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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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Nichtmenschlich. »Du hättest rein gar nichts gegen sie tun können.«
    »Ich hätte nicht weggehen sollen, ohne Bescheid zu sagen.« Nicks Stimme klang kläglich, als er seine Hand wegzog. Er blieb stehen und drehte sich so, dass er Dylan in die Augen sehen konnte. Sein Blick war tapfer und entschlossen. »Ich war wütend auf Mom.« Er schluckte und stieß dann hervor: »Und auf dich.«
    So wütend, wie Dylan einmal auf seinen eigenen Vater gewesen war.
    Dylan schloss für einen Moment die Augen; das Hämmern in seinem Kopf drohte, seinen Schädel zu sprengen. Er hätte das kommen sehen müssen. Er wünschte wirklich, dass dieser Augenblick auf sich hätte warten lassen, bis er den Jungen nach Hause zu seiner Mutter gebracht hatte.
    Aber als er die Augen öffnete, starrte ihn Nick noch immer unverwandt an. Er wartete auf eine Erwiderung, auf Verurteilung oder Absolution.
    Er musste etwas sagen. Etwas tun.
    Bitte, Gott, lass mich das nicht versauen.
»Manchmal«, begann er vorsichtig, »tut man dumme Dinge, wenn man groß wird. Dinge, die man bereut. Aber man kann sich dafür nicht in alle Ewigkeit selbst geißeln. Man muss aus seinen Fehlern lernen und weitermachen.«
    Nick legte neugierig den Kopf schief. »Bist du schon mal weggelaufen?«
    Dylan nickte. »Als ich ein bisschen älter war als du. Aber jetzt laufe ich nicht mehr weg.«
    Nick kicherte. »Du kannst doch nicht mehr weglaufen. Du bist doch erwachsen.«
    »Ja.« Dylan räusperte sich. »Das sehe ich auch so.«
    Sie setzten ihren Weg die Straße hinauf fort, Seite an Seite. Fast da, dachte Dylan.
    »Aber wenn du noch mal deiner Mom so einen Schrecken einjagst, versohle ich dir den Hintern«, sagte er.
    Nick sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Wenn ich dich erwische«, fügte Dylan nachdenklich hinzu. »Du bist ein flinker kleiner Scheißer.«
    Nick grinste, legte seine Hand in die von Dylan und ging schneller, bis er fast lief. So legten sie Hand in Hand den Rest des Weges auf den Hügel zurück.
     
    Regina hieb auf den Arm des Dämons, so dass die glänzende Nadel zur Seite flog, und wich hinter den Untersuchungstisch zurück.
    Ihr Herz hämmerte. Dylan würde kommen. Daran musste sie glauben. Sie musste ihm einfach Zeit verschaffen. Zeit, um Nick zu befreien. Zeit, um sie zu finden. Zeit, um ihr Baby zu retten.
    Der Dämon stürzte sich auf sie. Regina kickte ihm gegen das Knie, doch er fing den Stoß mit dem Oberschenkel ab. Regina trat mit der Ferse auf den empfindlichen Fußspann der Ärztin, und Donna schrie auf. Sie stach mit der aufgezogenen Spritze zu, und Regina sprang zurück, um der niedersausenden Nadel aus dem Weg zu gehen.
    Wie Boxer, die nach einer Lücke in der Deckung suchten, umkreisten sie den Tisch.
    »Du bist ziemlich kompliziert«, schnaufte die Teufelsfrau.
    »Die komplizierteste Frau, die ich jemals getroffen habe«,
hatte Dylan sie genannt.
    Regina lachte wild. »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten.«
     
    »Weggefahren«, wiederholte Dylan tonlos. Er stand mitten im Restaurant und starrte Antonia über Nicks Kopf hinweg an. »Wohin?«
    Sein Herz hämmerte in der Brust, dröhnte in seinen Ohren. »Außerhalb des Restaurants« war alles, was er denken konnte.
    Außerhalb des schützenden Bannkreises um das Wächtermal.
    All seine Ängste und Bedenken packten ihn am Nacken und schüttelten ihn wie ein Terrier eine Ratte.
    Antonia, die ihren Enkel an sich gedrückt hielt, sah auf. Ihr Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen und müde. »Sie hatte … Probleme«, sagte sie und mied seinen Blick. »Sie ist mit Donna Tomah in die Praxis gefahren.«
    Dylan machte ein finsteres Gesicht. »Mit der Ärztin?«
    Und da fiel ihm in einer eisigen Klarheit der dünne bärtige Mann im Kapuzenshirt ein, den sie vor der Praxistür getroffen hatten.
Verdammt.
    Die Praxis. Zehn Minuten zu Fuß. Zwei Minuten mit dem Auto.
    »Ich muss mir Ihr Auto ausleihen«, stieß er hervor.
    Antonia schürzte die Lippen. »Der Lieferwagen steht hinten. Können Sie denn überhaupt fahren?«
    Dylan biss die Zähne zusammen. Er war nicht mehr am Steuer gesessen, seitdem er vor fünfundzwanzig Jahren den Truck seines Vaters die Einfahrt hinauf und hinunter gelenkt hatte.
    Zehn Minuten zu Fuß. Zwei Minuten mit dem Auto.
    »Ich schätze, das werden wir herausfinden«, erwiderte er grimmig und schnappte sich im Laufen die Wagenschlüssel.
     
    Reginas Wangen brannten von den Nägeln der Teufelsfrau, ihr Rücken schmerzte, und ihr Bauch stand regelrecht in
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