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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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zur Arbeit eingeteilt und mit ihnen ein Wunder vollbracht. Diese Frauen wirkten scheu und verhuscht und schienen sich vor ihrem eigenen Schatten zu fürchten. Auch daran war zu erkennen, dass Sir Richard Haresgill, Squire of Gillsborough, wie er die Burg der Ui’Corra genannt hatte, die Leute schlecht behandelt hatte. Zudem hatte sein Priester versucht, den Leibeigenen den katholischen Glauben mit dem Stock auszutreiben.
    Allein deswegen ist es gut, dass wir zurückgekehrt sind, sagte Ciara sich. Allerdings würden sie bald einen eigenen Priester brauchen, der den wahren Glauben predigte und nicht die englische Häresie.
    »Ihr habt Euch schon ganz gut eingerichtet«, wandte Aodh Mór O’Néill sich an ihren Bruder, als habe dieser all das veranlasst, was hier getan worden war.
    Ciara stieß ein leises Schnauben aus, weil sie Saraids Leistung geschmälert sah – und auch ein wenig ihre eigene. Obwohl sie nicht direkt hatte mit anpacken können, war sie daran beteiligt gewesen, die noch brauchbaren Vorräte herauszusuchen. Lange würden diese nicht reichen, doch sie hoffte, mit Fischen aus dem See und essbaren Wurzeln und Pilzen aus dem Wald bis zur nächsten Ernte durchzukommen.
    In ihre Planungen vertieft, überhörte sie beinahe die Antwort ihres Bruders. »Das Lob gebührt weniger mir als vielmehr meiner Schwester und meiner Cousine Saraid. Ich habe erwartet, hier Unordnung und Verwüstung vorzufinden. Umso mehr freut es mich, dass dies nicht der Fall ist.«
    »Es gab sehr viel Unordnung und Verwüstung hier! Allein dafür gehören dieser elende Haresgill und seine Engländer an den nächsten Baum gehängt!«, stieß Ciara wuterfüllt aus.
    Aodh Mór O’Néill wandte sich ihr lachend zu. »Keine Sorge, Jungfer Ciara! Wir werden Richard Haresgill und allen anderen Engländern auch Eure Rechnungen vorlegen, zusätzlich zu all jenen, die hier in Uladh noch zu begleichen sind. Schon bald werden wir dieses Volk von unserer Insel hinweggefegt haben und endlich wieder als brave Christenmenschen unsere Gesichter nach Rom wenden können, wo der Nachfolger des heiligen Petrus als Oberhaupt unseres Glaubens herrscht.«
    »Dies erinnert mich daran, dass wir einen neuen Priester brauchen, der den Geruch der englischen Ketzerei aus diesem Tal vertreibt.«
    Ciaras Worte waren für ihren Bruder gedacht gewesen, doch Aodh Mór O’Néill bezog sie auf sich. »Keine Sorge, Tochter der Ui’Corra! Vor wenigen Tagen ist ein Schiff aus Spanien in Béal Atha Seanaidh gelandet. Neben Waffen hat es auch in Rom ausgebildete Priester an Bord. Die Stimmen der englischen Häretiker und ihrer Ketzerkönigin werden ein für alle Mal auf unserer Insel verstummen.«
    Und doch hast du dich von dieser Ketzerkönigin zum Earl of Tyrone ernennen lassen und ihr den Lehenseid geschworen, dachte Ciara verächtlich, rief sich aber sofort zur Ordnung. Saraids Abneigung gegen Aodh Mór O’Néill durfte ihr Handeln nicht beeinflussen. Daher bat sie den Mann, Platz zu nehmen und zuzugreifen.
    Mit einer höflichen Geste überließ ihr Bruder dem Gast den Ehrenplatz an der Stirnseite der Tafel. Ciara ärgerte sich darüber, denn als Oberhaupt der Ui’Corra stand Oisin auf gleicher Stufe mit Aodh Mór O’Néill, mochte dessen Clan auch größer sein und über mehr Land und Krieger verfügen.
    Das Essen war gut, der Met schmeckte allen, und so herrschte bald eine ausgelassene Stimmung, der sich auch Ciara nicht entziehen konnte. Aodh Mór O’Néill machte ihr einige Komplimente, kümmerte sich dann aber nur noch um ihren Bruder, denn er wollte den erfahrenen Söldnerführer ganz auf seine Seite ziehen. Seine eigenen Männer waren tapfer, doch um den Krieg mit England zu gewinnen, brauchte er Offiziere, die sich bereits in großen Schlachten bewährt hatten. Schließlich legte er den Arm um Oisin und zog ihn näher zu sich heran.
    »Ihr seid ein Mann ganz nach meinem Sinn, O’Corra, und Euer Rat wird mir stets teuer sein.«
    »Ich fühle mich geehrt«, antwortete Oisin, da er nichts anderes zu sagen wusste. Er war in dem Glauben nach Irland zurückgekehrt, als Oberhaupt seines Clans eine bedeutende Rolle zu spielen. Doch der Earl of Tyrone hatte ihm rasch deutlich zu verstehen gegeben, dass hier in Uladh nur einer etwas zu sagen hatte, und das war er selbst. In dieser Hinsicht handelte Aodh Mór O’Néill nicht wie ein irischer Taoiseach, sondern wie ein englischer Lord.
    Oisin war sich dessen bewusst, dass sein Gast sich nicht aus Freiheitsliebe
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