Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
Autoren: Kolja Alexander Bonke
Vom Netzwerk:
des Clubs. Dort gibt es zwei Kabinen und großflächige Urinlachen. Sie schafft es, mit mir in eine offene Kabinentür zu hechten, ohne dass jemand Notiz davon nimmt, klopft oder mault.
     
    Sie setzt sich breitbeinig auf den geschlossenen Toilettensitz, macht mir die Hose auf und startet eine Runde Fellatio. An eine vernünftige Erektion ist in meinem Zustand nicht mehr zu denken und für
Viagra
ist es jetzt zu spät. Das Erleben untenrum ist dank ausgiebigem Wodka- und Gingenuss mehr als eingeschränkt. Außerdem mache ich mir in diesem gelben Meer große Sorgen um meine Schuhe.
     
    Sie lässt sich dadurch nicht entmutigen. Auch die bestenfalls camembertartige Konsistenz meiner Wünschelrute scheint sie nicht zu stören.
     
    Als ich gerade anfange, mich daran zu gewöhnen, hat sie plötzlich andere Pläne. Voller Tatendrang schließt sie ihren Mund, erhebt sich grazil vom Toilettensitz und lässt mit einer eleganten Bewegung ihre Jeans fallen. Sofort wird diese vom Ozean aus Lulu gierig verschluckt. Ohne davon das Geringste zu ahnen, dreht sie sich um, beugt sich vor, stützt sich mit einer Hand auf den geschlossenen Toilettendeckel und schiebt mit der anderen Hand ihren Tanga zur Seite.
     
    „Mach!“, flüstert sie optimistisch.
     
    Ich versuche gewissenhaft, ihren Wunsch zu erfüllen. Halte immerhin minutenlang durch, bis der Halbmast endgültig knickt. Ich packe zusammen, sie fischt nach ihrer Jeans und steigt hinein.
     
    Schon auf Kniehöhe hält sie erschrocken inne.
     
    „Die ist ja nass!“
    „Ist kein Problem, das geht schon“.
     
    Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich jemanden beruhigen will.
     
    Sie knöpft sich mit unbeschreiblich angewidertem Gesichtsausdruck die Hose zu.
     
    Wir verlassen wortlos und scheinbar unbeteiligt die Kabine, vorbei an zwei bis drei offenen Mündern und verlieren uns danach aus den Augen.
     
    Einige Wodka Lemon später treffen wir uns wieder.
     
    Ich sei ein Schwein, meint sie.
     
    Für ihre nasse Hose könne sie mich nun wirklich nicht verantwortlich machen, entgegne ich. Merke aber an den ersten ein, zwei Backpfeifen schnell, dass es ihr nicht um Beinkleider gehen kann.
     
    „Ich weiß, was du gemacht hast! Und bald wissen es alle, das verspreche ich dir! Wenn ich das nur schon vorher gewusst hätte …“
     
    Verstehe ihre Rede ebenso wenig wie die Untermalung durch Ohrfeigen. Der halbe Club schaut bereits zu uns. Unangenehm.
     
    Bekomme langsam das Gefühl, dass ich hier schon den ganzen Abend komisch angestarrt werde. Vom Türsteher bis zur Bedienung.
     
    Diagnostiziere mir Paranoia durch übermäßigen Alkoholkonsum und werde langsam unruhig. Empfehle mir, noch heute Nacht Musti zu besuchen, meinen Unterhaltungslieferanten im Ostend. Ausgehen ohne die Unterstützung kleiner Freudenspender der Pharmaindustrie hält ja wirklich kein Mensch aus.
     
    Es ist 4 Uhr, als ich vor der Schlägerin und der ganzen Situation flüchte. Auf zu Musti, Frankfurts bekanntestem Drogendealer nördlich des Mains!
     
    Auf halbem Weg sehe ich sie und weiß sofort, dass ich es nicht lassen kann. Es sind fünf, sie stehen im Halbkreis vorm Jugendhaus
Ostend Kids
und lassen schweigend einen stinkenden Stumpen kreisen.
Alpha Industries
Jacken und
Pitbull
Jogginghosen, rasierte Hinterköpfe und Gürteltaschen — einfach perfekt.
     
    Passend zu den Jungs plärrt irgendwo ein Mobiltelefon:
     
    ♫
„breit gebaut, braun gebrannt, hundert Kilo Hantelbank …“
    (Cengiz Five — 100 Kilo Hantelbank)
     
    Ich rücke die Sonnenbrille zurecht, die ich wie Andrew Eldritch von
The Sisters of Mercy
manchmal auch nachts trage. Strecke den Rücken durch, die Wirbelsäule bedankt sich mit lautem Knacken. Die Wünschelrute liegt bequem nach links, ein oder zwei Tropfen Wodka-Gin-Pipi-Lusttröpfchen-Gemisch bahnen sich vor Aufregung den Weg in meine Shorts. Adrenalin und Vorfreude kommen plötzlich so gewaltig, dass sich das Grinsen kaum abstellen lässt.
     
    Ich schlurfe mit den Händen in den Taschen zu ihnen, mache aus ihrem Halbkreis ein Oval, nicke freundlich in die arabische Runde und begrüße sie mit in diesen Kreisen äußerst beliebtem jiddischem Dialekt:
     
    "Ah, meine schwarzkepfigen Brider. Heute schon auf deutschen Schlampen für später geibt? Ihr wisst schon, für die bärtigen Kopftuchmädchen, die ihr mal heiratet?“
     
    Ungläubige Stille, hervorgerufen durch einen Ungläubigen. Möglicherweise sogar einen Juden!
     
    Leise knistert die glimmende Tüte mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher