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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser
Autoren: Paul Lascaux
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konnte.«
    »Seine Überzeugung war so groß, dass er entsprechend gehandelt hat und alle Menschen sterben mussten, die sein Paradies gefährdeten«, mutmaßte Spring. »Langsam wird das Bild klarer.«
    »Kann es sein«, fragte Nicole, »dass er auch Abderhalden von seiner vermeintlichen Entdeckung und deren Bedeutung erzählt hat?«
    »Ja«, antwortete der Senn kleinlaut. »Er hat ihn damit unter Druck setzen wollen. Simon sollte ihm ein anständiges Heimet in Sigriswil beschaffen gegen sein geheimes Wissen.«
    »Andreas Kohler ist also wegen nicht existierender Felszeichnungen umgebracht worden«, schloss Bernhard Spring.

Donnerstag, 25. September 2008

    Nach der anstrengenden Wanderung hatte dann noch die vergangene Nacht Heinrich Müller und Bernhard Spring das Letzte abgefordert. Es galt, die Fotos zu sichten, die auf dem Chip enthalten waren. Man konnte unschwer erkennen, dass sie von Andreas Kohler stammten, denn Müller hatte nicht nur den Chip in der Alphütte gefunden, sondern die ersten Bilder zeigten auch ausschließlich die Gegend rund um Lusbüel. Es begann mit Aufnahmen von der Niederhornseite oberhalb Beatenberg: Panoramabilder der Voralpenkette vom Gantrisch über das Stockhorn und den Niesen hinüber auf die andere Seeseite bis zum Hohgant, dann aber auch der Blick zu den Alpengipfeln. Testfotos, wie man sie mit einer neuen Kamera macht. Schließlich das Justistal, alle Bergli der Reihe nach von unten her aufsteigend, die Lusbüelhütte, und dann eine ganze Menge von Steinen und Felsen, in allen möglichen Winkeln und wechselnden Lichteinfällen. Das blieb wohl der verzweifelte Versuch, auf irgendeine Art und Weise die Existenz der Felszeichnungen zu dokumentieren. Mit sehr viel Fantasie konnte man die eine oder andere Kerbe entdecken, einmal so etwas wie ein Viereck, dann verschiedene Näpfchen im Fels. Aber alles sah aus, als ob es natürlichen Ursprungs wäre. Die prähistorische Kunst wurzelte in Kohlers Wunschdenken.
    Offensichtlich aber interessierte sich der Mann außerdem für die fotografische Dokumentation von Verwesungsvorgängen. Das Objekt, das er sich dafür ausgesucht hatte, war auf den ersten Blick unschwer als Kurt Grünig zu erkennen. Die nachfolgenden Fotos hätten jede wissenschaftliche Publikation eines Rechtsmediziners bereichert. Andreas Kohler war offenbar täglich in den Kampfstand im Schafloch hochgestiegen, wo die Leiche des EKW-Mitarbeiters lag, und hatte jeweils genau einmal abgedrückt, stets aus derselben Position, sodass man die Entmenschlichung des Ingenieurs Schritt für Schritt nachvollziehen konnte.
    Es brauchte keine Worte für das Grauen, das diese Obsession bei den beiden Ermittlern auslöste.
    »Nun kennen wir den genauen Verlauf der Geschichte und wissen, dass sich Kohler jeden Tag an Ort und Stelle aufgehalten hat. Ist es das krankhafte Interesse des Mörders, das ihn verfolgen lässt, was aus seiner Tat wird?«, fragte der Störfahnder.
    »Leider beginnt die Serie erst mit Grünigs Leiche. Der Mord ist nicht dokumentiert«, sagte Heinrich Müller. »Entweder war Kohler wirklich ein verkannter Wissenschaftler und hat sich für seine Forschungstätigkeit ein Objekt gesucht …«
    »Oder er hat eines gefunden, das ihm jemand präsentiert hat. Dann wollte er vermutlich mit seinem Wissen den Täter erpressen.«
    »Nach den Aussagen von Wildberger kommt dafür aber nur noch Simon Abderhalden infrage«, meinte der Detektiv.
    »Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Abderhalden der Auftraggeber für die ersten beiden Morde gewesen ist. Aber langsam ergibt sich ein anderes Bild.«
    »Nämlich?«, fragte Spring.
    »Der Politiker hat den Staudammexperten trotz des Besuchers aus Österreich zum Schafloch bestellt, um ihn von der Absurdität seines Projekts zu überzeugen. Davon wollte Kurt Grünig nichts wissen, also wurde er umgebracht. Du hast ja Abderhaldens kaum zu bremsenden Jähzorn miterlebt.«
    »Oder er hat ihn von Anfang an erschießen wollen.«

    »Die Tötung von Sara Reber geht eindeutig auf die Kappe von Kohler. Eifersucht, verletzter Stolz, oder er wollte wirklich sein geliebtes Justistal schützen.«
    »Du hast recht«, pflichtete Spring bei, »denn die letzten fünf Fotos dokumentieren die Erdrosselung der Frau und ihr langsames Sterben. Das erkennt man daran, dass sie noch zwei Mal die Position wechselt, bevor sie auf dem letzten Bild so liegen bleibt, wie wir sie am andern Tag gefunden haben. Der Schwarzbrenner hat sich also nicht nur für die
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