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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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gegen die Engländer gewandt hatte, sondern weil Königin Elisabeth seine Rechte hier in Uladh beschneiden und ihm einen ihr genehmen Gouverneur vor die Nase hatte setzen wollen. Hätte die englische Herrscherin stattdessen den O’Néill zu ihrem Statthalter in Uladh ernannt, hätte dieser ihr mit Begeisterung gedient. In dem Fall hätte er selbst weiterhin Soldaten für fremde Könige auf dem Kontinent ins Feld geführt und Ciara würde noch immer in einem entlegenen Winkel von Tir Chonaill, das die Engländer Donegal nannten, in einem windumtosten alten Turm hausen müssen.
    Aodh Mór O’Néill wurde mit jedem Becher Met gesprächiger, und schließlich gelang es ihm dank seiner leutseligen Art, Oisins Unmut und auch Ciaras Missstimmung zu vertreiben. Er versprach den Ui’Corra weiteres Land, das derzeit noch von den Engländern besetzt war, ließ sich etwas nebulös über seine weiteren Pläne aus und kam schließlich auf das zu sprechen, was ihm bei diesem Besuch am wichtigsten erschien.
    »Ihr seid ein tapferer und erprobter Anführer im Krieg, O’Corra. Männer wie Euch brauchen wir, um die Engländer aus Uladh und möglichst aus ganz Irland zu vertreiben. Aber selbst der tapferste General kann keine Schlachten ohne Soldaten gewinnen. Ich hoffe, die Zahl Eurer Clankrieger und Söldner ist Eurer würdig!«
    »Ich bin mit fünfzig Mann in Irland gelandet«, antwortete Oisin, wissend, dass diese Zahl dem O’Néill zu gering erscheinen würde. Daher setzte er seine Aufzählung rasch fort: »Mein Stellvertreter Aithil wird in wenigen Tagen mit dem Rest meiner Männer in Béal Atha Seanaidh landen und zu uns stoßen. Das sind noch einmal dreihundert kampferfahrene Krieger und etwa die gleiche Zahl an Rekruten, die wir in Frankreich unter den dort lebenden Iren anwerben konnten. Und das ist noch nicht alles. Mein deutscher Freund Simon von Kirchberg hat vom Heiligen Vater in Rom den Auftrag erhalten, zwei Söldnerkompanien aufzustellen und uns gegen die englischen Ketzer zu unterstützen. Daher werden bald mehr als eintausend Männer der Fahne der Ui’Corra in die Schlacht folgen.«
    »Das ist eine stattliche Zahl«, antwortete Aodh Mór O’Néill leicht säuerlich. Mit einer solchen Streitmacht würde Oisin O’Corra eine größere Bedeutung erlangen, als er ihm zubilligen wollte. Dennoch lobte er dessen Vorhaben, eine kriegsstarke Truppe auf die Beine zu stellen, und wechselte dann zu einem anderen Thema über.
    Ciara presste die Hand auf ihr pochendes Herz, als sie den Namen Simon von Kirchberg hörte. Ob er immer noch so gut aussah wie vor fünf Jahren?, fragte sie sich. Damals war ihr Herz für ihn entbrannt, und sie hatte es kaum verwunden, dass er sie mit einer gewissen Herablassung als kindliche Schwester ihres Bruders behandelt hatte. Doch jetzt war sie keine vierzehn mehr und laut Saraids Worten ein hübsches Mädchen. Aber würde das einem Mann, der auf dem Kontinent die schönsten Frauen der Welt kennengelernt hatte, genügen? Da sie von Oisin mehr über Simon von Kirchberg zu erfahren hoffte, wünschte sie ihren Gast zwar nicht direkt zum Teufel, aber wenigstens ans andere Ende von Irland, um endlich unter vier Augen mit ihrem Bruder reden zu können.

5.
    D er Kapitän wies mit besorgter Miene auf die hellen Segel, die achtern am Horizont zu erkennen waren.
    »Die fremden Schiffe haben erneut aufgeholt, Signori. Wenn der heilige Paulus uns nicht beisteht, werden sie uns vor der Dunkelheit erreichen.«
    »Bist du dir sicher, dass es sich um Engländer handelt?«, fragte Simon von Kirchberg angespannt.
    »Ich bin bereit, mein Seelenheil darauf zu verwetten!«, antwortete der Kapitän. »Spanische und französische Schiffe sehen anders aus und segeln auch nicht so schnell. Es könnten eventuell auch Schiffe aus den rebellischen Provinzen der Niederlande sein, doch die wären für uns genauso fatal wie die Engländer.«
    Simon von Kirchberg beschattete die Augen und spähte zu den fremden Schiffen, deren Rümpfe sich nun über der Kimm abzuzeichnen begannen. »Was schlägst du vor?«
    »Wir sollten alles an Segel setzen, was wir haben. Vielleicht können wir sie uns auf diese Weise bis Anbruch der Nacht vom Hals halten und in der Dunkelheit entkommen.«
    Simon von Kirchberg fuhr ärgerlich auf. »Warum ist das bis jetzt nicht geschehen?«
    »Es ist wegen der Violetta. Die ist nicht so schnell wie mein Schiff, und ich wollte sie nicht im Stich lassen. Aber nun kommt der Augenblick, an dem wir unsere
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