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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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einschalten kann, wenden sich Carlotta und Manu schnell wieder ihren Aufgaben zu.
    Sofie, die von alldem nichts mitbekommen hat, wiegt sich mit geschlossenen Augen vor und zurück, während sie hochkonzentriert ein spanisches Verb dekliniert. Am liebsten würde Carlotta noch einmal kichern. Sie kann es nur mit Mühe unterdrücken.
    In der Pause schlendern sie zu dem kleinen Kiosk im Foyer, um sich einen Snack und etwas zu trinken zu holen. Manu durchwühlt den Zeitschriftenständer und zieht eine zerknitterte Tageszeitung heraus, den Bieneburger Boten. Vom Titelblatt grinst den Mädchen ein hellbrauner Hund entgegen.
    Carlotta stöhnt auf. „Sag mal, ist heute Bella-Tag? Überall, wo ich hingucke, sehe ich diesen Hund!“
    Manu grinst. „Ewig grüßt der Labrador …“
    „Et alors? Bella ist doch eine sehr hübsche und intelligente Hündin“, betont Sofie.
    Carlotta rollt mit den Augen.
    Manu beißt ungerührt ein großes Stück von ihrem Donut ab und streicht mit der anderen Hand die Zeitung glatt.
    „Isch fasch esch nisch!“, stößt sie plötzlich mit vollem Mund hervor. „Dasch isch ja der Wahnschinn!“
    „Lass mich raten“, sagt Carlotta. „Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Bella in Wirklichkeit gar kein Hund ist, sondern eine intelligente außerirdische Lebensform, die in ihrer Freizeit am liebsten Sudokus löst. Stimmt’s, oder hab ich Recht?“
    Manu würgt den Rest ihres Donuts herunter. Sie verschluckt sich vor Aufregung und wedelt hektisch mit der Zeitung. Sofie klopft ihr mit der flachen Hand auf den Rücken.
    „Bella …“, japst Manu. „D-das … das ist der Hammer! Bella kommt nach Prinzensee!“
    „Wie bitte?“ Carlotta runzelt die Stirn.
    Sofie hört auf zu klopfen.
    „Hier!“ Mit einem Röcheln streckt Manu ihnen die Zeitung entgegen. Sie trinkt einen großen Schluck Kakao. „Lest selbst!“
    Carlotta überfliegt den Artikel unter dem Hundefoto. Bei jeder Zeile werden ihre Augen größer. Bei der letzten sind sie riesengroß. „Jo“, sagt sie. „Das ist wirklich ein ziemlich großer Hammer!“
    Sofie, die leise murmelnd mitgelesen hat, haucht: „Mon Dieu! Ein Serienfernsehen in unserem Internat!“
    „Es heißt Fernsehserie“, sagen Carlotta und Manu gleichzeitig.
    Manu strahlt von einem Ohr zum anderen. „Die neue Staffel der erfolgreichen Vorabendserie ,Drei Mäuse für Bella‘ wird in der Umgebung von Bieneburg auf dem Gelände der Internatsschule Schloss Prinzensee gedreht“, liest sie vor. „Wie unsere Redaktion aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, werden noch Komparsen für kleine Nebenrollen gesucht. In den nächsten Tagen gibt es ein offenes Casting in Bieneburg. Wir bleiben für Sie dran!“
    „Was bedeutet das, Komparsen?“, fragt Sofie.
    „Das sind Kleindarsteller beim Film“, erklärt Manu ihr. „Meistens stehen sie nur in der Gegend rum oder laufen mal durchs Bild. Manchmal haben sie aber auch eine winzige Rolle.“ Sie macht ein entrücktes Gesicht und seufzt. „Wow … Dieser Tiertrainer, der Bella und die anderen Tiere betreut und abrichtet, ist ein supercooler Typ! Urs Woelki heißt er, ein Schweizer. Er ist nicht nur Tiertrainer, sondern auch Therapeut für Problempferde und verhaltensgestörte Zootiere. Ich muss den unbedingt kennenlernen!“
    „Pourquoi?“, fragt Sofie.
    „Warum? Weil ich später auch Tiertrainerin und Verhaltenstherapeutin werden will“, antwortet Manu.
    „Seit wann das denn?“, erkundigt sich Carlotta mit hochgezogener Augenbraue.
    „Seit ich einen Bericht über diesen Woelki gelesen habe“, erwidert Manu und seufzt noch einmal.
    „Aber was ist aus deiner Idee geworden, später ein Heimtier zu leiten?“, fragt Sofie.
    „Es heißt Tierheim“, erklärt Carlotta und wendet sich an Manu: „Ja, was ist damit?“
    „Das eine schließt das andere nicht aus“, erwidert Manu sofort. „Wenn ich ein Tierheim leite, kann ich die traumatisierten Insassen therapieren und sie gleichzeitig mit einem abwechslungsreichen Filmtraining bei Laune halten. Das ist ein optimaler Plan, das müsst ihr zugeben!“
    Carlotta und Sofie wechseln einen skeptischen Blick. Manu und ihre optimalen Pläne …, denkt Carlotta und grinst. Das kann ja heiter werden!

Mit ihrem Film-, Fernseh- und Tiertick strapaziert Manu in den nächsten Tagen die Nerven ihrer besten Freundinnen bis zum Gehtnichtmehr. Sie hat eine Website im Internet entdeckt, auf der man gratis die Folgen aller bisherigen Staffeln von ,Drei Mäuse
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