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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende
Autoren: Connie Brockway
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großen, stolzen Körper trotzig aufrecht gehalten hatte. Nun war er auf seinen Knien, die eine Hand flach auf die Erde gestützt, den Kopf gesenkt, als hätte er den letzten, vernichtenden Schlag erhalten.
    Langsam blickte er auf. Der Ausdruck in seinen Augen war hart, seine Miene steinern. Sie hasste sich dafür, ihm so wehzutun.
    „Was kann ich tun, Fia? Ich schwöre dir, dass Carrs Blut in dir kein Fluch ist. Ich will dir mein Herzblut schenken, aber du willst es nicht zulassen.“
    Vorsichtig und mit zögernden Schritten kam sie zu ihm zurück. Vor dem, was sie im Begriff stand zu tun, hatte sie mehr Angst als vor allem anderen, was sie in ihrem ganzen Leben bisher getan hatte. In ihr begann ein winzig kleiner Hoffnungsschimmer seine zarten Flügel zu entfalten.
    Ungestüm wanderte sein Blick über ihr Gesicht. Was er da las, ließ eine Flamme in seinen stumpfen Augen aufflackern. Er stieß sich vom Boden ab und stand auf, wartete auf sie.
    „Thomas, weißt du nicht, wer ich bin?“
    Dieses Mal jedoch antwortete Thomas voller Überzeugung. „Nun, du bist ganz einfach du selbst, Fia. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das ist, was du immer gewesen bist und immer sein wirst. Meine Liebe, mein Leben, mehr als ich mir je hätte träumen lassen und viel mehr als ich je zu geben in der Lage sein werde. Darum, Fia, stoße mir entweder diese Klinge in das Herz oder sei mein. Für immer.“
    Tränen begannen ihr über die Wangen zu rinnen, erst nur ein paar, dann immer mehr, bis sie schließlich ein nicht mehr versiegender Strom waren. Sie benetzten ihre Haut, ihre Lippen und tropften schließlich von ihrem Kinn.
    Blind streckte sie die Hände aus, stolperte, und bevor sie einen zweiten Schritt auf ihn zu machen konnte, lag sie schon in seinen Armen, von ihnen wie mit stählernen Banden umfangen. Sein Herz schlug heftig, und er küsste sie auf die Lippen, die Wangen, die Augenlider, die Schläfen und den Mund.
    „Für immer“, schwor sie flüsternd.

27. KAPITEL
    Maiden's Blush McClairen’s Isle September 1766
    Die Landbrücke, durch die McClairen's Isle mit dem Festland verbunden war, befand sich in unmittelbarer Gefahr, jede Minute von der steigenden Flut überspült zu werden. Die gemietete Kutsche hatte erst das erste Drittel überquert, als der Kutscher es sich anders überlegte, und, gleichgültig wie hoch die in Aussicht gestellte Belohnung auch sein mochte, seinen Fahrgast vor die Wahl stellte, entweder mit umzukehren oder den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen.
    Ronald Merrick, Earl of Carr, entschied sich für Letzteres. Er stieg aus der Chaise, warf dem Kutscher eine Münze zu und wartete, bis der bäuerische Flegel sich entfernt hatte.
    Er drehte sich um, eine Hand an der Hüfte, die andere auf den silbernen Knauf seines Spazierstockes gestützt, und betrachtete das große steinerne Monstrum, das Maiden's Blush war. Wie ein riesiger grauer Monolith erhob sich die Festung in einiger Entfernung vor ihm, und die Arbeiter, die überall an der Burg zu sehen waren, wirkten wie emsige Ameisen.
    Teufel, wie er diesen Ort verabscheute. Besonders, da irgendjemand - höchstwahrscheinlich Thomas McClairen -sich daran gemacht hatte, die Festung wieder aufzubauen, allerdings in dem beklagenswerten Stil, in dem er selbst sie ursprünglich vorgefunden hatte. Vielleicht, dachte Carr, werde ich sie wieder in meinen Besitz bringen. Dieser Gedanke kam ihm vor allem deswegen, da es für ihn nötig geworden war, London eine Zeit lang den Rücken zu kehren.
    Er begann weiter über die Landbrücke zur Insel zu gehen, und in seinem Gesicht arbeitete es, wie Würmer, die unter einem dünnen Seidenstoff wimmelten. Nicht dass er ruiniert war. Nein! Bei weitem nicht. Er besaß immer noch genug Belastungsmaterial gegen eine Menge wichtiger und einflussreicher Leute, und wenn seit seiner Rückkehr aus Frankreich ein oder zwei - oder vielleicht auch mehr, warum sollte er sich die Mühe machen, sie zu zählen? - die Flucht nach vom angetreten und ihre kleinen, hässlichen Geheimnisse selbst preisgegeben hatten, nun, es entwickelte nicht jeder so spät in seinem Leben noch Schneid.
    Nachdem er die Landbrücke überquert hatte, schlug er einen weiten Bogen um die Burg, sorgsam darauf bedacht, von keinem der Arbeiter gesehen zu werden. Sein Ziel war die dem Meer zugewandte Seite der Festung, wo er unbemerkt in das Innere von Maiden's Blush gelangen konnte.
    Was störte es ihn, dass sein Name verhasst war und Leute, die noch vor
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