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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
Autoren: Taavi Soininvaara
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es bei DataNorth einen Datendiebstahl gegeben hat, kann das zum Ruin der Firma an der Börse führen, und viele ihrer Zulieferer würden mit in den Abgrund gerissen. Der addierte Wert der Aktien aller Informationstechnologieunternehmen beträgt heute immer noch mehr als die Hälfte des Wertes der Helsinkier Börse. Eine Krise der IT-Branche wäre fast dasselbe wie eine Krise ganz Finnlands.«
    »Ich bin mir der Risiken bewusst«, erwiderte Ketonen trocken und wandte sich Anna-Kaisa Holm zu. »Hast du die Unterlagen geprüft, die bei Protaschenko gefunden wurden?«
    Die Computerspezialistin schob ihre runde Brille höher, hustete und fuhr mit den Fingern durch ihre blonde Bubikopffrisur. Sie war erst Anfang Dezember Chefin der Abteilung für Informationsmanagement geworden und fühlte sich in ihrer neuen Stellung immer noch unsicher.
    Ketonen lächelte ihr aufmunternd zu. Viele Kollegen waren verärgert gewesen, als er die schüchterne und ständig kränkelnde junge Frau, die erst seit ein paar Jahren im Haus arbeitete, zur Vorgesetzten ernannt hatte, aber er brauchte seinen Entschluss bisher nicht zu bereuen. Die Bedeutung der elektronischen Spionage war in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, und Anna-Kaisa Holm galt auf diesem Gebiet in Finnland als absolute Spitzenkraft. Außerdem besaß sie Willensstärke und Durchhaltevermögen. Trotz ihres Asthmas und ihrer Allergie fehlte sie nie.
    »Die Dokumente, die auf Protaschenkos Bauch klebten, enthalten detaillierte technische Daten des Erfolgsprodukts der DataNorth AG, des Verschlüsselungsprogramms
Inferno
«, sagte Anna-Kaisa Holm zum Auftakt.
    Wrede lachte. »Warum nehmen die keinen finnischen Namen? ›Hölle‹ hört sich doch originell an.«
    »Der Großteil der Inferno-Software wird ins Ausland verkauft«, erwiderte Riitta Kuurma gelassen.
    Anna-Kaisa Holm lächelte nicht. »Bei Protaschenko wurden auch Daten von
Charon
gefunden, dem Authentifizierungssystem von Inferno. Charon prüft die Nutzerkennung und das Passwort.« Ihre Kollegen wunderten sich wieder über den exotischen Namen und wurden von ihr aufgeklärt: Charon sei in der antiken Mythologie der gebrechliche Fährmann, der die toten Seelen auf dem Fluss Styx in den Hades übersetzte. Aus irgendeinem Grund bevorzuge man in der Branche aggressive und mythische Softwarebezeichnungen. Die renommiertestetechnische Universität der Welt, das MIT, habe das von ihr entwickelte Authentifizierungsverfahren
Kerberos
genannt, nach dem dreiköpfigen Hund, der in den antiken Mythen das Tor zur Hölle bewachte. Und das FBI nutzte ein Programm, dessen Name Fleischfresser bedeutete.
Carnivore
suchte im Internet Spuren krimineller Kommunikation …
    »Gibt es auch ein Programm, das ›Alter Klumpfuß‹ heißt?«, unterbrach Wrede sie. Er nutzte jede Gelegenheit, seine Kollegin aufzuziehen. Anna-Kaisa war so schüchtern, dass sie es nie mit gleicher Münze heimzahlte.
    »Kommen wir mal wieder zur Sache. Was ist dieses Inferno?«, fragte Ketonen gut gelaunt, und Anna-Kaisa Holms Anspannung schien zu weichen.
    Inferno sei eine von DataNorth entwickelte Verschlüsselungssoftware, berichtete sie. Damit könne jedes beliebige Unternehmen die Datensicherheit in seinem ganzen Netz von einem zentralen Punkt aus gewährleisten und überwachen. So sei es möglich, Daten weltweit sicher zu übermitteln. Inferno schütze jeden Datenübertragungsvorgang. Es sei in sechsundvierzig Länder und an über tausend Kunden verkauft worden, unter denen sich zahlreiche Großunternehmen, internationale Banken, Versicherungskonzerne, Börsen und andere Unternehmen befanden, die gewaltige Geldmassen verwalteten. Inferno bestand aus mehreren Programmen, von denen Charon das Wichtigste war.
    »Irgendjemand will möglichst viele technische Details von Inferno herausfinden«, sagte Anna-Kaisa Holm und war selbst überrascht, wie einfach und leicht verständlich sie sich ausgedrückt hatte. Es war schwierig, Laien Dinge zu erklären, die mit Computern zusammenhingen. DataNorth habe, so fuhr sie fort, Inferno in Zusammenarbeit mit zwei anderen Firmen, Finn Security und SH-Secure, entwickelt. Auch die Leitungdieser Unternehmen sei aufgefordert worden, ihre Maßnahmen zum Datenschutz extrem zu intensivieren.
    »Außerdem wurde bei Protaschenko ein etwa fünfzehn Zentimeter langes Stück eines Codes gefunden«, sagte sie zum Schluss.
    Ketonen schien verblüfft zu sein. »Was ist das?«
    Anna-Kaisa Holm starrte auf ihre Schuhspitzen. »Das konnte der
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