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Fiona

Fiona

Titel: Fiona
Autoren: Jude Deveraux
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erkundet.
    Sie lehnte sich zurück. Die Zelle wurde nur vom Mondlicht erhellt, doch selbst in diesem spärlichen Licht konnte sie, als sie sein Hemd auseinanderfaltete, alle seine Narben sehen. Während sie mit der Fingerkuppe darüberfuhr, sagte sie: »Du hattest keine Narben, als ich dich kennenlernte, und alle diese Wunden hast du meinetwegen empfangen. «
    Er küßte die Innenseite ihrer Hand. »Ich werde dir ein paar Narben abgeben — Narben, die dich an die zwanzig Kinder erinnern, die du mir gebären wirst. Nun möchte ich, daß ihr beide euch ausruht, weil der Morgen vermutlich… neue Ereignisse bringen wird. «
    Die wichtigste Sorge ihres Lebens war gewesen, Miles gesund wiederzusehen, und als sie sich nun gegen ihn lehnte und wußte, er war stark und wohlauf, war sie zufrieden. Sie schloß die Augen und schlief sofort ein. Nicht so Clarissa. Sie hatte nicht eine so lange Reise hinter sich wie Fiona und war nicht so müde. So schloß sie die Augen und hielt still, doch ihre Gedanken rasten.
    Nach einer Stunde, als das frühe Licht der Dämmerung sich in die Zelle stahl, löste sich Miles vorsichtig von den beiden Frauen und ging zum Fenster. Durch halbgeöffnete Lider beobachtete Clarissa ihn und seine etwas unbeholfenen Bewegungen.
    »Komm zu mir, Clarissa! « flüsterte er und überraschte sie mit seinem Wissen, daß sie wach war.
    Clarissa stieg vorsichtig über die schlafende Fiona hinweg, und als sie an Miles’ Seite trat, zog er sie an sich, ihren Rücken an seine Brust gelehnt. »Du hast viel riskiert, um mich zu retten, Clarissa, und ich danke dir dafür. «
    Sie lächelte und legte ihre Wange an sein Handgelenk. »Ich bin daran schuld, daß man uns gefangen nahm. Der Herzog war in England gewesen, als ich dort als Sängerin auftrat. Er erinnerte sich an mich und auch daran, gehört zu haben, ich sei nun mit einem Montgomery verheiratet. Was glaubst du, hat Alicia gesagt, als sie statt deiner Roger auf dem Dach auftauchen sah? « Sie drehte sich in seinen Armen um. »Glaubst du, ihnen ist die Flucht gelungen? Keine Wächter warteten unten bei den Seilen, nicht wahr? Raine wird uns zu Hilfe kommen? «
    Mit einem Lächeln drehte er ihr Gesicht wieder dem Fenster zu. »Ich weiß, daß sie zu meinen Brüdern durchgekommen sind. Schau dort hinüber, nach Westen. «
    »Ich sehe nichts. «
    »Siehst du nicht die kleinen Funken im Morgendunst? «
    »Ja«, sagte sie aufgeregt. »Was bedeuten sie? «
    »Ich könnte mich täuschen, aber ich glaube, es sind Männer in Rüstungen. Und schau mal dort hinüber, nach Norden. «
    »Noch mehr Funken! Oh, Miles. « Sie drehte sich um, schlang die Arme um seine Rippen und ließ ihn dann plötzlich wieder los. »Du bist schlimmer verletzt, als du es Fiona eingestehen wolltest«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Er versuchte zu lächeln, aber damit konnte er den Schmerz in seinen Augen nicht verdrängen. »Willst du ihr das sagen und ihr neue Sorgen bereiten? Hat sie nicht genug Tapferkeit bewiesen, daß sie vor all diesen fremden Männern tanzte? « sagte er stolz.
    »Ja«, antwortete Clarissa und wandte sich wieder dem Fenster zu. So standen sie beieinander, als der Tag hereinbrach, und beobachteten die kleinen Stecknadelköpfe aus Licht, die wuchsen und immer näher kamen.
    »Wer sind diese Leute? « fragte Clarissa. »Ich weiß, daß es auch Montgomerys in Frankreich gibt; aber es müssen ja Hunderte von Rittern sein, die da heranziehen. Wer sind die anderen? «
    »Ich zweifle, daß es andere sind«, antwortete er. »Die Montgomerys sind über ganz Frankreich verstreut, und in Spanien und Italien haben wir auch Verwandte. Als ich noch ein Knabe war und mir meine ersten Sporen verdiente, störte es mich, daß ich nirgendwo hingehen konnte, ohne einem Onkel oder ein paar Vettern zu begegnen, die mich bevormundeten. Doch nun glaube ich, daß es nichts schöneres gibt als eine so zahlreiche Verwandtschaft. «
    »Da muß ich dir Recht geben. «
    »Dort! « sagte er und streckte den Arm aus. »Hast du das gesehen? «
    »Nein, ich sah nichts. «
    Er grinste vergnügt. »Das ist es, worauf ich gewartet habe. Da ist es wieder! «
    Flüchtig, nicht einmal eine Sekunde, sah Clarissa nun einen Blitz zwischen den Funken.
    »Es ist das Banner meines Onkels Etienne. Wir haben uns immer lustig gemacht über das Montgomery-Banner, das er mit sich führt. Es ist fast so groß wie ein Haus, doch Etienne behauptet, schon der bloße Anblick dieser drei goldenen Leoparden würde die meisten
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