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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser
Autoren: Paul Lascaux
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vor die Füße gespuckt, wenn sie vor der Hütte gestanden hätten. »Der Andreas ist nicht einfach verstorben. Man hat ihn von dort oben runtergestoßen.«
    »Man?«, fragte Spring.
    »Was weiß ich«, entgegnete der Senn, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte.
    Aber den Namen konnte man zur Not im Alpverzeichnis nachschlagen.
    Falls er ihnen helfen würde, versprach ihm Müller einen Auftritt in der nächsten Staffel von ›Californication‹, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg hatte, da der Senn sich mangels eines Fernsehapparates darunter nichts vorstellen konnte. Also musste der Detektiv konkreter werden: Kalifornien, Sonne, Wind, Meer und silikonverstärkte Bräute mit der Garantie, dass sie beim Orgasmus seinen Namen schreien würden. Erst Letzteres interessierte ihn, und er fragte, ob Müller Fotos dabei habe.
    Nun war das Eis gebrochen, und alle drei lachten.
    »Welchen Namen müssten sie denn rufen?«, fragte Heinrich.
    »Mettler Philipp«, sagte der Junge. »Also, Mettler nicht, Philipp reicht, sonst muss ein langer Orgasmus her.«
    Er schwieg einen Moment. »Dann schreien das in Zukunft schon zwei. In Stereo.«
    »Was?«, fragte Bernhard.
    »Philipp.«
    »Wer?«, fragte Heinrich.
    »Bräute.«
    Nun war es an Spring und Müller, sich gegenseitig perplex anzuschauen.
    »Es ist so«, sagte Mettler, »auf Groß Mittelberg gibt’s eine prächtige Käserin. Da war ich vorher.«
    Er schwieg.
    »Da bin ich eigentlich jeden Tag, wenn die Kühe nicht betreut werden müssen und der Käse zubereitet und gepflegt ist.«
    Er schwieg.
    »Es muss aber keiner erfahren.«
    »Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd«, trällerte Müller.
    »Eine Sünd wär’s, die Käserin allein zu lassen«, gab Mettler zurück.
    »Auch gestern?«, fragte Spring.
    »Ja. Auch gestern.«
    »Dann können Sie uns nicht sagen, von wann bis wann Abderhalden auf Flüelaui gewesen ist.«
    »Nein, nicht genau. Sein Wagen stand da, als ich zurückgekommen bin, also um drei Uhr nachmittags. Er kam gegen vier herunter.«
    »Und was ist mit dem Tierarzt?«, wollte Müller wissen.
    »Tierarzt? Den hab ich nicht bestellt.«
    »Eine von Abderhaldens Kühen soll erkrankt sein.«
    »Davon weiß ich nichts. Das muss sie ihm telepathisch mitgeteilt haben«, sagte Philipp.
    »Es soll ja Menschen geben, die mit Tieren kommunizieren«, spottete Spring.
    Müller blickte ihn von der Seite an und dachte an Baron Biber.
    »Sigriswil habt ihr jedenfalls ganz schön aufgemischt«, sagte der Senn, goss etwas Enzian pur nach und begann die beiden Städter zu duzen. »Da traut keiner mehr dem anderen.«
    »Wer sagt denn etwas, was uns interessieren könnte?«, fragte Spring.
    »Nur wenn ich auf Diskretion wegen der Sache mit der Käserin zählen kann.«
    »Kein Problem«, sagte Müller rasch und fing einen strafenden Blick des Störfahnders ein.
    »Gut. Niemand will den Fun-Park, aber keiner hat den Mut, Abderhalden zu widersprechen. Man meint, es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich schwere Unfälle ereignen würden. Dann sei nicht nur das Image des Parks, sondern das der ganzen Region beschädigt.«
    »Im Lauterbrunnental stürzen sich die Basejumper reihenweise zu Tode«, sagte Müller.
    »Genau.«

    Spring ärgerte sich. »Das können doch keine Argumente sein von Leuten, die ihre Lebensgrundlage verlieren. Da muss es doch anders tönen.«
    »Sie kennen die Oberländer Bauern schlecht«, meinte Philipp. »Die sagen jahrelang nichts, der Zorn staut sich an, und wenn er entbrennt, dann kracht’s.«
    »Gegen wen?«, wollte Spring wissen.
    »Eigentlich … Gegen den Abderhalden«, sagte Mettler und war selber etwas verblüfft. »Die Frau im Seefeld ist nie vorgekommen in all den Diskussionen. Die meisten werden von ihr gar nichts gewusst haben.«
    »Und Kurt Grünig? Ist dieser Name gefallen?«, fragte der Störfahnder.
    »Ja. Ich weiß aber nicht genau, was gelaufen ist. Jedenfalls soll der Dorfkäser ihm einmal einen wüsten Drohbrief geschickt haben«, sagte der Senn.
    »Der Käser? Von Hand?« Müller staunte.
    »Er wird ihn seinem Sohn diktiert haben, und der hat sich in Thun in ein Internetcafé gesetzt und so getan, als wenn er zu den Umweltschützern gehöre. Nehm ich an.«
    »Und wer hat Grünig umgebracht?«, fragte Spring.
    »Der Käser ganz sicher nicht. Er hat kaum freiwillig sein Gewicht ins Schafloch hinaufgewuchtet.«
    »Andreas Kohler«, bemerkte Müller, »ging offenbar einigen auf den Geist. Da kämen mehrere als Täter infrage, alle aus
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