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Fiona

Fiona

Titel: Fiona
Autoren: Jude Deveraux
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setzten sie sich, um auszuruhen, wobei jede sich in Gedanken mit den kommenden Gefahren auseinandersetzte. Fiona erwähnte mit keiner Silbe ihre Furcht vor der Berührung von Männern, und Judiths Höhenangst kam auch nicht mehr zur Sprache.
    Als die Dämmerung hereinbrach, sank Judith auf die Knie und begann zu beten, und alsbald folgten die anderen drei Frauen ihrem Beispiel.

Kapitel 20
    Clarissa war es, die für die größte Überraschung bei den Frauen sorgte. In den letzten Tagen hatte sie kaum ein Wort gesagt und sich von ihren entschieden auftretenden, schönen Schwägerinnen herumkommandieren lassen, ohne zu klagen oder selbst etwas beizusteuern. Doch sobald Clarissa ein Musikinstrument in der Hand hielt und aufgefordert wurde, etwas vorzutragen, übertraf sie ihre Schwägerinnen an Eifer und Einsatz bei weitem.
    Judith und Alicia, die sich mit schmutzigen, ihre Schönheit verbergenden Lumpen verkleidet hatten, tauchten in der Prozession unter, die Clarissa und Fiona in den großen Saal des Schlosses begleitete. Fiona, die die Hüfte schwenkend durch ein Spalier von Männern ging, zog bereits mit ihrem reizvollen Körper die Blicke aller Anwesenden auf sich. Sie trug ein billiges, schreiend buntes Flittergewand, dessen exotischer Schnitt allein schon gereicht hätte, die Blicke auf sich zu lenken.
    Sobald Clarissa die große Halle des alten Schlosses betrat, gab sie einen Ton von sich, der alle zum Aufhorchen brachte. Alicia und Judith hatten noch nie den vollen Umfang von Clarissas Stimme gehört, und sie blieben einen Moment stehen und hörten ehrfürchtig zu.
    »Ich gebe dir den Takt an«, flüsterte Clarissa Fiona ins Ohr. »Du nimmst den Rhythmus mit deinem Körper auf. «
    Alle sahen nun auf Clarissa und die schöne Frau neben ihr. Jählings senkte Clarissa ihre Stimme zu einem Pianis-simo, und sogleich holten die Zuschauer wieder Luft und begannen mit einer Mischung aus Gelächter und Applaus sich zwanglos in der Halle zu bewegen. »Jetzt! « zischte Judith Alicia zu, und die beiden Frauen verschwanden in einem dunklen Loch in der Wand.
    Sie warfen ihre schweren Röcke über die Arme und eilten die alte Wendeltreppe hinauf, zwei Treppen, drei Treppen, und als sie sich dem Kopfende der Treppe näherten, warnte sie ein Geräusch, und sie drückten sich flach gegen die Wand. Während sie angestrengt lauschten, warteten sie auf den Wächter, der jeden Moment aus einem Durchgang hervortreten konnte.
    Judith deutete auf einen breiten, rußgeschwärzten Riß in der Mauer zu ihrer Linken, der von dem Wächter nicht eingesehen werden konnte. Sie schlüpften lautlos in die Mauerbresche. Ratten beschwerten sich quiekend, und Alicia schleuderte mit dem Fuß eines von diesen häßlichen Biestern die Treppe hinunter.
    Am Kopfende der Treppe befand sich eine Falltür — eine verschlossene Tür.
    »Verdammt! « flüsterte Judith. »Wir brauchen einen Schlüssel. «
    Doch noch ehe sie den Satz ausgesprochen hatte, tastete Alicia an dem Rand der rechteckigen Falltüre entlang, und als sie mit dem Finger die vordere Schmalseite abtastete, drehte sie sich um und zeigte Judith ein triumphierendes Lächeln, daß ihre Zähne und Augen in der Dunkelheit weiß leuchteten. Alicia zog an einem eisernen Bolzen, und die Tür ließ sich leicht nach innen bewegen. Noch ein lautes Quieken, daß sie regungslos verharrten und nach unten horchten; doch keine Schritte klangen auf der Treppe auf. Sie quetschten sich durch die Öffnung der Falltür und standen auf dem Dach.
    Einen Moment lang blieben sie keuchend stehen und atmeten tief die kühle Nachtluft in die Lungen. Als Alicia sich Judith zuwandte, sah sie, daß die zierliche Frau mit furchtsamen Augen die Zinnen betrachtete.
    »Laß mich gehen«, sagte Alicia.
    »Nein. « Judith schüttelte den Kopf. »Wenn etwas passiert und ich dich wieder auf das Dach hinaufziehen müßte, brächte ich das nicht fertig. Aber du bist dafür kräftig genug. «
    Alicia nickte, weil sie einsehen mußte, daß Judiths Erklärung richtig war. Und so gingen sie nun daran, ihre äußeren, groben Wollröcke auszuziehen und das dicke Seil abzuwickeln, das an der Innenseite der Röcke befestigt war. Judith hatte vier Frauen angeheuert, die den ganzen Nachmittag an diesen Röcken arbeiteten. Nun fiel das Mondlicht auf ihre Plaidröcke, blau-und grünkarierte Muster von Alicia und das golden-und braunkarierte Muster von Judith.
    Sobald Alicias Seil wie eine zusammengerollte Schlange vor ihr lag, ging sie am
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