Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
eigene Haut retten müssen.«
    Simon von Kirchbergs jüngerer Vetter Ferdinand hatte bislang wie gebannt auf die sie verfolgenden Schiffe gestarrt. Nun wandte er sich erbost an den Kapitän. »Schlägst du allen Ernstes vor, wir sollen die Violetta im Stich lassen und damit auch die Kameraden, die sich darauf befinden?«
    »Jeder ist sich nun einmal selbst der Nächste, Signore. Unsere Familien haben nichts davon, wenn wir bei der Violetta bleiben und zusammen mit ihr von den Engländern aufgebracht werden.«
    »Aufgebracht? Du meinst gekapert! Bei Gott, welch ein Gedanke! Auf der Violetta befinden sich dreihundert tapfere Männer und auf unserem Schiff fast achtzig. Zusammen werden wir doch wohl mit den Besatzungen von drei englischen Nussschalen fertig werden«, rief Ferdinand, der sich zunehmend darüber ärgerte, dass sie vor den fremden Schiffen flohen, obwohl sie diesen an Männern weit überlegen sein mussten.
    Der Kapitän schüttelte nachsichtig den Kopf. »Signore, die Engländer sind Teufel! Sie werden nicht längsseits kommen und mit blankem Säbel angreifen, sondern uns so lange aus der Entfernung mit ihren Kanonen beschießen, bis die meisten Männer tot und die Schiffe so schwer beschädigt sind, dass wir uns ergeben müssen. Tun wir das nicht, werden sie uns versenken, ohne auch nur näher als dreißig Klafter an uns heranzukommen. Euer Mut und der Eurer Soldaten helfen uns überhaupt nichts.«
    »Aber warum machen wir nicht kehrt und greifen sie an?«, schlug Ferdinand vor.
    »Dafür ist die Violetta viel zu langsam. Sie würden ihr ausweichen und sie zusammenschießen, und allein gegen drei Schiffe haben wir keine Chance.« Der Kapitän machte wenig Hehl daraus, dass er Ferdinands Einwände für dummes Geschwätz hielt, und sah Simon von Kirchberg an.
    »Ihr seid der Capitano dieses Unternehmens, Signore. Bitte, lasst unsere Frauen nicht zu Witwen und unsere Kinder nicht zu Waisen werden. Die Engländer sind Teufel …«
    »Das hast du eben schon gesagt«, blaffte Ferdinand ihn an.
    Simon von Kirchberg hob begütigend die Hand. »Lass den Mann ausreden, Ferdinand. Im Gegensatz zu uns ist er ein Seemann und weiß am besten Bescheid. Wenn er sagt, dass wir die Violetta zurücklassen müssen, wird es wohl so sein.«
    Seinen abwiegelnden Worten zum Trotz mochte Simon von Kirchberg nur ungern hinnehmen, dass sie das bauchige Transportschiff mit dem größten Teil seiner Männer verlieren würden. Dennoch konnte er seine Erleichterung nicht verhehlen, selbst an Bord der kleineren Margherita zu sein. So hatte er wenigstens die Hoffnung, nach Irland zu kommen. Auf der Violetta würde er unweigerlich in die Hände der Engländer geraten. Mit entschlossener Miene wandte er sich dem Schiffer zu. »Tu alles, was in deiner Macht steht, damit wir diesen ketzerischen Hunden entkommen!«
    Der Kapitän atmete auf, dabei ging es ihm nicht nur um sein Leben, sondern auch um sein Schiff. Wenn die Engländer es kaperten, würde er, falls sie ihn überhaupt noch einmal freiließen, nur noch als einfacher Maat oder Steuermann auf einem fremden Schiff anheuern können. Wahrscheinlicher erschien ihm sogar, dass die Kapitäne der Königin Elisabeth ihn und seine Männer kurzerhand über Bord warfen, so dass sie elend ersaufen mussten. Ohne eine direkte Erlaubnis abzuwarten, befahl er den Matrosen, mehr Segel zu setzen. Der Eifer, mit dem diese sich ans Werk machten, zeigte deutlich, dass auch sie alles tun wollten, um sich nicht auf ein Seegefecht mit den englischen Schiffen einlassen zu müssen, deren Kanonen den ihren weit überlegen waren.
    Ferdinand sah fassungslos zu, wie ihr Schiff schneller wurde und die Violetta immer weiter zurückblieb. Nicht lange, da drangen empörte Rufe zu ihnen herüber.
    »Ihr Schweine, ihr wollt uns wohl im Stich lassen!«
    »Der Teufel soll euch holen!«
    »Elende Feiglinge!«
    Beschämt und zornig trat er auf seinen Vetter zu und schlug mit der Faust gegen die Reling. »Was wir tun, ist falsch! Wir dürfen unsere Kameraden nicht im Stich lassen, bevor auch nur ein einziger Schuss abgefeuert worden ist. Warum bleiben wir nicht bei der Violetta und empfangen die Engländer mit Musketensalven? Wir haben doch genug von den Dingern an Bord.«
    Simon von Kirchberg setzte eine überhebliche Miene auf. »Junge, was meinst du, was ich am liebsten tun würde? In dem Fall aber müssten wir unseren Kapitän und seine Leute mit Waffengewalt daran hindern zu fliehen. Wie sollen wir uns da noch gegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher