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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor
Autoren: Myriane Angelowski
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überfiel ihn wieder. Seine Schläge blieben jetzt schwach. Resigniert rollte er sich zusammen. In seinem Kopf explodierten Schmerzen. Er biss sich auf die Zungenkanten, um mehr Speichel zu produzieren. Ohne Erfolg. Ich trockne regelrecht aus . Beim Schlucken brannte seine Kehle wie Feuer.
    Dann, wie aus heiterem Himmel, wieder Panik, die jedes vorangegangene Gefühl in den Schatten stellte. Die Zwangsläufigkeit seiner Situation wurde überdeutlich, hässlich wie eine Fratze. Er bäumte sich auf, stieß mit dem Kopf an, rang nach Luft. Japste. Hechelte. Spürte ein unheimliches Beklemmungsgefühl in der Brust, begleitet von heftigem Herzrasen. Er musste raus. Sofort. Ronny schrie, und die Panik steigerte sich. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, hielt er kaum noch aus. Sein Brustkorb wurde immer enger. Er atmete hastig. Flach, schneller. Stoßweise über mehrere Minuten. Dann ebbte die Welle ab, genauso unerwartet, wie sie gekommen war. Erschöpft gab er auf, bibbernd vor Kälte.
    »Kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass Gott allein sich darum kümmert.« Halt doch endlich deine Schnauze, Mutter!
    In der nächsten Stunde rief er laut um Hilfe, hin und wieder unterbrochen von einem schlimmen Reizhusten.
    Phyllis kommt nicht zurück. Diese Erkenntnis traf ihn wie aus heiterem Himmel. Es geht nicht um deine Sicht auf die Dinge. Sie erwartet keine Einsichten, keine Entschuldigung . Er lachte hysterisch. Holz und Fäkalien. Die letzten Gerüche seines Lebens.
    Wo bin ich? Wie lange muss ich hierbleiben? Die meiste Zeit lag er jetzt im Delirium, zu keinem klaren Gedanken fähig. Organversagen. Verwirrung und Angstzustände wechselten sich ab.
    Er hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Seinen Körper durchzuckten spasmische Bewegungen. Am elften Tag seiner Gefangenschaft fiel Ronald Dallinger in einen komatösen Zustand und wachte nicht mehr auf.

Vier Wochen später
    Phyllis hatte die Steine, die sie vor dem kleinen Fenster angebracht hatte, gerade aus der Wand geschlagen, als der Lkw unter den Kiefern ächzend zum Stehen kam. Freitagabend. Leichter Regen. Der Wernerwald war wie leer gefegt.
    Sie begrüßte den bierbäuchigen Arbeiter, der erstaunlich leichtfüßig vom Fahrerbock sprang, und gab Anweisungen. Kurze Zeit später gelangte flüssiger Beton durch einen Schlauch mittels einer Rutsche in den Keller. Das Einfüllen und Verstreichen dauerte knapp zwei Stunden.
    »Der Abbindeprozess bei der Masse braucht mindestens vierzig Tage«, sagte der ansonsten wortkarge Mann, bevor er sein Ungetüm durch den Wernerwald zurück zur Straße lenkte.
    Er hatte ihr einen verständnislosen Blick zugeworfen, als er den kleinen Raum gesehen hatte, das war Phyllis nicht entgangen. Verständlicherweise. Die Fahrt von Oldenburg und zurück dauerte länger als die Arbeit vor Ort. Vielleicht stellte er sich die Frage, warum sie keine lokale Firma beauftragte. Auch der ausdrückliche Wunsch nach einer besonders dicken Betonschicht hatte ein blasses Fragezeichen auf seine Stirn gezaubert. Aber dann hatte er losgelegt. Schnell, gewissenhaft, sauber. Phyllis zahlte ordentlich und gab gutes Trinkgeld, ohne zu übertreiben. Sie wollte ihm nicht noch zusätzlich in Erinnerung bleiben.
    Als sie den Waldweg zurückfuhr, blinzelten Sonnenstrahlen zwischen den Baumwipfeln hervor. Phyllis nahm es kaum wahr, fühlte sich ausgelaugt und müde. Zudem bluffte die Sonne nur. Für die Küstenregion waren schwere Unwetter vorhergesagt. Ein Sturmtief trieb schwarze Wolken über den Atlantik auf die Küste zu. In der Nacht sollten die Temperaturen ordentlich fallen. Damit kam der Winter. Unendlich lang und kalt.

Danksagungen
     
    Ich bedanke mich zuerst bei Jelena Zwicker dafür, dass ich ihre »Marie« mit nach Cuxhaven nehmen durfte. Stefanie Biel für das wunderbare Cover-Foto. Marion Hupa für die Beantwortung der medizinischen Fragen. Diesmal ergaben sich einige psychologische und rechtliche Fragen, die mir von sehr unterschiedlichen hilfsbereiten Fachleuten beantwortet wurden. Dafür vielen Dank!
    Hilla Czinczoll danke ich für das gute Lektorat. Hejo Emons dafür, dass er mich ermutigt hat, mal einen »etwas anderen« Kriminalroman zu schreiben!
    Mein ganz besonderer Dank gilt diesmal meinen einzigartigen Erstlesern: Uschi Zich-Waßer. Tanja Au. Anette Gehrke. Ralf Waßer. Cedric Waßer. Maren Leisner. Ich danke euch von ganzem Herzen für euer Engagement, die Diskussionen, eure Zweifel, eure Fragen, die Zuverlässigkeit,
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