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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende
Autoren: Connie Brockway
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ohnehin nichts würden hören können.“
    Cora warf ihm einen missmutigen Blick zu und verschwand. Kay wartete ein paar Minuten und stand dann ebenfalls auf. Es wäre nicht richtig, Cora ein schlechtes Beispiel zu geben, aber auf der anderen Seite wäre er ein armseliger Stiefsohn, wenn er sich nicht die Mühe machte, herauszufinden, was Fia so beunruhigt hatte, dass sie sichtlich zusammengezuckt war.
    Er schritt den Flur hinab zur Dienstbotentreppe und nahm auf seinem Weg von dem Sideboard im Speisesalon einen Brandyschwenker mit. Die zufällige Erinnerung an seinen Vater brachte einen Hauch von Melancholie mit sich.
    Vater war vor fünf Monaten gestorben. An einem Siruppudding zu viel, oder so ähnlich hieß es - und war das ein Wunder? Das letzte Mal, als Vater hier in Bramble House gewesen war, hatte er aufgedunsen ausgesehen, fast wie ein Preisbulle, aber ohne die Kraft und Stärke eines Bullen, sondern nichts als Fett und Gepolter.
    Der Gedanke betrübte Kay, denn er entsann sich einer Zeit, als sein Vater so kräftig und stämmig als Mann gewesen war, wie Bramble House es als Herrenhaus war. Er verdrängte die traurigen Gedanken. Irgendetwas Wichtiges geschah in diesem Augenblick. Und Fia war davon betroffen. Obwohl sie in all den Jahren, die sie mit ihnen hier gelebt hatte, nie über Lord Carr gesprochen hatte, hatte sein Vater ihre Zurückhaltung mehr als wettgemacht.
    Auf seinen seltenen Besuchen zu Hause war er stets voll von Geschichten über seinen Busenfreund Ronald Merrick, Earl of Carr, gewesen. Fia hatte das nie sonderlich gemocht. Die Haut um ihren Mund spannte sich, und ihre Augen wurden ausdruckslos, wann immer Lord Carrs Name fiel. Nicht dass es Vater aufgefallen wäre, aber er gehörte ohnehin nicht zu den Menschen, die viel von dem bemerkten, was um sie herum geschah.
    Oben angekommen, ließ sich Kay auf die Knie nieder, schlug den Teppich zurück und stellte das Glas umgestülpt auf die bloßen Bodendielen. Er brauchte ein paar Versuche, aber schließlich fand er den besten Platz zum Lauschen. Fias Stimme, leise und ein wenig kehlig wie die eines Singvogels im Frühling, drang durch das Glas verstärkt zu ihm.
    „ . . . überrascht, dass Sie ihn nicht gleich beiseite geschafft haben.“
    „Und dir geradewegs in die Hände zu spielen, mein Liebes? Ich sollte doch hoffen, dass ich über mehr Zurückhaltung verfüge. Himmel, wenn ich das getan hätte, hättest du ein reiches Erbe antreten können. Du wärest völlig unabhängig gewesen. Oh ja, Fia. Ich kannte deinen Plan von dem Augenblick an, als ich erfuhr, dass du ,durchgebrannt‘ warst. “
    „Sie vergessen die Kinder.“ Fias Stimme klang ein wenig atemlos. „Seine Erben.“
    Der Mann lachte. „Du weißt so gut wie ich, dass, wäre MacFarlane kurz nach der Hochzeit gestorben, du die Verwaltung seiner Ländereien und seines Vermögens übertragen bekommen hättest, bis der Junge volljährig geworden wäre. Allerdings, so habe ich gehört, wusstest du gar nichts von ihnen, nicht wahr? Wie dich das geärgert haben muss! Ich wünsche mir wirklich, ich wäre bei diesem besonderen Aufeinandertreffen eine Fliege an der Wand gewesen. “
    Eine Pause entstand, und Kay hörte gemessene, schwere Schritte. Lord Carr. Als er das nächste Mal sprach, war es direkt unter ihm, aber seine Worte waren so leise, dass er nur Satzfetzen mitbekam.
    „ . . . genug Vertrauen in deinen Erfindungsreichtum . . .“
    .....sicher, dass du mit einem Plan im Kopf geheiratet
    hast. . .“
    .....entledige dich der kleinen . . .“
    Dann wieder Fias Stimme, kühl und völlig ausdrucksleer wie Eis. „Warum sind Sie gekommen? Sie haben doch schon Ihre Anwälte geschickt.“
    „Ich weiß, dass die Anwälte dir bereits alles mitgeteilt haben“, schnurrte Carr, „aber ich konnte mir das Vergnügen nicht verkneifen, es dir selbst noch einmal ins Gesicht zu sagen.“
    Fias Antwort war kaum zu verstehen, endete aber mit den Worten: „Wie viel?“
    „Nun, alles, mein Liebes. Alles.“
    Nach einem langen Schweigen antwortete Fia etwas Unverständliches.
    „Ich dachte, es würde dich freuen, dass ich es getan habe“, erwiderte Carr. „MacFarlane war ganz bestimmt hoch erfreut, dass ich für ihn gebürgt habe. Und ihn mitgenommen habe. Und seine Schuldscheine akzeptiert habe. Und seine
    Sicherheiten. Ich glaube . . .“ Eine Pause. „Ich glaube, er sah es als Zeichen unserer Freundschaft.“
    „Sie haben sich voller Berechnung aus einem einzigen Grund mit ihm
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