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Fiona

Fiona

Titel: Fiona
Autoren: Jude Deveraux
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sowieso die Jungfrauenschaft nehmen. Was macht also ein Tag für einen Unterschied? «
    Fiona sammelte den Speichel in ihrem Mund und spuckte ihn dann in sein Gesicht. Als er die Hand hob, um sie ins Gesicht zu schlagen, stach der Schmerz wie mit tausend Nadeln in ihren wunden Körper, während sie dem Schlag geschickt auswich und zu laufen begann. Doch mit gebundenen Händen kam sie nicht schnell voran, und John holte sie spielend leicht ein. Er packte, was noch von ihrem Rock übriggeblieben war, so daß sie wieder stürzte und mit dem Gesicht auf den Boden schlug.
    »Du hinterhältige kleine Schlampe! « rief er keuchend, drehte sie um und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihren Leib. »Dafür wirst du mir büßen. Ich habe versucht, dich fair zu behandeln, doch jetzt hast du eine Tracht Prügel verdient. «
    Fionas Hände und Arme waren unter ihrem Körper festgeklemmt, und obwohl sie sich mit all ihrer Kraft zu beherr-sehen versuchte, trieb ihr der Schmerz die Tränen in die Augen. »Du wirst es nicht wagen, mich zu schlagen, nicht wahr? « sagte sie mit zuversichtlicher Stimme. »Pagnell würde es nämlich erfahren, und dann bekämst du deine Prügel. Männer wie du riskieren nie, ihr kostbares Selbst einer Gefahr auszusetzen. «
    John legte die Hände auf ihre Brüste und preßte seine Lippen auf ihren Mund; doch Fiona zeigte nicht die geringste Reaktion. Enttäuscht löste er sich endlich von ihr und ging wütend zurück zu den Pferden.
    Fiona setzte sich auf und versuchte, ihre Ruhe wiederzugewinnen. Sie verstand es meisterhaft, ihre Gefühle zu verschleiern, und nun wollte sie ihre ganze Kraft für die Heimsuchung auf sparen, die ihr bevorstand.
    Montgomery! Der Name dröhnte in ihrem Kopf. Über allen Schrecken, allen Angstvorstellungen ihres Lebens schien der Name Montgomery als Ursache zu stehen. Ein Montgomery war schuld, daß ihre Schwägerin ihre Schönheit und fast ihren ganzen Verstand verloren hatte. Ein Montgomery hatte über ihren älteren Bruder Schande gebracht und das Verschwinden ihres Bruders Brian ausgelöst. Und indirekt war auch ein Montgomery schuld daran gewesen, daß sie nun eine Gefangene war.
    Fiona war Gast bei der Hochzeit einer Freundin gewesen und hatte zufällig mitgehört, wie ein berüchtigter Verführer, den sie ihr ganzes Leben gekannt hatte, Pagnell, von seinem Vorhaben sprach, eine hübsche kleine Sängerin einem seiner korrupten Verwandten auszuliefern, damit sie als Hexe verurteilt werden sollte. Als Fiona dieses Mädchen zu retten versuchte, hatte Pagnell sie beide überwältigt und beschlossen, Fiona ihrem Feind auszuliefern, einem Montgomery. Pagnell hielt das für einen großartigen Spaß, und vielleicht wäre die Sache nicht so schlimm gewesen, wenn die Sängerin nicht mit einer großmütigen, aber absolut törichten Geste kundgetan hätte, daß sie irgendwie mit einem Montgomery verbunden war.
    Pagnell hatte Fiona gefesselt und geknebelt, sie in eine schmutzige Zeltplane eingewickelt und seinem Lakaien, John, befohlen, sie diesem heißblütigen Miles Montgomery auszuliefern, der berüchtigt war für seine ausschweifende, satyrhafte Lebensweise. Fiona wußte, daß der jüngste, ein Jüngling von erst zwanzig Jahren, gerade zwei Jahre älter als sie selbst, der schlimmste der vier Montgomery-Brüder war. Sogar in dem Frauenstift, in dem sie die letzten Jahre lebte, hatte sie Geschichten von Miles Montgomerys Liebesabenteuern gehört.
    Man hatte ihr erzählt, daß er mit sechzehn Jahren seine Seele an den Teufel verkauft habe und seither eine unheimliche Gewalt über Frauen besäße. Fiona hatte über diese Geschichte gelacht, jedoch niemandem den Grund ihrer Heiterkeit verraten. Sie glaubte, daß dieser Miles Montgomery sich eher wie ihr toter Bruder Edmund verhalten und den Mädchen einfach befohlen hatte, ihm zu Willen zu sein. Es war eine Schande, daß dieser Montgomery-Samen offenbar sehr fruchtbar war, denn es ging das Gerücht, er habe hundert uneheliche Kinder gezeugt.
    Vor drei Jahren hatte ein junges Mädchen, Bridget, das Stift verlassen, wo Fiona sich häufig aufhielt, um in der alten Burg der Montgomerys als Magd zu arbeiten. Sie war ein hübsches Mädchen mit großen dunklen Augen und schwingenden Hüften. Zu Fionas Verdruß benahmen sich die anderen Bewohner des Stiftes abwechselnd so, als wäre das Mädchen eine angehende Braut oder ein Menschenopfer. Am Tag vor ihrer Abreise verweilte Bridget zwei Stunden in der Zelle der Priorin, und bei der
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