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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut
Autoren: Taavi Soininvaara
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liegen auf dem Schneeabladeplatz in Hernesaari auf der Lauer. Jetzt könnte es zu spät sein, den Einsatz noch abzu…«
    »Konntest du das nicht gleich sagen! Gib ihnen sofort den Befehl, die Sache abzubrechen!« schrie Vairiala, und Metso bestätigte, er habe verstanden.
    Ketonen raste vor Wut. »Was zum Teufel soll das! Meine Organisation muß doch davon wissen. Verflucht noch mal, warum hat man mir das nicht gemeldet. So ein verdammter Mist, Ratamo trifft Sterligow!«

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    Von Wredes Hotel bis zum »Hilton« waren es nur etwa zwei Kilometer, aber während der späten Londoner Rushhour dauerte die Fahrt über die Oxford Street und die Park Lane quälend lange.
    In der Nähe des »Hilton« sagte Wrede dem Fahrer, er solle seinen Wagen so auf dem Fußweg parken, daß sie die Fahrt leicht in jede beliebige Richtung fortsetzen könnten. Wrede stieg aus und ging zum Hotel. Er hatte seine Haare schwarz gefärbt und glaubte nun in der Masse nicht mehr aufzufallen. Gerade als er an dem Hotelportier in der traditionellen Londoner Uniform dieses Berufsstandes mit Zylinder und sonstigem Zubehör, die an einen Weihnachtsbaum erinnerte, vorbeiging, schloß der die Hintertür eines großen Mercedes und wünschte dem Gast noch einen guten Tag.
    Wrede drehte instinktiv den Kopf in die Richtung und sah für einen Augenblick Sirens kantige Gesichtszüge in dem Mercedes, bevor sich die Tür schloß. Er machte auf den Fersen kehrt, rannte zu seinem Wagen und befahl dem Fahrer, dem Mercedes zu folgen. Dann meldete er Ketonen über das Autotelefon, daß er Siren, der in einem Auto unterwegs war, um elf Uhr neunundvierzig geortet hatte. Der Chef gab den Hörer Tissari, der am Telefon blieb, um Wrede Anweisungen zu erteilen.
    Wrede fühlte, wie der Streß zunahm. Wenn er Siren jetzt aus |340| den Augen verlor, hätte er keine Möglichkeit, ihn wieder aufzuspüren, bevor er ins Hotel zurückkehrte – falls er überhaupt zurückkam. Er folgte dem Chef des Operativen Stabs der finnischen Armee, der auf dem Weg zum Treffen mit einem Vertreter einer ausländischen Terrororganisation war, um dort Dutzende Millionen Finnmark in Empfang zu nehmen. Und er selbst würde unsterblichen Ruhm ernten, entweder als der Ermittler, der den Chef des Operativen Stabs verhaftet hatte, oder als der große Verlierer, der einen Schwerverbrecher entkommen ließ. Wesentlich sicherer hätte er sich mit wenigstens einem kompetenten Helfer an seiner Seite gefühlt. Vielleicht gab es den ja auch. Ketonen hatte doch zugesagt, zusätzliche Kräfte zu besorgen. Wrede versuchte sich zu beruhigen, um nicht in Panikstimmung zu geraten. Er hatte sich schließlich selbst gewünscht, im Mittelpunkt der Ereignisse zu stehen. Jetzt bekam er, was er bestellt hatte.
    Der Mercedes bog am Ende der Oxford Street nach Westen ab, wo die Straße zur Bayswater Road wurde. Der Passat folgte ihm in etwa zwanzig Meter Entfernung. Der Hyde Park mit seinem Speaker’s Corner lag links von ihnen in der Hitze des Augustvormittags und machte einen friedlichen Eindruck.
    Der Chauffeur nannte Tissari die Straßennamen über das an der Decke angebrachte Mikrofon des Autotelefons.
    Wenn in dem Mercedes außer Siren nur der Fahrer saß, glaubte Wrede, daß er den General ohne große Schwierigkeiten aus dem Auto heraus in den Passat holen könnte. Befanden sich in dem Mercedes aber noch andere Personen, wäre es unmöglich, ihn zu verhaften. Das gleiche galt für den Fall, daß Siren auf dem Weg zu irgendeinem öffentlichen Ort war. Dann würde Wrede einen Tumult provozieren, damit die Polizei sie beide festnahm und Siren aus dem Spiel wäre.
    |341| Der Mercedes bog auf die Lancester Terrace ab und ein paar hundert Meter weiter nach links auf die Westbourne Terrace. Als er dann wenig später in die Bishop’s Bridge Road fuhr und sich dem Bahnhof Paddington näherte, fluchte Wrede. Der Ort für das Treffen war aus seiner Sicht von allen möglichen der schlechteste. Er würde sich Siren nie und nimmer unbemerkt schnappen können, selbst wenn der allein sein sollte.
    »Siren ist auf dem Weg zum Bahnhof Paddington!« brüllte Wrede in das Mikrofon. Er rieb sein Kinn so heftig, daß sich Schuppen von der Haut lösten, die sich schälte.
    Der Mercedes schaffte es gerade noch über die Kreuzung von Bishop’s Bridge Road und Eastbourne Terrace, als die Ampel von Gelb auf Rot schaltete. Er beschleunigte und fuhr in Richtung der etwa zweihundert Meter langen Rampe, die zum Bahnhof führte. Das Taxi
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