen. Es war ihm angeboren wie die Liebe zu einem guten Pferd oder zu einem scharfen Schwert. Zuweilen konnte Miles’ absurde sanfte Behandlung von Frauen zu einem Ärgernis werden, zum Beispiel nach einer Schlacht, wenn er jedem, der eine Frau notzüchtigen wollte, die Todesstrafe androhte; doch alles in allem war er in Ordnung. Sir Guy hatte sich angewöhnt, mit dieser Schwäche des Jungen zu leben.
    Doch Sir Guy hatte nie, noch nie von einer Frau gehört, die nicht bereit war, ihr Leben für Miles zu opfern. Junge, alte, Frauen in der Blüte ihrer Jahre, sogar Mädchen hingen sich an ihn. Und Fiona Chatworth wischte sich die Haut ab, wo er sie berührt hatte!
    Sir Guy versuchte, diese Mitteilung in eine Perspektive zu bringen. Vielleicht war es wie die erste Niederlage in einer Schlacht. Er streckte den Arm aus und legte eine
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