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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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die Unfallstationen und Notaufnahmen der Krankenhäuser verständigt.«
    Ich nickte. »Kann nicht schaden, aber ich bezweifle, dass Sie ihn dadurch kriegen.«
    »Wie sollen wir ihn denn kriegen, Anita? Wie fängt man so einen ein?«
    Ich sah ihn an. »Haben Sie oben mal nachgefragt, was sie von der Idee halten, seine Spur mithilfe von Werwölfen zu verfolgen?«
    »Sie haben es verboten.«
    »Vielleicht sind sie jetzt aufgeschlossener.«
    »Meinen Sie denn, Ihre Freunde lassen sich von mir an die Leine nehmen und bleiben nett und friedlich?«
    »Ehrlich gesagt würde ich die Leine lieber selber halten.« Mein Handy klingelte, und ich zuckte zusammen. Ich schnippte es auf und hörte eine Stimme, die ich nicht kannte. So oft rede ich nicht mit dem Polizeipräsidenten.
    Im Laufe des Gesprächs sagte ich oft »Jawohl, Sir« und »Nein, Sir«. Dann summte das Handy, und ich war mit Zerbrowski allein, der mich anstarrte. »War Ihr Gesprächspartner der, von dem ich denke, dass er es war?«
    »Wir haben einen Gerichtsbeschluss zur Hinrichtung von Van Anders.«
    Zerbrowski riss die Augen auf. »Sie werden sich ihm nicht allein nähern!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hatte ich auch nicht vor.«
    Seinem Gesicht nach glaubte er mir nicht. Ich musste ihm wirklich mein Ehrenwort geben, dass ich nicht versuchen würde, Van Anders ohne Rückendeckung den Garaus zu machen. Aber die hatte ich schon. Der Polizeipräsident hatte mir am Telefon gesagt, dass dem Vorschlag, Van Anders mithilfe von Werwölfen zu verfolgen, stattgegeben worden sei. Ich hatte Rückendeckung – falls sich Richard überzeugen ließ.
    Ich bat um einige Asservatenbeutel aus Plastik und stürzte mich auf die Schublade, in der Van Anders seine Schmutzwäsche aufbewahrte. Ich trug Handschuhe, aber nicht, um meinen Geruch nicht daran zu hinterlassen, sondern weil ich auf keinen Fall etwas anfassen wollte, das Van Anders berührt hatte. Ich packte die Kleidungsstücke in die Beutel. Hoffentlich reichten sie aus, um die Werwölfe auf seine Spur zu setzen. Wir würden hierher zurückkehren und unten am Gebäude beginnen. Van Anders war nach oben geklettert, aber irgendwo musste er wieder heruntergekommen sein.
    Zerbrowski nahm mich und Officer Elsworthy zum Krankenhaus mit, damit Captain Parker uns beide zusammenbrüllen konnte. Bates war auf dem Operationstisch gestorben.
    Zerbrowski musste sich die Standpauke gefallen lassen, weil ein Captain im Rang nun mal über einem Sergeant steht. Ich ließ sie mir gefallen, weil ich Parkers Angst roch. Ich konnte ihm nicht verübeln, dass er sich fürchtete. Ich glaube, wir fürchteten uns alle, jeder Einzelne auf dem Gang. Jeder in der Wohnung. Jeder Polizist und jede Polizistin in der Stadt sollte sich fürchten. Denn wann immer so etwas passiert, bleibt es an der Polizei hängen, den Schlamassel zu bereinigen. Na ja, an der Polizei und an Ihrer freundlichen Henkerin von nebenan. Wir alle fürchteten uns, und das aus gutem Grund.

59
    I ch ging zu Richard nach Hause. Wir setzten uns an den Küchentisch, an dem wir so viele Morgen an den Wochenenden gesessen hatten. Er trank Tee. Ich nippte an meinem Kaffee. Er wich meinem Blick aus, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Er begann mit etwas völlig Überraschendem. »Wenn du dich an meine Moralvorstellungen gehalten hättest, wäre Asher jetzt tot oder säße bei diesem monströsen Miststück in Europa fest.«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er mit dem monströsen Miststück Belle Morte meinte. »Das stimmt«, sagte ich, um einen neutralen Ton bemüht. Am liebsten wäre ich gleich zur Sache gekommen und hätte Richard gebeten, mir ein paar Werwölfe zu borgen, aber mit Direktheit kommt man bei ihm meistens nicht weit. Er ist einfach zu schnell beleidigt. Ich brauchte seine Hilfe, keinen neuen Streit.
    »Ich verstehe nicht, wie du ihm erlauben konntest, sich an dir zu nähren, Anita.« Endlich sah er auf, aber so offen gequält und verwirrt, dass es mir wehtat, ihn anzublicken.
    »Es fällt mir mittlerweile sehr schwer, Steine zu werfen, Richard.«
    »Die Ardeur«, sagte er.
    Ich nickte.
    »Ich kann dir nicht erlauben, dich von mir zu nähren.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich.
    Er musterte mein Gesicht. »Wieso bist du dann hier?«
    Hatte er wirklich geglaubt, es gäbe eine tränenreiche Versöhnung, oder dass ich ihn anflehen würde, wieder mit mir ins Bett zu gehen? Irgendwie machte mich das wütend, gleichzeitig auch traurig, aber für nichts davon hatte ich
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