Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
gehen.« Dann sah er wieder zu Charles. »Das zweite, was ich Ihnen sagen wollte, war, daß Michelles Leukämiezellen alle verschwunden sind. Ich denke, daß wir die Krankheit eingedämmt haben.«
    Charles fühlte eine warme Woge durch seinen Körper fluten. »Mein Gott! Das ist ja großartig«, sagte er begeistert. Dann zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Brustkorb und erinnerte ihn daran, wo er war.
    »Ja, das ist es«, erwiderte Dr. Keitzman. »Wir sind alle sehr froh darüber. Aber sagen Sie mir, Charles, was haben Sie mit Michelle gemacht, als sie bei Ihnen im Haus war?«
    Charles konnte seine Freude kaum beherrschen. Vielleicht war Michelle geheilt. Vielleicht wirkte die Lösung mit dem Übertragungsfaktor, wie er angenommen hatte. Charles sah Dr. Keitzman ins Gesicht und dachte einen Moment nach. Er wollte ihr Gespräch jetzt nicht in eine Fachsimpelei über Einzelheiten ausufern lassen. »Ich habe nur versucht, Michelles Immunsystem anzuregen.«
    »Heißt das, Sie haben ihr ein unterstützendes Mittel wie BCG gegeben?« fragte Dr. Keitzman.
    »Ja, etwas in der Art«, erwiderte Charles. Ihm fehlte noch die Kraft für eine wissenschaftliche Diskussion.
    Dr. Keitzman wandte sich zur Tür. »Darüber müssen wir noch einmal sprechen. Was immer Sie auch getan haben, es hat der Wirkung der Chemotherapie, die wir ihr im Krankenhaus gegeben haben, zum Durchbruch verholfen. Aber ich verstehe den zeitlichen Ablauf noch nicht. Wir müssen darüber sprechen, wenn Sie sich wieder besser fühlen.«
    »Ja, wenn ich mich besser fühle«, stimmte Charles zu.
    »Und daß das Vormundschaftsverfahren eingestellt worden ist, wissen Sie sicherlich bereits.« Dr. Keitzman rückte seineBrille zurecht, nickte dem Pfleger zu und verließ das Zimmer.
    Die Begeisterung, in die Dr. Keitzmans Neuigkeiten Charles versetzt hatten, dämpfte die Schmerzen, mit der die anschließende Behandlung verbunden war, besser als Morphium. Während der ganzen Zeit, in der das Druckgerät ihm Luft in die Lungen preßte, blieb der Pfleger neben Charles’ Bett stehen. Kein Patient hätte die Qualen freiwillig ertragen. Die Behandlung dauerte zwanzig Minuten, und als der Pfleger endlich wieder aus dem Zimmer ging, war Charles völlig erschöpft. Die anhaltenden Schmerzen ließen ihn in einen unruhigen Schlaf fallen.
    Als ein Geräusch im Zimmer ihn wieder weckte, war Charles nicht sicher, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war. Er drehte seinen Kopf zur Tür und stellte erschrocken fest, daß er nicht allein war. Nicht weiter als einen Meter von seinem Bett entfernt saß Dr. Carlos Ibanez. Seine knochigen Hände, die gefaltet in seinem Schoß lagen, und sein zerzaustes silbergraues Haar ließen Dr. Ibanez alt und gebrechlich aussehen.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht«, sagte Dr. Ibanez leise.
    Charles fühlte Zorn in sich aufsteigen. Aber die Erinnerung an Dr. Keitzmans Neuigkeiten ließ das bittere Gefühl wieder abebben. Er setzte eine gleichgültige Miene auf.
    »Es freut mich, daß Sie sich schon wieder so gut erholt haben«, sagte Dr. Ibanez. »Ihre Ärzte haben mir erzählt, daß Sie sehr viel Glück gehabt haben.«
    Glück! Ein sonderbarer Ausdruck für das, was geschehen war, dachte Charles. »Sie glauben also, daß man bei einem Brustschuß von Glück sprechen kann?« fragte er.
    »Das habe ich damit nicht gemeint«, erwiderte Dr. Ibanez lächelnd. »Aber Ihr linker Arm hat die Kugel noch abgebremst, so daß sie nicht Ihr Herz getroffen hat, als sie in Ihren Brustkorb eindrang. Das war Glück.«
    Charles fühlte einen stechenden Schmerz. Obwohl er sich nicht besonders glücklich fühlte, war ihm nicht nach einem Streit zumute. Deshalb schüttelte er auch nur leicht den Kopf als Antwort auf Dr. Ibanez’ letzte Worte. Verwundert fragte er sich, aus welchem Grund der alte Mann wohl gekommen war.
    »Charles!« begann Dr. Ibanez mit fester Stimme. »Ich bin hier, um mit Ihnen zu verhandeln.«
    Verhandeln? dachte Charles verwirrt. Wovon, zum Teufel, spricht er jetzt wieder?
    »Ich habe lange über alles nachgedacht«, sagte Dr. Ibanez, »und ich bekenne freimütig, daß ich viele Fehler gemacht habe. Wenn Sie bereit sind, mit mir zusammenzuarbeiten, möchte ich sie gerne wieder ungeschehen machen.«
    Charles ließ seinen Kopf zur Mitte seines Kopfkissens rollen und blickte hinauf zu den Infusionsflaschen an dem Metallgestell. Er sah, wie die Infusionslösungen durch die Mikrofilter tropften. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen, Ibanez
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher