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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vor.«
    Fledderer lachte. Adrian hätte ebenfalls gelächelt, doch er wußte, wie ernst es Luke meinte.
    »Er kann niemanden verzaubern«, sagte Adrian. »Er ist eine Rotkappe. Sie verfügen über keinerlei magische Kräfte.«
    Luke schien noch nicht überzeugt, nickte aber. »Das mußt du mit Großvater ausmachen«, knurrte er dann.
    »Mach ich«, lenkte Adrian ein und legte einen Arm um die Taille seines Sohnes. Nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatten, fiel Adrian auf, daß Coulter ihnen nicht folgte. »Warte mal einen Augenblick«, sagte er zu Luke.
    Adrian rannte ein Stück zurück. Coulter kaute auf einem Grashalm und starrte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Als Adrian ihn an der Schulter berührte, zuckte er zusammen. Seine Augen weiteten sich und füllten sich erst langsam mit Persönlichkeit.
    »Was hast du denn?« fragte Adrian.
    Coulter schluckte. »Ich überprüfe meine Verbindungen … probiere aus, ob ich noch Senden kann.«
    Adrian verstand die Wichtigkeit der Verbindung. Coulter hatte seine Verbindung eingesetzt, nachdem das Schattenland zu beben aufgehört hatte, um herauszufinden, ob mit Gabe alles in Ordnung war. Es ging ihm gut.
    »Kommst du?« fragte Adrian.
    Coulter zuckte mit der Schulter. »Sieht so aus, als brauchtest du mich nicht mehr.«
    »Wegen Luke?«
    Coulter nickte kurz.
    »Coulter«, sagte Adrian, »er ist zwar mein Sohn, aber er kommt schon seit fünf Jahren ohne mich aus. Du und ich, wir waren die gleiche Zeit aufeinander angewiesen. Ich will doch meine Beziehung zu dir nicht gegen die Beziehung zu ihm eintauschen.«
    Coulter trat gegen einen Erdklumpen am Straßenrand. Seine Hosen waren so schmutzig, daß sie aussahen, als seien sie auch aus Erde gemacht.
    »Ich will, daß du bei mir bleibst. Sonst hätte ich dich nicht so weit mitgenommen.«
    »Aber ihn magst du lieber.«
    Adrian warf Luke einen Blick zu. Luke war jetzt ein Mann, nicht mehr der verunsicherte Junge im Schattenland. Coulter hingegen war trotz all seines Muts immer noch ein Kind.
    »Ich liebe ihn«, sagte Adrian. »Aber dich liebe ich auch. Wenn ich dich jetzt verlassen muß, bricht es mir das Herz.«
    »Gabe braucht mich«, sagte Coulter.
    »Im Schattenland bringen sie dich um!«
    Coulter nagte an seiner Unterlippe.
    »Die Verbindung zwischen euch besteht immer noch, ja?« fragte Adrian.
    Coulter nickte. »Ich kann ihn erreichen«, erwiderte er.
    »Das sollte dir genügen, Coulter. Wenn dich Gabe braucht, kann er auch dich erreichen. Bis das geschieht, kannst du hier bei mir bleiben.«
    Coulter antwortete nicht. Adrian legte dem Jungen den Arm um die Schulter und zog ihn an sich. »Geh nicht«, sagte er. »Du würdest mir zu sehr fehlen. Ich bin schon so lange nicht mehr hiergewesen. Ich bin hier so fremd wie du.«
    Coulter blickte mit erstauntem Gesichtsausdruck zu ihm auf. »Hast du Angst?« fragte er.
    »Schreckliche Angst«, erwiderte Adrian.
    Coulter grinste. Dann schaute er die Straße hinunter. Luke und Fledderer unterhielten sich. Eigentlich redete Fledderer und wedelte dabei wie wild mit den Armen. Wahrscheinlich erklärte er Luke gerade seine eigene Geschichte und weshalb er vertrauenswürdig sei. Adrian lächelte. Er mußte seinem Sohn Anerkennung zollen. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war Luke immer noch bereit, einem Fey eine Chance zu geben.
    »Komm schon«, sagte Adrian und nahm Coulter an der Hand. »Wir gehen nach Hause.«
    Gemeinsam überquerten sie die Straße und gingen den sanften Abhang zum Hof hinunter. Mit jedem Schritt spürte Adrian sein altes Ich zurückkehren. Er konnte es kaum erwarten, seine Hände in die Erde zu wühlen, die neue Ernte auszusäen und die Sonne im Nacken zu spüren.
    Er hatte einen Sohn, den er großziehen mußte. Er mußte seinen Sohn von neuem kennenlernen. Und er mußte seine Familie dazu bringen, sich an einen Fey zu gewöhnen. Aber er würde es schaffen. Hier in der frischen Luft und im Sonnenschein, weit weg von den grauen Schatten, konnte er alles erreichen, was er wollte.

 
40
     
     
    Gabe hielt sich die Ohren zu, setzte sich auf den Boden und schloß die Augen. Er wollte nichts mehr hören. Er wünschte, sie würden alle weggehen.
    Seitdem er das Schattenland erneuert hatte, kamen alle Erwachsenen mit ihren Fragen zu ihm, so wie sie früher immer zu seinem Großvater gekommen waren. Gabe hatte das Domizil verlassen und war nach Hause gegangen. Die Hütte war von dem Beinahe-Zusammenbruch nicht allzusehr beschädigt worden. Nur ein paar
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