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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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ich nach Hause. Was läuft momentan im Kino? Hier in der Pampa kriegt man so was Wichtiges wie die neuesten Filme und Promi-News leider nicht mit. Ich bin ein echtes Landei geworden, jammerjaulstöhn …
Tut sich bei dir eigentlich schon was in Richtung Erdbeertage? Bei mir nicht. Manu kriegt sie gerade und ist echt mies drauf.
Wenn ich zu Hause bin, können wir ausführlich quatschen.
Bis dann!
HDGDL Carlotta
PS: Kennst du zufällig ,Drei Mäuse für Bella‘? Die wollen demnächst hier bei uns drehen. Cool, was?
    Carlotta schickt die Mails ab und loggt sich mit einem Lächeln aus. ,Erdbeertage‘ ist das Codewort zwischen Katie und ihr, wenn es um die erste Regel geht. Katie hat es irgendwo aufgeschnappt. Mit Katie kann man über alles reden, auch über solche Sachen. Carlotta freut sich schon darauf, ihre Freundin in zwei Wochen endlich wiederzusehen.
    Ob Katie ihre Tage inzwischen schon bekommt?, überlegt Carlotta. Nee, bestimmt nicht. Das hätte sie mir garantiert erzählt!

    Am Nachmittag ist Manu nicht mehr ganz so reizbar, was, wie Carlotta vermutet, damit zusammenhängen könnte, dass sie Reitunterricht hat.
    Während Sofie ihre Notenblätter für die Musik-AG sortiert, Carlotta sich auf ihre Film-AG vorbereitet, indem sie ihre Digitalkamera und eine Handvoll Gummibärchen in ihren Rucksack wirft, schlüpft Manu in Reithosen und lange Stiefel.
    Lockerer Sport an der frischen Luft, denkt Carlotta grinsend, und ein positiver Umgang mit den Beschwerden … Das scheint tatsächlich zu wirken. Jetzt summt Manu sogar. Unglaublich!
    Auf dem Weg zum Fotolabor trifft Carlotta auf einige Jungs aus ihrer Klasse. Felix grinst blöd wie immer. Brendan nicht. Wie gestern im Sprachlabor zwinkert er ihr zu und sagt freundlich „Hallo“. Gleichzeitig verlangsamt er seine Schritte, als wolle er stehen bleiben.
    Carlotta nickt ihm beiläufig zu, sortiert die Träger ihres Rucksacks neu und hastet weiter. Sie ist ein bisschen spät dran und hat keine Zeit für ein Gespräch – obwohl man sich mit Brendan wirklich gut unterhalten kann.
    In der Fünften waren sie zusammen in der Ruder-AG – zumindest so lange, bis Carlotta feststellen musste, dass Rudern eindeutig nicht ihr Ding ist. Sie muss lächeln, als sie daran denkt. Der arme Spargel hatte sich damals wirklich große Mühe gegeben, aus ihr ein vollwertiges Mitglied der Prinzenseer Rudermannschaft zu machen. Leider komplett vergeblich …
    „Lieber lass ich meine Gummibärchen tanzen“, sagt sie halblaut murmelnd zu sich selbst.
    Sie reißt die Tür zum Fotolabor auf und bleibt wie angewurzelt stehen. Der Raum ist gähnend leer. Mit einem Rumms fällt ihr die Tür in den Rücken.
    „Autsch!“ Carlottas Stimme hallt von den kahlen Wänden wider. Warum sind die Wände kahl?, fährt es ihr durch den Kopf. Neulich hingen sie noch voller Bilder und Vergrößerungen. Und überhaupt: Wieso ist der Raum so verlassen? Wo sind die anderen? Wo ist Herr Frankenberg, der AG-Lehrer?
    Sie kratzt sich am Kopf und sieht sich verwirrt um, wobei ihr Blick auf ein paar verstreute Flyer fällt, die aussehen, als hätte jemand sie versehentlich vom Tisch gefegt. Sie bückt sich und hebt einen davon auf.
    „Oh nein!“, entfährt es ihr. „Unsere Ausstellung!“
    Auf dem Flugblatt wird eine Ausstellung der Foto-AG in der alten Gärtnerei des Schlosses für den kommenden Sonntag angekündigt.
    „Und heute ist der Aufbau!“ Carlotta schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Wie konnte ich das vergessen?“
    Sie macht so schnell kehrt, dass die Gummisohlen ihrer Turnschuhe quietschen und sie um ein Haar gegen die zugeschlagene Tür prallt. Fluchend reißt sie sie auf und flitzt den langen Gang hinunter, die Treppe hinauf, quer durch die Eingangshalle und hinaus in den Park. Wenn sie sich beeilt, schafft sie es vielleicht noch, bevor Herrn Frankenberg ihre Abwesenheit auffällt.
    Im Park kommt ihr ein Junge auf einem zerschrammten Mountainbike entgegen. Er hat strohblonde, etwas zottelige Haare und einen abgebrochenen Schneidezahn, der aufblitzt, als er anhält und sie grinsend begrüßt.
    „Na? Mal wieder auf dem Weg ins Chaos, Prinzessin?“
    „So ähnlich.“ Carlotta bleibt keuchend stehen und hält sich die Seiten. Die Prinzessin überhört sie großzügig. „Sorry, Jonas, keine Zeit. Ich hab einen Termin verschusselt.“
    „Alzheimer, was?“, unkt Jonas.
    Carlotta würgt ihn ab. „Haha, sehr witzig. Tschüss!“ Sie winkt ihm zu und trabt weiter.
    „Adios,
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