Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Charles ganz sicher, wenn er das nächste Mal quer durch das Land reisen mußte, dann würde er es nur ohne die Kinder tun und nur mit einer Klimaanlage im Wagen. Und wenn er sich zwischen beidem entscheiden mußte, dann würde er die Klimaanlage wählen. Seit sie New Hampshire verlassen hatten, waren die drei Kinder in einen dauernden Streit verwickelt gewesen. Erst an diesem Morgen war es etwas ruhiger im Wagen geworden, als ob die ehrfurchteinflößende Wüstenlandschaft Utahs die drei zum Schweigen gebracht hätte. Charles warf einen Blick in den Rückspiegel. Jean Paul saß direkt hinter ihm und sah aus dem Seitenfenster. Michelle saß neben ihrem Bruder, gelangweilt und zappelig. Ganz hinten in dem aufpolierten Kombi hatte sich Chuck ein Nest gebaut. Er hatte fast während der ganzen Fahrt gelesen – und ausgerechnet ein Chemiebuch. Charles schüttelte den Kopf, er würde den Jungen wohl nie ganz verstehen. Chuck hatte angekündigt, daß er sogar in der vorlesungsfreien Zeit einen Ferienkurs an der Universität besuchen wollte. Auch wenn es vielleicht nur eine vorübergehende Laune war, es hatte Charles doch gefreut, als sein ältester Sohn ihm erklärte, daß er Arzt werden wolle.
    Während sie durch die Bonneville Salt Fiats westlich von Salt Lake City fuhren, sah Charles zu Cathryn, die neben ihm saß. Sie hatte zu Beginn der Fahrt eine Stickerei begonnen und schien ganz versunken zu sein in den monotonen Rhythmus der Handbewegungen. Aber sie mußte Charles’ Kopfbewegung bemerkt haben. Sie sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Trotz der Streitereien der Kinder war zwischen ihnen beiden von Tag zu Tag ein Gefühl der Freude gewachsen, denn mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, versanken die qualvollen Erinnerungen an Michelles Krankheit und an den Gewaltausbruch am letzten Tag der Belagerung ihres Hauses tiefer in die Vergangenheit.
    Cathryn beugte sich herüber und legte Charles ihre linke Hand auf den Oberschenkel. Charles hatte im Krankenhaus viel an Gewicht verloren, aber Cathryn fand, daß er lange nicht mehr so gut ausgesehen hatte. Auch der Druck, der für gewöhnlich die Haut um seine Augen in kleine Falten gelegt hatte, schien verschwunden zu sein. Erleichtert registrierte Cathryn, daß Charles zumindest so entspannt war, als ob ihn das ewige Asphaltband der Straße und die betäubende Eintönigkeit der Landschaft hypnotisiert hatten.
    »Je mehr ich über alles, was geschehen ist, nachdenke, um so weniger verstehe ich es«, sagte Cathryn.
    Charles rückte in seinem Sitz hin und her und versuchte eine Position zu finden, in der ihn der Gipsverband um seinen linken Arm am wenigsten störte. Wenn er sich auch noch nicht über alle Gefühle, die die Affäre in ihm ausgelöst hatte, klargeworden war, so wußte er doch eines ganz sicher, daß er in Cathryn eine Vertraute gefunden hatte, die wirklich alles mit ihm teilte. Allein das war die schlimmen Erfahrungen wert gewesen.
    »Du hast also über alles nachgedacht?« sagte Charles unbestimmt.
    Cathryn sollte das Gespräch fortsetzen können, wo immer sie wollte. Cathryns Hände zogen unermüdlich die Nadel mit dem Garn durch das Leinen. »Bei dem Durcheinander mit dem Packen und der Abreise bin ich nie dazu gekommen, darüber nachzudenken, was eigentlich alles passiert ist.«
    »Was verstehst du denn nicht?« fragte Charles.
    »Dad!« rief Jean Paul von seinem Rücksitz dazwischen. »Wird in Berkeley auch Hockey gespielt? Ich meine, gibt es da auch Eisbahnen und so?«
    Charles drehte seinen Kopf nach hinten, um Jean Paul ins Gesicht sehen zu können. »Ich glaube nicht. In Berkeley ist das Wetter eigentlich immer so, als ob dauernd Frühling wäre.«
    »Was du auch für blöde Fragen stellst«, sagte Chuck und schlug Jean Paul sein Buch auf den Kopf.
    »Laß mich«, erwiderte Jean Paul gereizt. Er warf sich in seinem Sitz herum und versuchte, Chuck das Buch aus der Hand zu schlagen.
    »Ich hab’ ja nicht dich gefragt.«
    »Jetzt beruhigt euch wieder«, befahl Charles schroff. Dann fuhr er mit ruhigerer Stimme fort. »Vielleicht kannst du aber Surfen lernen, Jean Paul.«
    »Wirklich?« erwiderte Jean Paul mit strahlendem Gesicht.
    »Surfen kann man nur in Südkalifornien«, warf Chuck ein. »Wo die ganz Verrückten sind.«
    »Das mußt gerade du sagen«, entgegnete Jean Paul.
    »Das reicht!« rief Charles und schüttelte den Kopf.
    »Es ist schon gut«, sagte Cathryn. »Wenn die Kinder sich zanken, weiß ich wenigstens, daß wieder alles normal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher