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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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stellt Fragen über die Monster, die ich ihm nicht beantworten kann. Dolph könnte es vielleicht, aber auf keinen Fall hole ich Dolph hierher. Es ist uns gelungen, weitgehend zu vertuschen, was bei dem Verhör mit Ihrem pelzigen Freund geschehen ist, aber wenn Dolph in der Öffentlichkeit die Beherrschung verliert …« Er schüttelte nur den Kopf.
    Ich stimmte ihm zu. »Gut, ich fahre mit Ihnen ins Krankenhaus und versuche die Fragen des Captains zu beantworten.«
    »Ja, aber vorher müssen Sie sich das hier ansehen.« Er lächelte, und Lächeln war eigentlich fehl am Platz.
    »Was ansehen?«, fragte ich misstrauisch.
    Er drehte sich ohne ein Wort um und führte mich den Gang entlang zu dem zersplitterten Fenster. Webster hatte Elsworthy in die andere Richtung geführt, und sie standen so weit von dem Fenster entfernt, wie der Gang es zuließ. Gut für Webster.
    Als wir nahe genug waren, konnte ich etwas neben dem Fenster erkennen. In der Wand waren zwei saubere Kugellöcher. Die Waffen von Mobile Reserve lassen sich durch Umlegen eines Schalters auf Schnellfeuer umstellen, aber sie sind dazu ausgebildet, trotzdem immer nur eine Patrone auf einmal abzufeuern. Bei zwei Beamten am Boden und einem Monster auf der Flucht hatten sie sich an ihre Ausbildung erinnert.
    Zerbrowski winkte den Streifenbeamten weg, damit wir unbelauscht reden konnten.
    »Hat Van Anders jemanden aus dem Fenster geworfen?«, fragte ich.
    »Sich selbst.«
    Ich starrte Zerbrowski an. »Wir sind im zwanzigsten Stock. Selbst ein Werwolf steht nach so einem Sturz nicht einfach auf und geht weg. Er kommt dabei vielleicht nicht um, aber weh tut es ihm schon.«
    »Er ist nicht runtergefallen. Er ist hochgeklettert.« Er winkte mich noch näher an das Fenster.
    Ich mochte das Fenster nicht. Es hatte ein sehr niedriges Fensterbrett, über das man mühelos hinwegsteigen konnte. Damit bekommt man mehr Aussicht, aber ohne das Glas im Metallrahmen war zwischen mir und einem sehr tiefen Fall nichts außer Luft.
    »Schneiden Sie sich nicht an den Scherben, und sehen Sie nicht runter. Aber vertrauen Sie mir, Anita, es ist die Mühe wert, sich nur ein kleines Stück hinauszulehnen und nach oben zu blicken. Achten Sie auf die rechte Seite der Außenwand.«
    Ich legte eine Hand an die Wand und fand eine scherbenfreie Stelle am Rahmen, wo ich mich festhalten konnte. Die Luft schlug gegen mich wie gierige Hände, die mich wegreißen wollten. Ich leide nicht unter Höhenangst, aber die Vorstellung, aus großer Höhe abzustürzen … das jagt mir doch Angst ein. Ich kämpfte den starken Drang nieder, nach unten zu sehen, denn ich wusste, wenn ich einmal in die Tiefe schaute, würde ich vielleicht gar nicht mehr aus dem Fenster blicken können.
    Ich lehnte mich hinaus, sehr vorsichtig, und zuerst begriff ich gar nicht, was ich sah. In der Hauswand zogen sich Löcher nach oben, so weit ich sehen konnte. Kleine Löcher in regelmäßigen Abständen.
    Ich zog mich vorsichtig nach innen zurück und hütete mich vor den Scherben und vor ungeschickten Bewegungen. Stirnrunzelnd sah ich Zerbrowski an. »Die Löcher habe ich bemerkt, aber woher kommen sie?«
    »Van Anders hat Spiderman mit ihnen gespielt. Der Scharfschütze und der Beobachter waren am Gebäude gegenüber in Stellung. Sie konnten nichts machen.«
    Ich riss die Augen auf. »Sie meinen, er hat die Löcher mit den Fingern in die Hauswand gestanzt, als er hochgeklettert ist?«
    Zerbrowski nickte, und er lächelte. »Captain Parker hat mich angebrüllt, er hätte auch nicht gewusst, dass Werwölfe so etwas können.«
    Ich sah wieder zum Fenster. »Captain Parker ist nicht der Einzige, der das nicht wusste. Ich meine, Werwölfe haben enorme Kraft, aber sie können sich schneiden und die Haut aufreißen und sich sogar die Knochen brechen, genau wie jeder Mensch. Ihre Wunden heilen schnell, aber sie haben trotzdem Schmerzen.« Ich sah zur Decke hoch, als könnte ich die Perlenschnur aus Löchern noch immer sehen. »Eine Schusswunde muss auch ihm höllisch wehtun.«
    Zerbrowski nickte. »Muss er in die Notaufnahme oder zu einem Arzt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Wenn er stark genug ist, um sich nur teilweise zu verwandeln, dann ist anzunehmen, dass auch seine Selbstheilung das gewohnte Maß übersteigt. In diesem Fall ist er nach zwei Stunden wieder geheilt, vielleicht sogar schneller. Sobald er die Gestalt wechselt, sobald er wieder Mensch wird, ist er so gut wie neu.«
    »Für alle Fälle haben wir
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