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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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Fitnessstudio zu gehen, noch Frauen kennen zu lernen. Und ob man es glaubt oder nicht, beides hängt zusammen! Einige von ihnen sind dermaßen wohlgenährt, dass es ein neues Theorem von Pythagoras bräuchte, um den Winkel zu berechnen, der zu einer erfolgreichen Penetration nötig wäre.
     
    Ja, ich habe schon reguläre Jobs versucht. Monotonie, Anweisungen befolgen und grenzdebile Vorgesetzte waren aber nicht mein Ding.
     
    Dann lieber Dating Coach, wenn auch nur semi-erfolgreich. Reich geworden bin ich damit nämlich bisher nicht. In Frankfurt gibt es zwar genug übergewichtige Investmentbanker, aber nur wenige interessieren sich für meine Dienste. Viele kaufen sich lieber Frauen, wenn sie mal wieder was vor die Büchse bekommen wollen. Scheint effizienter zu sein. Der Weg vom Banken- ins Nuttenviertel ist eben sehr kurz.
     
    Warum ich mit Frauen nie Probleme hatte? Nun, ich mag finanziell weniger weich gebettet sein als ein Investmentbanker, dafür sind meine Hüften aber auch weniger weich gepolstert. Außerdem habe ich mit zwölf Jahren
Beim nächsten Mann wird alles anders
von Eva Heller gelesen und dann noch
Women
von Charles Bukowski. Spätestens da wusste ich, wie die Häsin läuft.
     
    Verdammt, ich liebe das sonntägliche Coaching via E-Mail. Klienten stellen mir Fragen zu Frauen und allen möglichen verwandten Themen, die ich ihnen dann meist gebührenpflichtig beantworte.
     
    Je später es wird und je mehr ich trinke, desto fröhlicher werden meine Ratschläge. Ich glaube mittlerweile, dass meine Klienten diese humorige Komponente meiner Dienstleistung durchaus zu schätzen wissen.
     
    Zwischendurch immer wieder etwas Zerstreuung auf
bild.de
& Co.
     
    Wow,
kino.to
wurde dichtgemacht. Wo stille ich jetzt meinen Bedarf an Camsex-Werbung, Computerviren und Abstürzen?
     
    „Ein Mann im Frack hat mein Pferd missbraucht“, titelt die Speerspitze des Qualitätsjournalismus im Internet. Nun, selbst Sodomisten wissen: Kleider machen Leute.
     
    Weiter geht es mit Simone Thomalla im
bild.de
-Interview: „Silvio ist für mich der beste Liebhaber". Möchte mal wissen, was Frauen alle an diesem Berlusconi finden.
     
    Ein Chatfenster poppt auf meinem Bildschirm auf. An der Anzahl der Ausrufezeichen erkenne ich sofort: ein Notfall. Einer meiner Klienten berichtet mir, für eine süßliche Liebes-Mail eine Vorlage aus dem Internet benutzt zu haben.
     
    Zu solch einem Vorgehen würde ich als seriöser Date Doktor natürlich niemals raten. Leider ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
     
    Nicht nur, dass die Vorlage vor Kitsch und Schmonz trieft: Er hat vergessen, sie abzuändern — unterschrieben hat das Meisterwerk ein gewisser Max Mustermann. In seiner Verzweiflung bin ich für meinen Klienten die letzte Rettung: Was tun?
     
    Es geht um Leben und Tod …
     
    Trotz einer nicht unerheblichen Menge an Apfelwein bin ich ganz Profi.
     
    „Wann wurde das Ding abgeschickt?“
    „Gerade eben!“
    „Welcher E-Mail-Provider?“
    „
Google Mail
!“
     
    Mein Telefon klingelt. Würde Multitasking-Fähigkeiten verlangen, in meinem Fall dank jahrelangem Ecstasy-Missbrauch allerdings völlig unmöglich. Ich lasse es klingeln.
     
    „Gut. Sofort dort einloggen! Dann auf
Einstellungen
, dann auf
Labs
. Dann
Versand rückgängig machen
aktivieren und speichern.“
    „… Okay!“
    „Jetzt auf
Gesendet
und die Mail klicken. Ist da eine Schaltfläche
Rückgängig machen
? Wenn ja sofort klicken!“
     
    Es klappt tatsächlich, er holt die abgeschickte Mail zurück. Augenblicke später, und sie wäre wahrscheinlich unwiderruflich im Postfach der Angebeteten gelandet. Manchmal verteile ich eben sogar lebenswichtige Ratschläge in Sekundenschnelle. In solchen Momenten liebe ich meinen Job.
     
    Wie der weitere Verlauf des Abends zeigt, verläuft Coaching über das Internet nicht immer so spektakulär …
     
    „Mir wird immer wieder gesagt, dass mir ein Dreitagebart stehen würde, vor allem von Frauen. Meine Kumpels meinen aber, ich soll mich wieder rasieren. Auf wen soll ich hören?“
     
    An meiner Antwort leicht zu erkennen: Mittlerweile bin ich auf Pinot Grigio umgestiegen …
     
    „Na, auf die Kumpels! Oder willst du etwa die Frauen bumsen?“
     
    Auch medizinische Fragen werden hin und wieder gestellt:
     
    „Das Knacken war sehr laut, aber richtige Schmerzen im Penis hatte ich eigentlich nicht. Und das trotz des Knicks, der vorher noch nicht da gewesen war.
    Einen Tag danach hatte ich wieder
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