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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende
Autoren: Connie Brockway
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Familie seiner Frau aus und erreichte damit zweierlei: das erste war die Hinrichtung der männlichen McClairen, das zweite Maiden's Blush und die Insel, auf der die Burg stand, als Geschenk seines dankbaren Monarchen.
    Jahrelang weigerte Janet sich, zu glauben, was sie in ihrem Herzen längst wusste, dass ihr Ehemann ihre Leute verraten hatte und dass deren Blut der Preis war, mit dem die stolze Festung Maiden's Blush in einen dekadenten Palast der Laster verwandelt wurde, die passenderweise bald in „Wanton’s Blush“ umgetauft wurde.
    Als Janet die Wahrheit nicht länger vor sich selbst leugnen konnte, stellte sie ihren Mann, der inzwischen den Titel seines Vaters, des Earl of Carr, geerbt hatte, zur Rede. Und der stieß sie mit ebenso wenig Skrupel, wie er es beim Verrat der McClairen verspürt hatte, kurzerhand von den Klippen der Insel und bezeichnete ihren Tod unverfroren als einen schrecklichen „Unfall“.
    In Wahrheit fiel das Morden Carr so leicht, und der Lohn war so reich, dass er noch zweimal begüterte Erbinnen heiratete und umbrachte. Doch dann erfuhr der einst dankbare König von Carrs jüngster schlechter Angewohnheit und verbannte daraufhin Carr nach Schottland, unter inoffizieller Androhung der Todesstrafe, sollte er jemals nach London zurückkehren und sein unredlich erworbenes Vermögen dort verprassen wollen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben war Carr am Boden zerstört, waren seine Hoffnungen vernichtet. London war das Motiv gewesen, das ihn zu den Morden veranlasst hatte, seine triumphale Rückkehr nach London das große Ziel, das er anstrebte.
    Aber seine Mutlosigkeit schrumpfte und wurde der Same eines finsteren Entschlusses. Er würde in Glanz und Gloria nach London zurückkehren. Er widmete sich erfolgreich der Aufgabe, Schuldscheine und Verpflichtungen - sowohl finanzieller als auch anderer Art - zusammenzutragen, zu erpressen und zu nötigen und auf diese Weise langsam genug Macht und Reichtum anzuhäufen, so dass niemand sich seinem Willen zu widersetzen wagen würde. Die Leute, die er um sich auf Wanton's Blush versammelte, waren die Mächtigen, die Reichen und die Dekadenten im Land.
    Und sie waren auch Fias Lehrer.
    In der Tat wäre sie erwachsen geworden, ohne jemals mit den simpelsten Grundlagen von Bildung in Berührung zu kommen, wäre nicht, als sie gerade sieben Jahre alt war, eine verkrüppelte alte Schottin mit entsetzlich entstellten Zügen, deren eine Gesichtshälfte stets unter einem dichten schwarzen Schleier verborgen war, an der Küchentür aufgetaucht. Sie sei auf der Suche nach Arbeit und frage lediglich um Unterkunft und Verpflegung, wenn sie sich dafür um Lord Carrs Kinder kümmern dürfe, sagte sie. So wurde Carr zum ersten Mal in drei Jahren an die Existenz seiner Kinder erinnert.
    Sein Widerwille gegen Hässlichkeit kämpfte kurz mit seiner Habgier, und wie stets bei Carr gewann die Habgier. Die Frau namens Gunna wurde angestellt. Für Ash und Raine, die sich auf dem besten Wege befanden, genau die verkommenen Teufelskerle zu werden, für die die ortsansässige Bevölkerung sie schon längst hielt, war Gunna zunächst nicht mehr als eine Art Kuriosum, jemand, den man duldete, nicht beachtete, aber schließlich doch widerwillig respektierte. Für Fia jedoch war die hässliche Alte eine Offenbarung.
    Von ihr lernte sie nicht nur die Grundlagen des Lesens und Schreibens, sondern erfuhr auch Wissenswertes über Schottland und jede Menge Volksweisheiten. Aber am allerwichtigsten war, dass Gunna, die mit unermüdlicher Aufrichtigkeit ihre eigene Entstellung und ihre Schwächen so wie ihre Stärken akzeptierte, Fia lehrte, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, nie die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, egal wie schmerzhaft diese auch sein mochte.
    Gunnas verkrüppelte Gestalt sonderte sie ebenso von ihren Mitmenschen ab, wie ihre hohe Stellung und ihre unnatürliche Ruhe es bei Fia taten. Vielleicht lag es daran, dass sich Gegensätze natürlicherweise anziehen, oder an einem Gefühl unausgesprochener Verbundenheit, aber das junge
    Mädchen und die entstellte alte Frau knüpften ein festes, treues Band.
    Unglücklicherweise lenkte jedoch die gleiche Schicksalsfügung, die sie mit einer liebevollen Ratgeberin bedachte, die Aufmerksamkeit ihres Vaters auf seine Jüngste.
    Da er an seine Tochter erinnert worden war, bemerkte Carr, wie hübsch sie war. Wenn hielt, was ihre kindliche Schönheit verhieß, dann würde sie eines Tages ein Diamant reinsten Wassers
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