Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
Vom Netzwerk:
Probleme anderer Leute zu lösen«, verkündete Lilli.
    »Kümmert dich denn unsere Gesellschaft überhaupt nicht ?«
    » Unsere Gesellschaft ?« Lillis Augen verengten sich. »Die hat sich auch nicht um mich gekümmert«, sagte sie. Es stimmte. Niemand hatte sich um sie gekümmert, als ihre Welt ein Tollhaus war. Sie hatte sich ihr Leben mit eigenen Händen aufgebaut, ohne fremde Hilfe. Auf ihrer Schulter setzte Zoot eine empörte Miene auf, zeigte sich solidarisch mit seiner Hüterin.
    »Richie? Was ist mit dir? Jemand muss diese Dämonen unter Kontrolle bringen.«
    Richie blickte betreten zu Boden. »Es sind zu viele«, murmelte er.
    »Du könntest es wenigstens versuchen«, erwiderte Sandy. »Fang doch mit den kleinen an.«
    »Vielleicht erinnerst du dich, unser Anführer ist vor einer Woche abgehauen und auf große Fahrt gegangen«, sagte er.
    »Aber er hat euch beiden sein Amt überlassen.«

    »Hat er nicht«, erklärte Lilli. »Er hat aufgegeben. Überlassen
hat er uns nur dieses abbruchreife Haus. Wir sind nicht Seattles Dämonenhüter. Das war er.«
    »Richie«, flehte Sandy ihn an.
    »Aber ich hab doch gerade diesen coolen Fernseher besorgt. « Liebevoll klopfte er auf das große Gerät wie auf einen Schoßhund.
    Sandy stampfte mit dem Fuß auf. »Ihr habt hier doch nicht einmal einen Kabelanschluss!«
    »Außerdem hab ich keine richtige Ausbildung und kaum praktische Erfahrung«, fügte Richie hinzu.
    »Was ist nur aus euch beiden geworden?«
    »Die Probleme sind einfach zu groß für uns«, erklärte Lilli.
    Richie nickte. »Es hat Jahrhunderte gedauert, bis eine ganze Reihe von Dämonenhütern die verrückten Dinger dort draußen eingefangen hatte. Was sollen da ein Straßenjunge, ein Bücherwurm mit Sehhilfe und ein schräges Hippie-Girlie ausrichten?« Er schaute von einem Mädchen zum anderen. »Nehmt’s nicht persönlich.«
    »Vielen Dank«, sagten Lilli und Sandy gleichzeitig.
    »Hey, ihr wisst genau, dass ich diese Sachen nur nett meine, okay?«
    »Ich wünschte, Nate wäre hier«, brummte Sandy. »Ich frage mich, wo er gerade ist.«

2. Kapitel
Auf Kollisionskurs
    D ie Sonne, die über den grünen Wassermassen des Nordpazifiks aufging, warf schillernde Lichtreflexe auf die Wellenkämme, wo sie hin und her sprangen wie magische Kakerlaken, die sich wegen des Erscheinens der gelben Glühbirne am Himmel eilig zerstreuten. Nate rieb sich die Augen und kletterte an Deck der WANDERER. Er zitterte, nach einer Woche auf See noch immer nicht an die feuchte Kühle des Ozeans gewöhnt. Seattle lag hinter ihm im Osten, Asien noch viele Wochen entfernt im Westen.
    Gähnend stellte er sich ans Steuerrad, startete den Motor und setzte das kleine Boot in Bewegung. Die pazifische Strömung hatte die WANDERER in der Nacht gepackt und viele Kilometer vorangetragen, aber nun war die See ruhig und leblos. Es war ein bisschen unheimlich, und plötzlich sehnte sich Nate nach Gesellschaft.
    »Nikolai! Pernikus! Zeit zum Aufstehen!«, rief er.

    Nates dämonische Gehilfen versteckten sich irgendwo unter Deck. Er wusste nie, wohin sie sich verzogen, und
war immer noch überrascht, dass es ihnen gelang, sich auf dem kleinen Boot vor ihm zu verbergen, ausgerechnet vor ihm, einem Dämonenhüter. Andererseits hatten Dämonen sich jahrhundertelang vor den Menschen versteckt, und sie waren gut darin. Kail, der tückische Spalterdämon, hatte so große Angst vor dem Ozean, dass er schnellstmöglich wieder an Land wollte. Weil ein Spalterdämon nicht im Wasser überleben konnte, – er würde sich einfach in nichts auflösen – , hatte Kail sich in eine Holzplanke der Kajütenwand verdrückt und sich seit Tagen nicht gerührt.
    Nate war sich nicht sicher, wo er war, und konsultierte den Kompass, der ihn normalerweise in die richtige Richtung wies, aber zuweilen auch Schabernack mit ihm trieb. Er begann, das Steuerrad eine Vierteldrehung nach links zu wuchten, und die WANDERER schwang langsam nach Backbord herum, um ihre Fahrt gen Westen fortzusetzen. Aber Nate verspürte ein herankriechendes Gefühl der Angst, als das Steuerrad sich immer schwerer drehen ließ. Das tote Wasser schien gegen das Ruder zu drücken, und eine solche Strömung hatte er noch nie erlebt. Seine Nackenhärchen sträubten sich, aber er wusste nicht, ob er Dämonen spürte oder ob ihn einfach die Aussicht ängstigte, die WANDERER könnte mitten auf dem Pazifik kaputtgehen, mit einer Monatsration Trockennahrung, fünf Kisten Wasser und drei widerborstigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher