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Fieber

Titel: Fieber
Autoren: Robin Cook
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stieß und die Auffahrt hinauflief. Schützend wie ein Adler, der sein Nest bewacht, beugte er sich über Cathryn und Charles. Seine Augen hielt er fest auf die Menschenmenge geheftet, um jede verdächtige Bewegung schon im Ansatz erkennen zu können.

 
17. Kapitel
     
    Charles hatte noch nie in seinem Leben in einem Krankenhaus gelegen. Die Erfahrungen der letzten Tage hatten ihn zutiefst erschreckt. Zwar hatte er in der Vergangenheit ein paar Zeitungsartikel über die Probleme gelesen, die mit dem Eindringen der Technik in die Medizin verbunden waren, aber niemals hätte er sich vorgestellt, daß er sich so unsicher und machtlos fühlen würde. Vor drei Tagen war er in das Krankenhaus eingeliefert und sofort operiert worden. Als er wieder aus der Narkose aufgewacht war und das Durcheinander von Schläuchen und Infusionsflaschen, Monitoren und Aufzeichnungsgeräten um sich gesehen hatte, war er sich wie eines seiner Versuchstiere vorgekommen. Zum Glück war er am zweiten Tag von den enervierenden Schrecknissen der Intensivstation erlöst worden. Man hatte ihn wie ein fühlloses Stück Fleisch in ein Einzelzimmer der Privatstation des Hauses gekarrt.
    Als Charles versuchte, in eine etwas bequemere Lage zu rücken, fühlte er einen brennenden Schmerz, der sich wie ein Feuerband um seine Brust legte. Er hielt seinen Atem an und fragte sich erschrocken, ob er vielleicht seine Narbe wieder aufgerissen hatte. Ängstlich wartete er, daß das Brennen zurückkehrte, doch der Schmerz blieb aus. Erleichtert bemühte sich Charles, völlig regungslos zu liegen. Auf der linken Seite seines Brustkorbes ragte zwischen den Rippen ein Gummischlauch heraus, der zu einer Flasche auf dem Boden neben dem Bett lief. Sein linker Arm war mit einem wirren Netz von Drähten und Zuggewichten starr fixiert worden. Charles war völlig bewegungsunfähig und noch für die einfachsten Bedürfnisse auf die Gnade des Pflegepersonals angewiesen.
    Ein sanftes Klopfen riß ihn aus seinen Gedanken. Bevor er antworten konnte, wurde die Tür leise geöffnet. Charles fürchtete schon, daß es wieder der Pfleger war, der alle vier Stunden kam, um ihn mit einem Höllengerät Luft in die Lungen zu pumpen. Charles war sicher, daß seit der Inquisition keine schmerzvollere Prozedur erfunden worden war. Doch dann steckte Dr. Keitzman seinen Kopf zur Tür herein.
    »Können Sie schon einen kurzen Besuch vertragen?« fragte er.
    Charles nickte, obwohl ihm nicht nach einem Gespräch zumute war. Doch er wollte unbedingt wissen, wie es Michelle ging. Cathryn hatte ihm bei ihrem Besuch nur sagen können, daß sich Michelles Zustand nicht weiter verschlechtert hatte.
    Dr. Keitzman trat selbstsicher ins Zimmer und schob einen vinylbespannten Stuhl neben Charles’ Bett. Dann zuckte plötzlich Dr. Keitzmans Oberlippe hoch, was für gewöhnlich seine innere Anspannung verriet, und nervös nestelte er an seiner Brille.
    »Wie geht es Ihnen, Charles?« fragte er.
    »Es könnte nicht besser sein«, antwortete Charles. Er bemühte sich gar nicht erst, den Sarkasmus zu unterdrücken. Für ihn war jedes Wort, ja sogar jeder Atemzug ein riskantes Unternehmen, und jeden Moment erwartete er, daß der stechende Schmerz wiederkehrte.
    »Ich habe ein paar gute Nachrichten für Sie. Es ist vielleicht noch ein bißchen zu früh, um endgültige Schlüsse ziehen zu können, aber ich wollte sie Ihnen dennoch nicht vorenthalten.«
    Charles antwortete nicht. In der Furcht, seine Hoffnungen bloß nicht in den Himmel wachsen zu lassen, sah er dem Onkologen forschend ins Gesicht.
    »Erstens«, fuhr Dr. Keitzman fort, »hat Michelle auf die Bestrahlung hervorragend angesprochen. Schon eine einzige Behandlung scheint die Infiltration ihres zentralen Nervensystems gestoppt zu haben. Sie ist wach und wieder bei vollem Bewußtsein.«
    Charles nickte in der Hoffnung, daß dies nicht das einzige war, was Dr. Keitzman ihm zu sagen hatte.
    Für einen Augenblick war es im Zimmer still geworden.
    Dann wurde plötzlich die Zimmertür heftig aufgestoßen, und der Pfleger mit dem verhaßten Behandlungsgerät stürmte in den Raum. »Es ist wieder Zeit für Ihre Behandlung, Dr. Martel«, sagte er strahlend, als ob er ein außergewöhnliches Vergnügen ankündigen wollte. Als er Dr. Keitzman erblickte, blieb er respektvoll stehen. »Entschuldigen Sie, Doktor.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, antwortete Dr. Keitzman. Anscheinend war er froh über die Störung. »Ich wollte ohnehin gerade
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