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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Namen wieder und wieder.
    Jemand goß ihr Wasser über das Gesicht, und sie zuckte zusammen. Nicholas hob abwehrend die Hand.
    »Laßt sie machen!« sagte ihr Vater und zog Nicholas’ Arm weg. Das Brennen in Jewels Stirn ließ nach.
    Dann veränderte sich das Bild. Nicholas hielt sie immer noch. Sie war in den Heilerumhang ihres Vaters gehüllt, aber sie lag in einem steinernen Raum auf einer Matratze, in der sie wie in Wasser versank. Eine Heilerin, Neri, beugte sich, Zaubersprüche singend, über sie. Sie legte einen Breiumschlag auf Jewels Stirn, der nach Rotwurz und Knoblauch duftete. »Sie wird es überleben«, sagte Neri, »aber mehr kann ich nicht versprechen.«
    »Was hat sie gesagt?« Nicholas sprach Fey mit so hartem Akzent, daß er kaum zu verstehen war.
    »Daß sie überleben wird«, sagte ihr Vater auf Nye, »und unter Umständen wenig mehr als das.«
    Aus Nicholas’ Kehle drang ein leiser Klagelaut, und er preßte Jewel noch fester an sich. »Jewel.« Er küßte sie zärtlich und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ne sneto. Ne sneto.« Es tut mir leid. Es tut mir leid.
    Auch sie berührte ihn, wie zur Antwort. Diese Nacht war nicht so, wie sie es sich erträumt hatte.
    Sein Griff wurde noch fester, und dann packte er sie bei den Schultern und schüttelte sie heftig. »Jewel! Jewel!«
    Nicht Nicholas. Ihr Vater. Jewel fühlte eine unbestimmte Enttäuschung, als hätte sich der Schmerz nur gelohnt, wenn Nicholas sie berührte. Die Dunkelheit wich von ihr. Sie öffnete die Augen und starrte an die Decke der Hütte. Ihr Mund stand offen, und Speichel lief ihr über das Kinn. Langsam hob sie den Kopf und erwartete, daß das Brennen in ihrer Stirn wieder einsetzen würde, aber es blieb aus.
    »Geht es dir besser?« fragte ihr Vater.
    Jewel nickte. Sie fühlte sich irgendwie fehl am Platze, als sei sie zur gleichen Zeit an zwei Orten gewesen. »Ich habe nur zuwenig geschlafen«, murmelte sie.
    Rugar half ihr in einen Stuhl. »Du hattest eine Vision.«
    Jewel mußte blinzeln, um sein Gesicht zu erkennen. Vielleicht war es zu lange her, daß sie ihn richtig angesehen hatte.
    »Oder etwa nicht?«
    Auch dieser Ton in seiner Stimme war neu. Mit dieser Mischung aus Ehrfurcht und Zorn hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Nur mit seinem eigenen Vater. Was stimmte hier nicht?
    Unfähig, darüber nachzudenken, legte sie die Hand auf die Stirn. Warum hatte sie das Gefühl, ihn belügen zu müssen, warum hatte sie ihm vorher verschwiegen, daß sie Visionen gehabt hatte? »Ich glaube schon«, antwortete sie zögernd.
    »Erzähl mir, was du Gesehen hast.« Ein Befehl, keine Bitte. Wie sie sich fühlte, schien ihn nicht zu interessieren, obwohl sie aus dieser Ohnmacht fast nicht mehr erwacht wäre. Sollte es zwischen ihnen jetzt immer so sein? Hatte sich sein eigener Vater auch so verhalten, als Rugar seine ersten Visionen gehabt hatte?
    »Ich glaube, es war ganz persönlich«, wich Jewel aus. Sie wünschte sich, wieder klar denken zu können, aber sie wußte auch, daß sie dazu erst eine Nacht schlafen mußte.
    »In unserer Familie sind Visionen nie persönlich«, beharrte Rugar.
    Jewel holte tief Luft und nahm die Hand von der Stirn. Immer noch spürte sie den Nachhall des brennenden Schmerzes, und einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, die Haut unter ihrer Hand sei mit Narben übersät. Wieder berührte sie ihre Stirn. Sie war so glatt wie immer.
    »Ist es denn so wichtig, was ich Gesehen habe?« fragte sie.
    »Natürlich ist das wichtig!« gab Rugar ungehalten zurück. »Von jetzt an müssen wir zusammenarbeiten.«
    »Warum erzählst du mir dann nicht auch, was du Siehst?« fragte Jewel zurück.
    Rugar erbleichte. Sein sonst dunkles Gesicht nahm innerhalb von Sekunden den tiefen Grauton des Schattenlandes an. Seine Augen funkelten. »Meine Visionen gehen dich nichts an.«
    »Ich glaube, doch«, widersprach Jewel. »Jedenfalls, wenn ich dir meine erzählen soll.«
    »Seit wann stehen wir auf verschiedenen Seiten?« fragte Rugar.
    »Seit du so auf mich losgehst.«
    Endlich lachte Rugar und ließ sich in den Stuhl neben Jewel fallen. Er nahm ihre Hand. Seine Handfläche war schweißnaß. »Ich habe mir Sorgen gemacht, Jewel. Das ist alles. So habe ich dich noch nie gesehen. Es hat mich erschreckt. Ich habe mir nie klargemacht, wie es aussehen muß.«
    »Hast du nie gesehen, wie dein Vater eine Vision hatte?«
    Rugar schüttelte den Kopf. »Du bist die erste.«
    Das klang wieder merkwürdig, aber Jewel
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