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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende
Autoren: Connie Brockway
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sein. Es wäre pure Verschwendung, wenn man nicht die notwendige Zeit, Mühe und das nötige Geld aufbrachte, sie zu kultivieren, um sicherzustellen, dass sie eine willige Komplizin bei seinen Plänen für ihre Zukunft sein würde -und diese ihre Zukunft lag in London, in einer Heirat mit Geld und Macht. Er konnte sie nicht einschüchtern, verhöhnen oder lächerlich machen, so wie er es mit ihren Brüdern tat, denn die waren nichts als dumme Welpen, die er sich tunlichst vom Leibe hielt, aber sie . . . Statt sie weiterhin mit Nichtachtung zu strafen, machte sich Carr nun daran, seine Tochter zu umwerben.
    Fia hatte nie eine Chance.
    So lebensklug sie auch war, so hatte sie doch nie gelernt, Einsamkeit zu ertragen. Gunna war ihre Erzieherin, Ratgeberin und Beschützerin. Carr allerdings bot ihr etwas, das Fia zuvor nicht gekannt hatte - einen schmeichlerischen Gefährten.
    Er begann nach Fia zu fragen, ihre Anwesenheit nach dem Dinner zu verlangen, sie bei harmloseren Vergnügungen zur Schau zu stellen - und zeigte sich stets darauf bedacht, sie daran zu erinnern, dass ihr Betragen und ihre Reinheit über jeden Zweifel erhaben sein mussten. Und Fia, die so lange übersehen und ignoriert worden war, sog die Aufmerksamkeit, die er ihr zuteil werden ließ, so begierig wie ausgedörrte Erde den Regen ein.
    Carr wurde nun Fias Vertrauter, ihr Berater und ihr geistreicher Führer in den Regeln, die das Leben der vornehmen Gesellschaft bestimmten. Und sie wurde seine ständige Begleiterin, die eifrig jedem seiner Worte lauschte, jedes davon für wahr hielt und seine Ansichten für eine Offenbarung. Und die ganze Zeit über formte und modellierte er sie zu seinem Geschöpf.
    Flüsternd lehrte er sie, wem sie nacheifern sollte und wen sie mit Verachtung zu strafen hatte. Sie lernte ihr berühmtes Lächeln von einer alten französischen Kurtisane, ihren anmutigen, geschmeidigen Gang von einer russischen Ballerina, die Kunst des geistreichen Wortgefechtes von einer ungarischen Prinzessin. Aber wenn sie nicht den belustigten Vorschlägen ihres Vaters folgte und sich nicht in den Fertigkeiten übte, von denen er behauptete, dass sie sie eines Tages brauchen würde, um die Kunst der Verführung zu beherrschen, dann zog sie sich in sich selbst zurück und setzte eine Maske ebenmäßiger Schönheit auf. Diese Ruhe und unerschütterliche Gefasstheit, die waren ihr wahres Wesen.
    Auf der einen Seite wurde ihr Selbstwertgefühl aufgebläht von den ständigen Schmeicheleien ihres Vaters, auf der anderen Seite verstummten die Aufrichtigkeit und die Wachsamkeit, die Herzstück ihres Wesens waren, nie ganz und weckten so leise Zweifel in ihr. Am Ende sah sie viel mehr, als Carr es sich wünschen konnte.
    Eines Tages kam ein junger Mann namens Thomas Donne nach Wanton's Blush. Er war, wie man sich erzählte, ein Schotte, der von seinem Clan verstoßen worden war, wegen seiner feigen Weigerung, für Bonnie Prince Charlie zu kämpfen. Aber in Fias Augen sah er nicht feige aus. Er sah großartig aus.
    Es lag nicht einfach daran, dass er hoch gewachsen war, mit dunklen Haaren, grauen Augen und von verbindlichem Wesen - gut aussehende, weltmännische junge Männer gab es auf Wanton's Blush in Massen. Nein, es war sein Charakter, der ihn von den anderen absonderte. Er unterschied sich so sehr von den anderen Gästen, wie Carr stets behauptete, dass er und Fia es täten.
    Oh, er spielte und trank, frönte dem Müßiggang und flirtete mit anderen Frauen, doch Fia hatte das ausgeprägte Gefühl, dass nichts davon für Thomas Donne von Bedeutung war, dass es nur ein Weg für ihn war, sich die Zeit zu vertreiben, bis . . . bis was?
    In seinen Augen stand ein so wachsamer Ausdruck wie in Fias, und seine Hand war ebenso ruhig. Sein Betragen war höflich, sein Auftreten tadellos. Aber am wichtigsten war, dass er die fünfzehnjährige Fia mit freundlicher Aufmerksamkeit behandelte. Wenn er sie anblickte, versuchte er nicht die Tiefe ihres Ausschnittes abzuschätzen oder die Juwelen zu zählen, die sie trug, nein, er blickte sie an. Und er unterhielt sich mit ihr. Einfache Gespräche ohne versteckte Anzüglichkeiten. Er stellte ihr Fragen darüber, was sie mochte und was nicht, was sie las und was sie dachte.
    Fia verliebte sich. Aus einem Quell der Gelassenheit entwickelte sie sich zu einem fahrigen jungen Mädchen. Nicht dass es irgendjemandem auf der Burg aufgefallen wäre -ganz besonders Thomas Donne nicht. Den anderen erschien sie so kühl und
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