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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Barbies! Was gibt’s Neues in der Welt der Reichen, Schönen und Hirnlosen?“
    „Verpiss dich!“, faucht eine der Blondinen. Die beiden anderen ziehen gleichzeitig die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel nach unten.
    Carlotta sieht fasziniert zu. Dazu gehört bestimmt ziemlich viel Körperbeherrschung, überlegt sie. Aber wenn man eine geklonte Barbie ist, gehört diese Art von Mimik vermutlich zu den Basics, die man einfach beherrschen muss, wenn man dazugehören will. Auch wenn der Intelligenzquotient der strohblonden Mitschülerinnen nur knapp oberhalb des IQ von Knäckebrot liegen dürfte, wie Manu immer behauptet: In diesen Dingen sind sie perfekt. Das muss man neidlos anerkennen.
    Auf dem Weg zum Spanischunterricht gibt Sofie ihre schriftliche Hausarbeit für Musik im Sekretariat ab. Als Stipendiatin legt sie regelmäßig freiwillige Leistungsnachweise vor, um ihre Noten zu verbessern. Carlotta fragt sich zwar, was man an Einsen und Zweien noch verbessern kann, aber solange es Sofie Spaß macht … Warum nicht?
    Als sie weitergehen, sind die Barbies weg. Dafür kommt ein sehr langer und sehr dünner Mann in einem himmelblauen Trainingsanzug um die Ecke getrabt und prallt um ein Haar mit ihnen zusammen.
    „Huch!“, ruft er erschrocken.
    „Guten Tag, Herr Dunker“, sagen Carlotta, Sofie und Manu im Chor und beeilen sich weiterzukommen. Wenn der Spargel – so der Spitzname Ihres Sportlehrers – erst einmal anfängt zu dozieren, kommen sie garantiert zu spät!
    Das Softwaresprachlabor ist mit hochmoderner Technik ausgerüstet: Es gibt vernetzte Computer, Flachbildschirme, großzügige Arbeitsbereiche und viel Licht. Die Freundinnen schlüpfen schnell auf ihre Plätze. Es hat schon zum zweiten Mal gegongt. Ein Wunder, dass Herr Rodriguez noch nicht da ist. Carlotta, Manu und Sofie haben bei ihm einen Einführungskurs in Spanisch belegt, als Vorbereitung für die dritte Fremdsprache ab der achten Klasse.
    Brendan zwinkert Carlotta kurz zu, als sie ihr Headset aus der Halterung nimmt und ihre Blicke sich zufällig kreuzen. Sie erwidert sein Zwinkern mit einem kleinen Lächeln. Eigentlich sind alle Jungs aus dem siebten Jahrgang nett, findet sie, aber der Australier gehört eindeutig zu den nettesten. Und außerdem sieht er ziemlich gut aus, mit seinen kurzen blonden Haaren, die er jeden Tag sorgfältig stylt, und der sportlichen Figur.
    Temperamentvoll wie immer fegt kurz darauf Herr Rodriguez um die Ecke. Er begrüßt seine Klasse mit einem schwungvollen „Holà!“ und setzt sich an seinen Kontroll-PC. Er ist einer der native speaker teachers im Internat, ein Lehrer, der in seiner Muttersprache unterrichtet. Wegen seiner direkten Art und seines Sinns für Gerechtigkeit hat der Spanier bei seinen Schülern eine hohe Punktzahl auf der nach oben offenen Beliebtheitsskala, obwohl er noch nicht sehr lange in Prinzensee ist.
    Carlotta angelt ihr Notizbuch und einen Bleistift aus dem Rucksack. Sie arbeitet unheimlich gern im Sprachlabor. Jeder sitzt an seinem eigenen Computer und trägt ein Headset mit einem Mikrofon, über das er via LAN mit dem Lehrer kommunizieren kann. So können alle gleichzeitig sprechen, laut vorlesen und die richtige Aussprache üben, ohne dass es die anderen stört. Herr Rodriguez hat von seinem Pult aus die Kontrolle über die Klasse und kann sich um jeden Einzelnen kümmern, indem er die anderen aus dem Gespräch ausklinkt. Man kann die blödesten Fragen stellen und die dämlichsten Fehler machen – der Einzige, der es mitbekommt, ist der Lehrer.
    Konzentriert widmet Carlotta sich der ersten Aufgabe, die auf dem Monitor aufleuchtet.
    Neben ihr spricht Manu in ihr Mikrofon – jedenfalls scheint es so, denn sie bewegt eindeutig die Lippen. Als Carlotta jedoch einen Blick auf die Notizen ihrer Freundin wirft, stellt sie fest, dass Manu sich nicht mit spanischer Grammatik beschäftigt, sondern mit dem heldenhaften Labrador von vorhin. Sie hat den Fernsehhund gekonnt karikiert und ihm drei tanzende Mäuse auf den Kopf gesetzt.
    Carlotta kichert, wobei sie leider vergisst, ihr Mikro zuzuhalten.
    Herr Rodriguez meldet sich sofort über den Kopfhörer: „¿Si, señorita Prinz? ¿Una pregunta?“
    „No, no“, versichert Carlotta hastig. „Gracias, Señor Rodriguez. Todo está bien.“
    „Alles in Ordnung“, wiederholt Manu leise murmelnd. „Boah, ich wusste gar nicht, dass du so gut Spanisch sprichst!“
    „Ich auch nicht“, grinst Carlotta.
    Bevor Herr Rodriguez sich noch einmal
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