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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser
Autoren: Paul Lascaux
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wenn er am richtigen Ort liegt. Und in den ehemaligen Kohleminen hätte bestimmt niemand nach Andreas Kohler gesucht. Ich wusste schließlich, wann er jeweils hinging, um Nachschub zu holen.«
    »Aber auf den Sigriswilgrat bist du ihm nicht nachgestiegen?«, fragte Müller.
    »Nein. Das wäre ihm sofort aufgefallen. Man hat dort eine wesentlich bessere Übersicht. Und er konnte ja zwei und zwei zusammenzählen.«
    »Der Bericht des Rechtsmediziners, das habe ich vergessen, euch zu erzählen«, sagte der Störfahnder, »hat bei Andreas Kohler keine Gewalteinwirkung festgestellt. Er hat aber einen Herzinfarkt erlitten, ob kurz vor oder erst während des Sturzes, ist nicht in Erfahrung zu bringen.«
    »Jemand hat ihn getötet, da bin ich mir sicher«, sagte Sämu.
    »Wir steigen jetzt zur Lusbüel-Hütte hoch, und Sie kommen mit«, befahl Bernhard Spring. »Pascale, du gehst zuhinterst und achtest darauf, dass der Senn nicht abhaut.«
    »Und die Schweine?«, jammerte er.
    Also bekamen die Sauen Molke und die Bullen Käse und Brot.

    In der Alphütte hatte offenbar noch niemand gesucht. Windschief, rauchschwarz und mit dem Loch im Dach war sie ein Spielball der Elemente. Man konnte kaum auf einen Fund hoffen. Spring und Müller traten hinein und begannen mit der Untersuchung, während die beiden Frauen mit dem jammernden Wildberger vor dem Holzhäuschen im Gras saßen und die Aussicht genossen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis auch die letzte Holzbohle umgedreht war. Als Heinrich Müller den Fernseher auf den Kopf stellte, bemerkte er, dass die Abdeckplatte hinten nur teilweise angeschraubt war. Er drehte das Gerät so, dass der Bildschirm auf dem Boden lag, hob den Deckel an und fand einen Chip, mit einem Klebstreifen befestigt, der entweder zu einer Digitalkamera oder einem Videogerät passte. Er steckte ihn Bernhard Spring zu und bedeutete ihm zu schweigen.
    »Nichts gefunden«, sagten die beiden Männer, als sie wieder aus der Hütte traten. Nun hielt nicht mehr viel die alten Bretter zusammen, der nächste Herbst- oder Wintersturm würde sie zum Einsturz bringen.
    »Dann steigen wir jetzt zu den Felszeichnungen hoch«, bestimmte Müller, obwohl er das Bergwandern bereits satt hatte.
    »Ich weiß nicht«, jammerte Sämu. »Es ist ein heiliger Platz.«

    Nicole lachte ihn aus. »Als ob dir in diesem Tal etwas heilig wäre, wenn du Abderhalden und seine Pläne unterstützt.«
    »Führ uns zum Platz, den Kohler erwähnt hat.«

    Es war Wildberger sichtlich unwohl in seiner Haut. Dennoch stieg er dem kleinen Trupp ohne weiteren Widerspruch voran bis hinauf zum Felsabsturz.
    »Eine wunderbare Aussicht«, sagte er, als sie oben standen.
    Das war nicht zu bestreiten, aber eigentlich wollten sie prähistorische Felszeichnungen sehen und keine touristischen Führungen über Bilderbuchausblicke erdulden.
    »Was hier als Stein vor uns liegt«, dozierte der Senn mit überraschender Deutlichkeit, »war einmal der Boden eines Meeres. Alles Getier, das in die Sedimente abgesunken und zu einer gewaltigen Masse Fels zusammengepresst worden ist, hat seinen Weg hierher gefunden. Alle Informationen, die diese Lebewesen während ihrer Existenz gesammelt haben, stecken in diesem Berg. Die Wissenschaftler haben erst begonnen, sie zu sammeln, einzuordnen und mit unserem eigenen Wissen abzugleichen.«
    »Wo sind denn nun die Jäger und Sammler und die Mammuts, die sie in den Fels geritzt haben?«, fragte Spring mit ungebremstem Sarkasmus in der Stimme, denn er begann einen groß angelegten Schwindel zu ahnen.
    Sämu druckste herum, sagte dann aber: »Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie gesehen. Der Andreas hat immer wieder davon geschwärmt. Vielleicht muss man etwas Moos wegreißen.«
    Und sofort begann er in seiner Verzweiflung mit unsinnigen Aktionen. Er rupfte hier ein paar Grasbüschel von einem Felsblock, dort grub er unter der dünnen Moosschicht und brachte einen Käfer zu Tage.
    »Hör doch auf mit dem Theater«, beschwerte sich Müller verärgert. »Gibt es nun diese Felszeichnungen, oder gibt es sie nicht?«
    »Also, der Andreas hat mir den Kopf vollgeschwatzt, dass es doch hier, an diesem wunderschönen Aussichtsplatz einen Kultplatz gegeben haben könnte. Er will übrigens auch im Seefeld ein paar davon entdeckt haben. Zuerst hab ich ihn ausgelacht. Aber als er dann stets mehr insistiert hat, habe ich ihm geglaubt. Er war dermaßen eingenommen von seiner Idee, dass man ihm einfach nicht widersprechen
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