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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman
Autoren: Aufbau
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Achselzucken quittiert; immerhin war er den anderen dank Buck bereits um 2000 Dollar voraus. Die folgenden drei Siege des Schnellen Mannes verpasste er allerdings, da er gemeinsam mit seiner Frau Eleanor seinen Shakespeare-Querschnitt sowie Davy Crockett vor vollen Häusern in Culver City spielte.
    Als Moriarty Ende Juni wieder nach Canyon City zurückkehrte, um seine Version von Oliver Twist zu geben, feierte Buck seinen größten Erfolg. Es war der Tag, an dem die St. Louis Orioles in die Stadt gekommen waren, um die Seattle Comets in einem Freundschaftsspiel 9 zu 3 zu schlagen, derselbe Tag, an dem der Goldjunge der Stadt »Boy« McGraw einen zweifachen Nasenbruch von einem vierzigjährigen Boxer aus Chicago namens Mickey Malone kassierte. Die Stadt hatte einen Haufen Geld verloren und leckte sich die Wunden.
    Buck hatte zugestimmt, gegen die schnellsten Männer der Comets anzutreten, in drei Läufen binnen einer Stunde und über deren bevorzugte Distanz von 50 Metern, jeweils gegen einen neuen Läufer. Dazu erhielt jeder Spieler einen erheblichen Vorteil: Sie würden im Stehen starten, englischer Stil, Buck hingegen bäuchlings liegend, die Füße Richtung Ziel.
    Einige Leute, darunter Mayor Halsey, waren überzeugt, dass sich der Schnelle Mann diesmal überschätzt hatte, doch Boone und Medina, die in dem Monat bereits ordentlich an ihm verdient hatten, setzten ihr gesamtes Vermögen auf Buck und erhielten Quoten von sechs zu eins gegen seinen Sieg in allen drei Läufen.
    Das erste Rennen hatte nichts mit einem Wettlauf zu tun. Flink wie eine Katze hatte sich Buck auf allen vieren umgedreht, seinen Gegner nach 30 Metern eingeholt und war gemütlich ins Ziel getrabt. Beim zweiten Lauf schickten die Comets zwei ihrer besten Männer ins Rennen und heizten ihnen auf dem Weg zum Start ordentlich ein.
    Diesmal war es wirklich knapp. Erst auf den letzten fünf Metern holte Buck die beiden ein und warf sich so heftig ins Zielband, dass er Staub spuckend vornüber auf die schotterige Straße stürzte und unsanft auf der Schulter landete. Medina und Boone halfen ihm auf, wischten ihm das Blut von der Wange, die einen tiefen Kratzer abbekommen hatte, und sahen ihren 6-zu-1-Gewinn bereits den Bach hinuntergehen. Doch der Schnelle Mann hatte ihnen zugeblinzelt und Medina ins Ohr geraunt, auf das letzte Rennen gegen den schnellsten Mann der Comets könne er seine Familienjuwelen setzen. Der Spieler hatte ihn beim Wort genommen: Für 150 Dollar versetzte er Uhr und Manschettenknöpfe und erhielt eine Quote von acht zu eins gegen den inzwischen ziemlich lädierten und blutenden Buck Miller.
    Marshal Obadiah Boone war kein Mann der großen Worte, doch er ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, im letzten Rennen habe Buck Miller »die Erde verbrannt wie ein angestochener Eber«. Nach 30 Metern hatte Buck den Mann in der Tasche, und die Comets zogen um 5000 Dollar ärmer nach San Francisco weiter.
    Buck verkraftete seinen Erfolg bestens, seine jungen, breiten Schultern hatten nicht schwer daran zu tragen. Jeden Sonntag saß er in der ersten Reihe der kleinen Baptistenkirche am Ende der Main Street und ließ seinen kräftigen Tenor erklingen. Zu den alten Damen der Stadt war er stets zuvorkommend, und niemand hatte ihn je einen Tropfen Alkohol anrühren sehen. Tatsächlich hätte seine Vorliebe für Sarsaparille-Extrakt unter den derberen Stammgästen von Mulligan’s Bar die eine oder andere frecheBemerkung hervorrufen können, doch dazu verdiente die ganze Stadt einfach zu gut an ihm.
    Die Bürger konnten ihre Uhren nach Bucks Tagesordnung stellen. Morgens um neun gab es Steak und Eier im Last Chance, das Steak stets blutig, die Eier beidseitig gebraten. Danach wurde ein paar Stunden im Schaukelstuhl auf dem schattigen Gehsteig vor Macys Eisenwarenladen gedöst, und dann ging es weiter zu Macys Mietstall. Dort, im vom süßlichen Pferdemistdunst gesättigten Dämmerlicht, absolvierte Buck ein strenges Trainingsprogramm, dem niemand beiwohnen durfte. Angeblich hatte der achtjährige Ally Broughton einmal einen Blick von den Ertüchtigungsriten des Schnellen Mannes erhascht und sich dafür von ihm eine saftige Watsche eingefangen, doch das war womöglich nur dummes Gerede. Ally hatte den anderen Kindern zugetuschelt, Buck sei mehr als eine halbe Stunde lang halbnackt und schweißspritzend mit hochgezogenen Knien auf der Stelle gerannt, habe 100 Liegestütze gemacht, ehe er zu zählen aufgehört habe, und derlei Märchen mehr, doch
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