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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut
Autoren: Veit Etzold
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Durch einen langen Flur. Dahinter eine Tür. Die Tür ließ sich leicht öffnen. Fast zu leicht.
    Clara gelangte in ein großes Gewölbe. Vor Angst und Anspannung nahm sie es nur schemenhaft wahr.
    Plötzlich stockte sie.
    Was war das da in der Mitte des Raumes? Eine große Tafel? Ein Tisch?
    Irgendetwas lag auf diesem Tisch.
    Vielleicht wäre es besser , überlegte sie, die Waffe zu ziehen, damit ...
    Und dann zuckte sie so heftig zusammen, dass sie fast aufgeschrien hätte.
    Sie hatte ein Gesicht gesehen, eine lippenlose Fratze mit goldenen Haaren und gelben Zähnen, zu einem Grinsen gebleckt. Die Haut war wie Pergament, die geschlossenen Augen waren zur Decke gerichtet.
    Unvermittelt, mit einem lauten Schlag, krachte die Tür hinter ihr ins Schloss. Diesmal erschrak Clara so heftig, dass sie die Taschenlampe fallen ließ. Sie spürte irgendetwas zu ihren Füßen – ein anderer Fuß? –, und die Taschenlampe schlitterte über den Boden, bis sie am Ende des Korridors liegen blieb und ihr matter Strahl nutzlos einen Teil der fleckigen Steinwand erhellte.
    Dann hörte sie ein unterdrücktes Atmen, ganz nahe, irgendwo im Halbdunkeln.
    Sie fuhr herum und wollte die Waffe ziehen, als eine kräftige Hand ihr ein Tuch auf Mund und Nase presste.
    Clara kannte den Geruch.
    Chloroform.
    Verdammt, das ging daneben, dachte sie noch, bevor alles um sie herum schwarz wurde.

14.
    Winterfeld blickte auf sein Handy und las die Textnachricht, die er gerade eben erhalten hatte. »Scheiße!«, fluchte er.
    Er rannte den Gang hinunter und rief dabei das Mobile Einsatzkommando an. »Fünf Männer, sofort!«, sagte er, »Treffen in drei Minuten am Ausgang. Alles Weitere gleich!« Er schaute noch einmal auf das Handy und stieß die Tür von Hermanns Büro auf.
    »Wir haben Schwierigkeiten«, sagte er. »Check mal diese Adresse.« Er legte Hermann das Handy vor den Rechner.
    »Clara?«, fragte er.
    Winterfeld nickte nur. »Wir haben sie in die Höhle des Löwen laufen lassen.« Er rief MacDeath an, während Hermann das Kürzel in der Textnachricht entschlüsselte.
    »HRMSDRF DM 18 N BER«, las Hermann vor, »das kann nur der Hermsdorfer Damm sein. N BER heißt Nordberlin. Und da gibt es nur einen Hermsdorfer Damm.« Er erhob sich, zog seine Lederjacke an und schaute Winterfeld an. »Fünfzehn Minuten, wenn wir fahren wie der Teufel.«
    »Was denn sonst?«, entgegnete Winterfeld und klopfte ihm auf die Schulter. »Und du bleibst hier, wir brauchen jemanden online in der Kommandozentrale.« Hermann nickte widerwillig.
    Als Winterfeld in die Tiefgarage kam, warteten dort bereits MacDeath sowie fünf Männer des MEK mit Heckler & Koch-Gewehren. Sie stiegen in den Einsatzwagen, der mit kreischenden Reifen losjagte, vorbei an der Reportermeute, die sich immer noch vor dem Eingang drängte. Mit Blaulicht rasten sie mit hundertzwanzig Sachen über den Tempelhofer Damm in Richtung Norden zur Stadtautobahn.
    »Eine Nachricht von Clara, sagten Sie?«, fragte MacDeath, der hinten bei den MEK-Leuten saß, während er sich hastig anschnallte.
    Winterfeld nickte und zeigte ihm die SMS, wobei er den Kopf schüttelte. »Das ist beschissen gelaufen«, sagte er. »Gut, dass Clara noch schreiben konnte.«
    MacDeath und die MEK-Beamten beugten sich über das Handy.
    BIN GEFANGEN.
HRMSDRF DM 18 N BER
CLARA

15.
    Es war das gleiche Ritual wie immer, als sie das Haus am Hermsdorfer Damm erreicht hatten. Wie immer, wenn es darum ging, ein Gebäude zu stürmen oder zu durchsuchen. Zwei MEK-Männer drangen in den Garten vor, zwei andere warteten hinter einem Wagen, der direkt vor dem Haus geparkt war. Der schwarze zivile Bus der Polizei stand etwas abseits und war nicht von einem normalen Fahrzeug zu unterscheiden.
    Die Beamten hatten die Waffen in der rechten Hand verdeckt an den Oberschenkel gedrückt, als Winterfeld auf die Klingel drückte. MacDeath und zwei weitere MEK-Beamte standen ein Stück abseits auf dem Weg zwischen Gartenpforte und Haustür.
    Winterfeld klingelte noch einmal. Ein Mann Mitte vierzig mit schütterem Haupthaar öffnete die Tür.
    »Ja, bitte?«, fragte er.
    »Winterfeld, Kriminalpolizei«, sagte Winterfeld und hielt dem Mann einen unterschriebenen und gestempelten Brief vor die Nase. »Das hier ist eine einstweilige Verfügung, die uns zu einer Hausdurchsuchung berechtigt. Lassen Sie uns bitte herein, und verhalten Sie sich friedlich.«
    Der Mann drückte sich an die Wand und schüttelte verständnislos den Kopf, als Winterfeld und das
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