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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor
Autoren: Myriane Angelowski
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Kindes an. Maxi übernachtete regelmäßig bei ihr. Allein aus diesem Grund war Diane nach Karens Tod in eine größere Wohnung umgezogen. Maxi brauchte ein eigenes Zimmer.
    Johann Bernsen zeigte sich erkenntlich für so viel Engagement, bezahlte Diane ordentlich und fragte sie bei Entscheidungen, die Maxi betrafen, um Rat. Seit dem Tod seiner Frau arbeitete er noch härter, war selten zu Hause und nahm sich wenig Zeit für seine Tochter.
    Zudem machten Gerüchte die Runde.
    Angeblich betrank sich Johann Bernsen regelmäßig und wurde handgreiflich. Diane konnte das nicht bestätigen. Im Haus fand sie keine Hinweise auf erhöhten Alkoholkonsum. Sollte Johann damit ein Problem haben, kaschierte er es hervorragend. Jedenfalls neigte Diane eher dazu, das Gerücht als Lüge zu werten. Schließlich dichteten böse Zungen ihr und Maxis Vater auch ein Verhältnis an. Und das war auf jeden Fall dummes Gerede. Johann verhielt sich korrekt. Es gab nichts, was Diane ihm vorwerfen konnte, außer vielleicht, dass er sich in der Regel zu wenig um Maxi kümmerte.
    Maxi trank die Cola in kleinen Schlucken, rülpste und stellte das Glas in die Spüle. »Ich habe bald Geburtstag. Schenkst du mir einen Hund. Ich hätte so gern einen.«
    »Da musst du deinen Vater fragen.«
    »Paps schenkt mir keinen und Kili auch nicht, den habe ich auch schon gefragt.«
    Maxis älterer Bruder ließ sich in letzter Zeit selten zu Hause blicken und erwies sich als höchst unzuverlässig. Mehrfach hatte er vergessen, Maxi irgendwo abzuholen oder hinzufahren. Eine Hilfe war er weder Diane noch seinem gestressten Vater.
    »Hunde machen viel Arbeit und kosten einen Haufen Geld«, sagte Diane.
    »Das sagt Paps auch immer.«
    Diane kannte Maxis Wunsch, und wenn man es zuließ, hatte das Mädchen kein anderes Thema. Deshalb versuchte sie, die Kleine abzulenken. »Ich habe gehört, dass du eine Pyjama-Party planst. Wen lädst du denn ein?«
    Maxi hob die Schultern und kaute auf der Unterlippe. Diane führte sie zum Sofa, kuschelte sie in eine Decke und legte »Schneeweißchen und Rosenrot« auf.
    Das Kind tat sich mit Freundschaften schwer.
    Über die Gründe gingen die Meinungen der Erwachsenen auseinander. Kontakt mit Gleichaltrigen hatte Maxi zur Genüge. Sie hetzte, wie viele Kinder, von Termin zu Termin. Ballett. Judo. Klavier. Seit einigen Wochen spielte sie nun auch noch Fußball in Sahlenburg.
    Diane hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber Johann war begeistert. Wenn es um Fußball ging, unterstützte er seine Tochter und bot sich sogar manchmal an, Maxi vom Training abzuholen. Aber wer stand bei den Spielen am Wochenende am Rasenrand und feuerte Maxis Team an? Diane. So wie sie auch meist im Publikum saß, wenn die Kleine ihr Talent am Klavier, beim Judo, beim Ballett unter Beweis stellte. Und so war sie es, die sich Gedanken darüber machte, warum Maxi auch hier nicht wirklich Anschluss fand.
    »Die Fußballmädels freuen sich bestimmt über eine Einladung«, schlug sie deshalb vor, ging in die Küche und kam mit zwei Karamellbonbons zurück.
    »Weiß nicht«, sagte Maxi lutschend. »Die verstecken immer meine Sachen. Ich glaube, die können mich nicht leiden.«
    »Ach, Unsinn.« Diane setzte sich neben die Kleine aufs Sofa. »Hör zu, wenn du am Samstag wieder hier bei mir bist, dann malen wir Einladungskarten, und du verteilst sie einfach beim nächsten Training.«
    »Ich hab am Donnerstag Fußball, dann nicht mehr. Winterpause, hat der Coach gesagt.«
    »Okay.« Diane sprang auf. »Dann machen wir es eben jetzt! Das Märchen hören wir nebenbei. Ich hole Pappe, Stifte und Glitzerkleber aus dem Schrank!«
    Sofort war das Kind Feuer und Flamme. Der Esstisch wurde zur Bastelwerkstatt. Diane schnitt bunte Karten zurecht, die Maxi beschrieb und verzierte. Nebenbei lief die Schallplatte. Maxi sprach ganze Textstellen mit, vor allem, wenn der gemeine Zwerg ins Spiel kam.
    Als Johann Bernsen seine Tochter am frühen Abend abholte, war sie völlig aufgekratzt. Diane hörte sie im Treppenhaus plappern, winkte und lächelte, bis das Auto aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Anschließend räumte sie auf, machte sich bettfertig und überlegte, was sie Maxi zum Geburtstag schenken konnte. Eine Hundepatenschaft war eine Idee. Dann könnte Maxi einen Vierbeiner ausführen, ohne andere Pflichten zu übernehmen. In der Nähe von Altenwalde gab es ein Tierheim. Diane nahm sich vor, dort anzurufen und Johann vor vollendete Tatsachen zu
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