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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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unteren Ende der Treppe angebunden war wie eine Ziege, die einen Tiger in die Falle locken sollte.
    Es zog Dylan das Herz zusammen.
O Mist. Sei am Leben,
dachte er.
Bitte sei noch am Leben.
    »Rühr dich nicht«, rief er die Treppe hinab. »Ich komme und hole dich hier raus.«
    Dann ging ihm auf, dass dies vielleicht nicht die beruhigendsten Worte waren, die man von einem Mann mit einem Messer zu hören bekommen konnte, wenn man ein kleiner Junge war, den irgendjemand in der Dunkelheit festgebunden hatte.
    Vorausgesetzt, dass Nick überhaupt noch hören konnte.
    »Ich bin es – Dylan«, fügte er hinzu.
    Als ob das ein Grund zur Freude für den Kleinen gewesen wäre.
    Das Geländer war wie der Boden weggefault. Die Stufen dagegen waren aus soliden Backsteinen. Das bedeutete noch nicht, dass sie in Sicherheit waren. Die Dämonen mochten Vorkehrungen getroffen haben, um Eindringlinge zu verletzen. Nick konnte verletzt werden. Dylan saß noch immer dieser Instinkt im Nacken und tief in den Knochen, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber er konnte nichts sehen, und er konnte auch nichts riechen, und vor allem konnte er den Jungen auch nicht die nächsten hundert Jahre unten an der Treppe liegen lassen, während er es herauszufinden versuchte.
    Zentimeterweise tastete er sich die Stufen hinab. Ruhig Blut, ruhig Blut …
    Er runzelte die Stirn, erneut mit diesem Gefühl, als ob Mottenflügel seinen Nacken streiften. Vielleicht zu ruhig?
    Aber dann war er nah genug, um das Flattern von Nicks Atem und den schwachen Puls unter seinem Kinn zu erkennen. Dylan fiel auf die Knie und schob alle Gedanken an die Dämonen zur Seite, um sich ganz auf das Kind zu konzentrieren.
    Mit dem Messer schnitt er Nicks Fesseln durch und schob die Spitze vorsichtig unter die Latexbänder.
Latex.
Dreckskerle.
    Er machte ein finsteres Gesicht. Wer verwendete schon Latex?
    Die Hände des Jungen waren kalt. Dylan setzte sich auf die unterste Stufe und hob Nick auf seinen Schoß, um seine geschwollenen Hände zu reiben.
    Der Kopf des Jungen fiel an seine Schulter. »Dylan?«, fragte er schläfrig.
    »Ja. Alles in Ordnung mit dir?«
    Nick begann zu zittern. »Was machst du hier?«
    Dylan musste sich räuspern, bevor er antworten konnte. »Ich wollte nachsehen, ob du noch immer mein Pfand hast.«
    Nick steckte die Hand langsam in seine Hosentasche. Er zog den Silberdollar heraus, der schwach bläulich schimmerte. Seine Hand bebte, ebenso wie seine Unterlippe. »Muss ich ihn jetzt zurückgeben?«
    »Nein«, erwiderte Dylan heiser. »Warum bewahrst du ihn nicht noch eine Weile für mich auf?«
    Nick nickte. Und dann warf er seine Arme um Dylans Hals und klammerte sich an ihn, als wollte er ihn nie wieder gehen lassen.
    Nun, dachte Dylan, während ihm Staunen und Erleichterung die Brust weiteten, das war leicht. Er hielt den Jungen ganz fest.
    Nick war in Sicherheit. Dylan hatte es geschafft. Er hatte das Versprechen, das er Regina gegeben hatte, eingelöst.
    Und es war so … einfach gewesen.
    Als ob die Dämonen eingesehen hätten, dass sie einen Fehler begangen hatten und deshalb beschlossen hätten, den Jungen gehen zu lassen. Oder als ob sie ihn nie wirklich hätten haben wollen.
    Dylan runzelte die Stirn. Aber warum hätten sie sich in diesem Fall überhaupt die Mühe machen sollen, ihn zu entführen?
    Er strich dem Jungen den Pony aus der Stirn, während er fieberhaft überlegte. Es sei denn, seine Entführung wäre nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Es sei denn, sie hätten es gar nicht auf Nick abgesehen gehabt.
    Es sei denn … Dylan gefror das Blut in den Adern. Es sei denn, sie hätten ihn selbst vom Schauplatz des Geschehens entfernen wollen, um Regina nachzustellen.
    Und dem Baby.

[home]
    19
    W enn du die Tabletten nicht nimmst«, sagte der Dämon mit Donna Tomahs geduldiger, belehrender Stimme, »gebe ich dir eine Spritze.«
    Regina schloss ihre Hand fester um den Pappbecher, während Angst in ihrem Magen wühlte. »Ich dachte, du kannst mir nicht wehtun.«
    Der Dämon lächelte furchteinflößend, und die Ähnlichkeit mit der Ärztin schwand. »Deine Wächter schützen dich vor Besessenheit. Und vor dem Tod. Ein Einstich in den Arm oder Hintern wird dich nicht umbringen.«
    Nur das Baby.
    Die Anspannung ließ sie kaum atmen. Sie suchte den Blick der teuflischen Frau. Ihr lief die Zeit davon. Wie lange war Dylan schon weg? Zwei Stunden? Drei? Wie lange war Nick verschwunden? Vier Stunden?
    »Ich habe Nadeln immer schon gehasst«, erwiderte
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