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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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schmale Pritsche, zwei Stühle und ein winziger Kamin, der kaum hoch genug war, um drei Scheite übereinanderzulegen. Nach seiner Ankunft hatten die Fey ihm Fey-Lampen angeboten, doch er hatte dankend abgelehnt. Irgendwo unterwegs hatte er erfahren, daß diese Lampen ihre Leuchtkraft den Seelen toter Feinde verdankten. Er wollte nicht in der Gesellschaft der Überreste von Angehörigen seines eigenen Volkes leben.
    Er benutzte lieber Kerzen.
    Mit dem Ergebnis, daß der kleine Raum ständig verqualmt war. Da man ohnehin nur ins graue Nichts geblickt hätte, gab es keine Fenster in der Hütte, doch so manches Mal, wenn der Geruch nach Kerzenwachs und Holzrauch beinahe unerträglich wurde, hatte er sich eines gewünscht, einfach nur, um es aufzumachen.
    Trotzdem war die Hütte besser als jeder andere Ort im Schattenland, wo ihn die Fey ständig beobachten konnten.
    Er hatte eigentlich keine bestimmten Aufgaben mehr zu erfüllen, war mehr denn je ein Gefangener. Und sein an die Fey weitergegebenes Wissen hatte zur Ermordung König Alexanders sowie – möglicherweise – zu Jewels Tod geführt.
    Nicht, daß er wegen Rugars Tochter große Gewissensbisse gehabt hätte. Schließlich war sie für diesen Pakt verantwortlich, der ihn dazu verdammte, bis in alle Ewigkeit an diesem grauen Ort zu leben.
    Wenigstens ging es Luke gut. Selbst jetzt, viele Jahre nachdem Adrian sich auf den Handel eingelassen hatte, war ihm die Gewißheit, daß Luke überlebt hatte und in Sicherheit war, ein großer Trost. Der dritte Gefangene, Ort, war schon bald nach ihrer Gefangennahme einen schrecklichen Tod gestorben.
    Adrian streckte sich auf der Pritsche aus. Er verbrachte immer mehr Zeit mit Schlafen und fand für die wenigen Dinge, die sie ihm zu tun gaben, immer weniger Zeit. Es gab keine Bücher im Schattenland, und da die Fey ihn für unbelehrbar hielten, gab sich niemand ernsthaft mit ihm ab. Statt dessen stellten sie ihm knifflige geistige Aufgaben, kümmerten sich jedoch nicht darum, ob er sie löste. Ab und zu ließ sich ein Fey ein paar Stunden von ihm in der Inselsprache unterrichten, doch auch das hatte nachgelassen. Die meisten Fey, die den Ehrgeiz besaßen, die Sprache zu erlernen, beherrschten sie inzwischen gut genug.
    Er vernahm ein Klopfen an der Wand seiner Hütte, dann wurde die Tür aufgerissen. Coulter kam hereingestürmt, als wäre die Wilde Jagd hinter ihm her. Er warf sich auf Adrian, schlang die Arme um ihn und klammerte sich fest. Coulter prallte so heftig gegen ihn, daß es Adrian die Luft aus den Lungen preßte.
    Langsam klappte die Tür hinter dem Jungen zu.
    Adrian legte die Arme um den Jungen und streichelte sein Haar, so wie er es immer bei Luke getan hatte, als dieser noch klein und ängstlich war. Coulter hatte nie zugelassen, daß Adrian ihn umarmte. Das Verhältnis der beiden einzigen Gefangenen im Schattenland war eine heikle Angelegenheit und beruhte in erster Linie auf Abwehr. Adrian wußte wenigstens, was er verloren hatte; Coulter hingegen war seit seinem ersten Lebensjahr nie mehr draußen gewesen.
    Es dauerte einen Moment, bis Adrian wieder Luft bekam. Der Junge drückte sich so fest an ihn, daß Adrian bestimmt blaue Flecken davon bekommen würde. Coulter zitterte am ganzen Leib, und hätte Adrian ihn nicht besser gekannt, er hätte geglaubt, der Junge versuche ein Schluchzen zu verbergen.
    In den Jahren, in denen er Luke großgezogen hatte, hatte Adrian gelernt, daß man einem derartig aufgelösten Jungen am besten ein wenig Zeit ließ. Und da Adrian genug, mehr als genug Zeit hatte, konnte er warten.
    Nach und nach ließ das Zittern nach, und der Junge lockerte die Umarmung. Zuerst dachte Adrian, Coulter sei eingeschlafen, doch dazu fehlten die charakteristischen tiefen Atemzüge und das abgerissene Seufzen. In den langen Nächten hatte sich Adrian an die Atemzüge des Jungen gewöhnt. Coulter konnte immer noch schlafen, tief schlafen. Adrian hingegen schaffte es kaum noch, nachts länger als eine oder zwei Stunden zu dösen, so sehr er sich auch darum bemühte.
    Das war ein Grund für seine vielen kurzen Nickerchen.
    Coulter schlief gewöhnlich auf einer Matratze, die tagsüber zusammengerollt war – oder dann, wenn die Fey meinten, es sei Tag, denn innerhalb der Schattenlande gab es keinen Wechsel von Tag und Nacht, es gab überhaupt keine Abwechslung. Adrian hatte Coulter zu sich genommen, nachdem er das schlafende Kind auf einem Abfallhaufen unweit des Torkreises gefunden hatte. Offensichtlich
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