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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Haut rann. Die Zauberkräfte seines Schuhmachers erwiesen sich als nicht ganz so wirkungsvoll. Rugars Füße glichen durchweichten Eisblöcken, die gegen das Leder rieben. Es wehte eine leichte Brise, gerade ausreichend, damit das Schiff ohne zusätzliche Hilfe von Rudern oder Zaubersprüchen vorankam.
    Es ächzte unter seinen Füßen, und die Planken knarrten, während der Bug die Wassermassen zerteilte. Das Geräusch des hochaufschäumenden Fahrwassers ging im gleichmäßigen Trommeln des Regens fast unter. Rugar verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er reiste gern, aber Segeln war etwas ganz anderes. Wenn er von Land zu Land zog, konnte er sich seinen Träumen von neuen Eroberungen hingeben, aber die Blaue Insel hatte er noch niemals gesehen, sondern nur Legenden, Geschichten und die Berichte der Nye gehört, die allesamt notorische Lügner waren. Der Schwarze König, Rugars Vater, schenkte nicht einmal der weitverbreiteten Ansicht Glauben, die Inselbewohner hätten noch niemals einen Krieg mitgemacht. Rugar allerdings glaubte daran. Warum sollte jemand diese Insel angreifen? Die Inselbewohner waren klug. Sie trieben Handel mit allen benachbarten Nationen und behandelten sie als bevorzugte Partner, obwohl sie (so lautete jedenfalls die Version der Nye) die Importwaren nicht unbedingt benötigten. Die Insel war wirtschaftlich völlig autark.
    Sie lag zwischen zwei Kontinenten: Galinas und Leutia. Und damit war sie für die Fey strategisch gesehen der beste Punkt, um von dort aus ihren Eroberungszug einzuleiten, der die restliche Welt dem Reich der Fey einverleiben würde. Die Fey hatten bereits drei Kontinente überrannt, seit sie vor Jahrhunderten die Eccrasischen Berge verlassen hatten, und sie würden ihre Eroberungen nicht einstellen, nur weil sie das Ende von Galinas erreicht hatten. Es war die Bestimmung der Fey, so lange weiterzukämpfen, bis sich ihr Imperium über alle fünf Kontinente erstreckte.
    Die Tatsache, daß die Blaue Insel eine reiche Insel war, machte den Gedanken an eine baldige Eroberung noch verführerischer. Nur noch ein paar Tage, und die Insel würde den Fey, würde Rugar gehören.
    Und der Schwarze König würde sich dafür entschuldigen müssen, an seinem einzigen Sohn gezweifelt zu haben.
    Eine Möwe kreischte über Rugars Kopf. Ihr durchdringendes Kra-Kra übertönte den Regen und das Klatschen der Bugwellen. Rugar blickte zu einem seiner Männer auf, der auf dem Rücken der Möwe saß. Sein Unterleib war mit dem Körper des Tieres verschmolzen, nur Oberkörper und Kopf des Mannes waren zu erkennen. Es schien, als säße er rittlings auf dem Rücken des Vogels. Der Kopf der Möwe war leicht nach vorne geneigt, um diese etwas unbequeme Verwandlung zu ermöglichen. Das war das einzige, woran man Mensch und Tier unterscheiden konnte. Seit der Kindheit des Reiters waren die beiden Wesen zu einem geworden.
    Tierreiter waren den Gestaltwandlern verwandt. Im Unterschied zu diesen konnten sie aber nur eine einzige Gestalt annehmen, die sie dann für den Rest ihres Lebens beibehielten. Die Reiter legten Zeit und Ort jeder Verwandlung fest, aber ihre Stimmung wurde immer durch die Tiere beherrscht, die sie ausgewählt hatten. Rugar fragte sich immer wieder, was ein Reiterkind veranlaßte, statt eines Pferdes eine Möwe zu wählen. Er war jedoch dankbar, daß sich einige für Vögel entschieden. Die ständigen Klagen der Pferdereiter gingen ihm auf die Nerven. Diese hatten für die gesamte Dauer der Reise ihre menschliche Gestalt angenommen. Sie liefen jetzt rastlos wie eingesperrte Tiere unter Deck auf und ab und drohten damit, daß sie sich bald in Pferde verwandeln mußten, sonst verlören sie die Fähigkeit, es jemals wieder zu tun.
    Rugar kannte diese Klagereden bereits von anderen Feldzügen auswendig und beachtete das Gejammer nicht mehr. Aber auf so engem Raum fiel es ihm von Tag zu Tag schwerer. Er wünschte, er hätte die Pferdereiter auf einem der anderen Schiffe untergebracht und nur die Möwenreiter behalten – auch wenn sie bis jetzt nicht so nützlich waren, wie er gehofft hatte. Wegen ihres merkwürdig aufgebauten Organismus waren Tierreiter nicht in der Lage, lange Reisen in Tiergestalt zurückzulegen. Rugar hätte liebend gerne die Möwenreiter bis zur Insel vorausgeschickt, sobald die Schiffe die Segel gesetzt hatten, aber da es unterwegs keine Landungsmöglichkeiten gab, hätte ein solcher Flug die Möwen getötet.
    Rugar starrte geradeaus, als könnte er durch reine
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