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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sehnte.
    »Ein Mysterium?« Endlich richtete sich Rugar auf und sah seine Tochter an. »Wissen sie etwa Bescheid?«
    »Über unsere Mysterien? Ich glaube nicht. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht lügen sie auch alle. Vielleicht wissen sie mehr über uns, als wir jemals über sie herausfinden werden.«
    »Aber warum haben uns die Doppelgänger nichts darüber berichtet?«
    Jewel schüttelte den Kopf. »Es ist schon ein merkwürdiger Zufall. Erst das Gift und jetzt die Tatsache, daß es mit einem Mysterium verbunden ist.«
    »Du suchst nach Zusammenhängen, die es nicht gibt, Kind«, sagte Rugar freundlich.
    »Es ist viel zu früh, das zu beurteilen«, brauste Jewel auf. Hatte sie ihre Zeit damit verschwendet, den Gefangenen wichtige Informationen zu entlocken, nur damit ihr Vater darüber hinwegging und sie ›Kind‹ nannte, als wäre sie noch ein kleines Mädchen voller Hoffnungen und Träume?
    Rugar seufzte und wandte sich wieder der kalten Feuerstelle zu. Jewel fragte sich, ob er den Blick auf die Asche richtete, weil die Hütte keine Fenster besaß. Fenster waren überflüssig. Draußen sah sowieso alles gleich aus, und auch die Temperatur war immer dieselbe.
    »Was hast du noch herausgefunden?« fragte Rugar schließlich.
    »Daß die beiden Vater und Sohn sind. Und daß der Vater vielleicht einwilligt, Informationen gegen das Leben seines Sohnes zu tauschen.«
    Rugar lächelte. »Du hast gute Arbeit geleistet, Jewel.«
    »Stimmt«, erwiderte Jewel in schärferem Ton als beabsichtigt. »Allerdings.«
    Sie zog sich einen Stuhl heran und ließ sich, von Erschöpfung überwältigt, darauf sinken. Als Rugar schwieg, hatte sie das Gefühl, die Stille brechen zu müssen. »Ich finde, man sollte die beiden irgendwo zusammen einsperren und ihnen die Fesseln abnehmen. Wenn die Hüter mit ihrem Kameraden fertig sind, sollte er ihnen vorgeführt werden, als warnendes Beispiel für den Vater, was seinem Sohn zustoßen könnte. Auf diese Weise werden wir weiterkommen.«
    »Ich möchte, daß du das Verhör fortsetzt«, sagte Rugar.
    »Später.« Zu einem Zeitpunkt, den sie selbst bestimmte, dachte sie. Sie war so erschöpft, daß kleine schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten.
    »Hast du jemals daran gedacht, Frieden zu schließen?« fragte sie.
    »Was?« bellte Rugar, als sei er empört, daß sein eigenes Kind es wagte, ihm so etwas vorzuschlagen.
    »Frieden. Bis wir einen Ausweg gefunden haben.«
    Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Die Fey schließen niemals Frieden, wenn sie in der schwächeren Position sind.«
    Jewel zuckte die Achseln. »Wir müssen den Frieden ja nicht einhalten. Sobald wir alles erfahren haben, was wir wissen müssen, können wir die Inselbewohner immer noch unterwerfen. Niemand hat behauptet, daß wir fair sein müssen.«
    »Was hat dich überhaupt auf diese Idee gebracht?« So barsch hatte Rugar noch nie mit ihr gesprochen.
    »Unsere Situation«, erwiderte sie. »Wenn Großvater nicht kommt und wir weiterhin Leute verlieren, werden wir alle hier sterben. Aber wenn wir die Inselbewohner hinhalten und herausfinden, was sie so mächtig macht, haben wir vielleicht noch eine Chance.«
    »Das klingt nach dem Vorschlag eines Feiglings«, knurrte Rugar.
    »Es ist nur vernünftig«, widersprach Jewel. »Wir haben auf diesem Feldzug mehr Leute verloren als auf irgendeinem anderen, an den ich mich erinnern kann.«
    »Die Dinge werden sich ändern.«
    »Stimmt.« Sie stand auf, und zum zweiten Mal an diesem Tag gaben die Knie unter ihr nach. Sie taumelte. Schwärze umfing sie, aber sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Vater fing sie auf; seine warmen, starken Arme hielten sie. Sein eigener Geruch mischte sich mit dem seiner Lederkleidung, und sein Brustkasten war beruhigend fest. Ein Schmerz schoß durch ihre Stirn.
    Rugar rief: »Helft ihr doch! Bitte helft ihr!«, aber seine Stimme klang wie aus weiter Ferne. Jewel öffnete die Augen. Ein Schwert hing über ihrem Kopf. Sie war im Tabernakel. Alle Lords und alle Anführer der Fey hatten sich um sie versammelt. Die Zeremonie. Sie hatte die Zeremonie unterbrochen. Ein Mann beugte sich über sie. Seine Augenbrauen waren gerade, sein Haar lang und blond. Er hatte ein ehrliches, offenes Gesicht. Nicholas. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er wiegte sie mit einer Zärtlichkeit in den Armen, die sie nie zuvor erfahren hatte, und sagte: Orma lii. Die Inselsprache klang so vertraut wie ihre eigene. Ist alles in Ordnung? Dann wiederholte er ihren
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