Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
Angreifer erkannte. Die falsche Kellnerin schloss die Tür von außen und ließ die beiden allein.
    Der Eindringling nahm Protaschenko die Pistole ab, steckte ihm den Lauf in den Mund und prüfte, ob er noch eine zweite Schusswaffe oder ein Messer hatte.
    »Setzen Sie sich bitte aufs Bett«, befahl er leise in Russisch, und Protaschenko gehorchte. »Sie wissen sicher, was ich haben will«, sagte der dunkelhaarige Mann mit monotoner Stimme und hielt seine Waffe auf den Bauch des jungen Agenten gerichtet.
    Protaschenkos Kehle schmerzte. Er kannte das hagere Gesicht. Voller Angst überlegte er, was wohl zu dem roten Fleckgeführt hatte, der von der linken Wange des Mannes bis zum Hals reichte Ein Muttermal konnte es nicht sein, das wusste er. Vielleicht ein Ekzem oder eine Verbrennung? Protaschenkos Gesicht glühte, obwohl die Klimaanlage kalte Luft in den Raum blies. »Du glaubst doch nicht etwa, dass Swerdlowsk stärker ist als Guoanbu? Eure Organisation wird vernichtet, wenn du mir die Dokumente wegnimmst«, erwiderte er schließlich.
    »Uns vernichtet niemand mehr. Wir sind stärker als jeder Staat.«
    Protaschenko antwortete nicht. Er schaute ins Leere – in die Augen des Besuchers. Sein Kontrahent wirkte zwar furchteinflößend, aber er selbst war zwanzig Jahre jünger und immerhin vor nicht allzu langer Zeit noch Bester im Budo-Kurs an der Akademie des Nachrichtendienstes gewesen.
    »Das lässt sich doch bestimmt mit Geld regeln?«, sagte Protaschenko versöhnlich.
    »Guoanbu könnte nicht mal einen Bruchteil der Summe zahlen, die wir aus der National Bank herausholen werden«, erwiderte der Mann und entsicherte seine Waffe. »Mir ist es egal, ob Sie mir die Dokumente geben oder ob ich sie selbst suche.«
    Protaschenko wusste, dass er sterben würde, wenn er die Dokumente herausgab. »Die Unterlagen sind in meiner Tasche. Wer von uns beiden holt sie?« Er zeigte auf den Balkon.
    Der Mann antwortete nicht, er starrte den jungen Agenten in Diensten der Chinesen nur an und deutete dann mit seiner Pistole in Richtung Balkon.
    Als Protaschenko die Schiebetür öffnete, spürte er das kalte Metall im Genick und fasste einen Entschluss. Seiner Ansicht nach beging der Veteran einen Fehler, wenn er ihm so nahe kam. Er trat über die Schwelle auf den Balkon hinaus und zog mit aller Kraft an der Tür, die den Eindringling an der Schultertraf. Protaschenko drehte sich blitzschnell um, packte den Pistolenlauf und hatte sofort das Gefühl, seinem Widersacher überlegen zu sein.
    Doch urplötzlich bohrten sich Finger in seine Augenhöhlen, ein wahnsinniger Schmerz durchfuhr ihn. Er warf sich nach hinten. Seine Beine krachten gegen den Tisch, Glas splitterte und Blut floss warm die Waden hinab. Er griff nach seinem Gegner, bekam ihn aber nicht richtig zu fassen. Eine Weile drehten sich die beiden Männer auf dem Balkon wie bei einem Tango von Piazzolla. Völlig unvermittelt bekam Protaschenko einen wuchtigen Schlag gegen die Brust, fiel rücklings auf das Balkongeländer, verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Leere. Er sah gerade noch, dass der Angreifer einen seiner Schuhe packte, verzweifelt streckte der junge Russe den Arm aus und versuchte das Geländer zu erreichen, doch sein Fuß rutschte dem Mann aus der Hand, und man hörte ein ersticktes Röcheln.
    Der Dunkelhaarige hielt noch den schwarzen Lederschuh fest und schaute dem hinabstürzenden Protaschenko hinterher, unter ihm lag der Innenhof des Hotels. Seine Arme ruderten durch die Luft. Schreien konnte er nicht. Menschen, die ins Leere fallen, sterben meist durch den Schock, noch bevor sie auf dem Boden aufschlagen
    Der Killer fluchte, der Schwall russischer Schimpfworte wollte gar kein Ende nehmen. Protaschenko sollte erst liquidiert werden, wenn die vom »Hund« überbrachten Dokumente gefunden waren. Womöglich hatte er die Unterlagen gar nicht in seinem Zimmer versteckt, was dann? Jetzt konnte er nicht einmal seine Kleidung durchsuchen.
    Als draußen ein dumpfes Geräusch und ein Aufschrei zu hören waren, griff der Mann nach Protaschenkos Tasche und öffnete die Schublade des Schreibtischs. Rasch durchsuchte erjeden Winkel des Zimmers und stopfte alle Unterlagen, die er fand, in die Tasche. Er überprüfte jedes mögliche Versteck, beseitigte dann seine Fingerabdrücke und zog die Tür von außen zu.
    Er hoffte, die vom finnischen »Hund« übergebenen Dokumente gefunden zu haben, wenn nicht, war er ein toter Mann.
    Irgendwo in der Nähe des Hotels heulte eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher